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Kautzsch, Rudolf
Einleitende Erörterungen zu einer Geschichte der deutschen Handschriftenillustration im späteren Mittelalter (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 3) — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 3: Straßburg, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.2061#0072
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die keinem anderen Zeichner eignet, colorirt sind. So die Bilder
des ersten Zeichners in allen 12 Hss., in denen er auftritt, also
auch da, wo er nur Theile eines Werks gefertigt hat. Es ergibt
sich daraus zuverlässig, dass in der Regel der Zeichner den
Bilderschmuck der Lagen, die er zugetheilt bekam, allein be-

. - . / sorgte.

Meist, aber nicht immer, erst nach der Anfertigung der
Bilder erhielt der Rubricator die Lagen: die rothen Kapitelüber-
schriften, die seinen Hauptantheil am Buch ausmachen, dienten
zugleich als Text zu den Bildern. Ausser diesen Kapitelüber-
schriften ist roth die Einleitung zum Register, welches regelmässig
dem Text vorausgeschickt wird und den Inhalt der Kapitel ab-
gekürzt angibt. Sie lautet stets: Hie vohent sich an des büches
cappitel das do saget von N. N. und ist mit fys_'uren gemolet.
Ebenso werden ferner allermeist die ersten Textworte (bisweilen
die ganze erste Seite) nach dem stehenden grossen Bilderinitial
roth geschrieben. Endlich sind die Zahlen der Kapitel roth über
der Spalte angegeben. Nach diesen Zahlen ist auch das Register
angefertigt.1 Bisweilen hat der Rubricator den ganzen Text durch-
gesehen und corrigirt.

Jetzt erst2 wurden auch die rothen und blauen Anfangsbuch-
staben zu den einzelnen Kapiteln eingetragen. Bemerkenswerther-
weise sind sie zweifellos sehr oft mit der Schablone hergestellt: ein
gewisses Ausfliessen der Farbe über die Ränder lässt sich nur so
erklären.

Für Text und Bild wurden dieselben Vorlagen immer wieder
benutzt. Für die Historienbibeln, deren allein aus der Klasse IIa

1 Folgt ganz deutlich z. B. daraus, dass in einer Historienbibel in
München (cgm itoi) im Register vorn zu einigen Kapitelzahlen be-
merkt ist; «het kein rot geschrift.» Der Schreiber stellte nach der
fertigen Hs. die rothen Kapitelzahlen, die er über den Spalten fand,
im Register zusammen, dazu schrieb er die Kapitelüberschriften, wie
sie in den betreffenden Spalten im Text standen. War nun etwa einmal
eine längere Kapitelüberschrift doppelt gezählt, so fand er für eine Zahl
über der Spalte in dieser keinen besondern Kapitelanfang und setzte
dann jene Worte ins Register.

2 Sie fehlen bisweilen selbst da, wo der Rubricator sonst sein
Werk g-ethan hat, z. B. in einer Historienbibel des Nat.-Museums' in
München S. 280 ff.
 
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