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Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0096
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gm, tritt heretn." Da erm dasHaus kam, holte
sie Wein und schenkte ihm freundlich ein und
sprach: „Lieber Bmder, das tstdieSache, daß
ich dich gerufen hab, ich bedarfeines RatS." Er
sprach: „Rede frei und fürchte dich nicht." Da
sprach sie: „Gestern Abend kam ein Ritter in
guter Freundschaft zu uns, nicht langedarnach
wurden mein Herr under uneins und erzürnten
sich so sehr, daß mein Herr ihn erschlug; und er
liegtheimlich ineinerKammer. Nunhabenwir,
lieber Bruder, niemanden, dem wtr vertrauen,
denn dich allein. Würde der Leichnambei uns
funden, wir müßten darum sterben. Nun rate,
wie wir sein ledig mögen werden." Da sprach
der Bruder: „Thu ihn mir in meinen Sack, ich
wtll ihn in die Tiber tragen." Das ist ein Was-
ser zu Rom. Da sie das hörte, ward sie zumal
froh, und stteß ihm den Leichnam des einen Rit-
ters in denSackund gab ihm den. Ernahmihn,
und liefschnell zu dem Wasser und warf ihn da-
rein. Da das geschehen war, kam er wieder zu
der Schwester und sprach: „Nun schenke mir
guten Wein, denn ihr seid seiner ledig." Sie
dankte ihm und ging in die Kammer, als ob
sie den Wein wollte holen, und schrie aufund

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