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Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0084
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S>asprachderMeister:„HerrKaiser,habtihr
^ daswohlvernommen?" DerKaisersprach:
„Zumal wohl. Was hätte Hippocraö das ge-
fchadet, daß Galenusgelebthatte?" DerMeister
sprach: „Es wäre Hippocras zumal gut gewe-
sen, denn er wäre zu der Zeit nicht gestorben.
Also sage ich euch,Herr, daß euch vielschlimmer
geschieht, so ihr euren einigen Sohntötet, derzu
den Zeiten, da euch Not geschieht, euch beistehen
mag. Warum gedenket ibr nicht, daß ihr die
zweite Fraue habt! also möget ihr die dritte, die
vierte nehmen, keinen andern Sohn mögt ihr
nimmer gewinnen, der euch in Nöten beisteht."
Da sprach der Kaiser: „Auf meine Wahrheit,
er soll leben." Der Meistersprach: „Thut ihr
das, so thm ihr weislich."

DadieKaiserin dasvernahm, dakam stevon stch
selber, und darnach hub ste laut an zu jammern,
daß alle, dieessahenundhörten,sich verwunder-
ten. Dem Kaiser ward gesagt: „Herr, unsre
Frauewill stch cöcen vorUnmutund Leide." Da
ging er zu ihr und sprach: „Frau, wie vergesser
ihralso gar eurerweiblichen Ehre." Siesprach:
„Herr, ich kann mich es nicht enthalten, geden-
ket, daß ich eineS Königs Tochter bin und eure

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