Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0093
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
jedermänniglich verwunderte. Da kam einer
vondenRitternausdesKaisersPalastundging
vordemHause, und hörte dieFrau singenund
sah empor. Zuhand gewann erLiebe zuihr,und
ging hin und bat sie um die Minne. Und unter
andern Reden sprach erzu ihr: „Fraue,was soll
ich euch geben, daß ich eine Nacht bei euch sein
möge?" Siesprach:„HundertGulden." „Die
will ich euch gerne geben, aber sagt mir, wann
soll ich kommen?" Sie sprach: „Jch werd es
euch entbieten." Des andern Tages saß sie an
der selben Statt und sang zumal süß. Da kam
der andere Ritter des Kaisers daher, der blieb
auch stehen, und bat sie um ihre Liebe, und ge-
lobte ihr hundert Gulden; dem wollte sie es
auch entbieten wenn es Zeit sei. Des dritten
Tages kam der dritteRitter, derwollre auchum
hundert Gulden bei ihr liegen, und sie sollte eS
ihm entbieten, wann er kommen sollte. Nun
wußten die dreiRitterkeinervondemandern;
aber die Frau war voll falscher Ltst und Bos-
heit, und kam zu ihrem Manne, dem alten Rit-
ter,und sprach: „Herr,ichwilleuchetwasheim-
liches fagen, und folgt ihrmeinemRat,wirwol-
len reich und selig werden." Er sprach: „Eure

9i
 
Annotationen