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Teile ersetzt: Durch diese und andere Wandlungen, zu welchen
die Nachlässigkeit mithalf, war die Möglichkeit einer wachsenden
Entfremdung zwischen Bild und Text gegeben. Schien dem
Druoker der Abstand einmal gar zu gross, so griff er wohl zum
Nachschnitt. ,s)

Doch wird in der Regel wenig Rüoksicht aut eine Be-
ziehung zwischen Bild und Text genommen. In den Volksdrucken
werden sogar die ursprünglichen Bilder [und Nachschnitte] selten
so hergestellt, dass sie charakteristische und wichtige Situationen
veranschaulichen, sondern der Gegenstand wird gerade obenhin
aus dem Text gegriffen, indem man etwa den Anfang oder das
Ende des betreffenden Kapitels illustriert, oder sich aus der
Ueberschrift den Gegenstand nimmt — wie diese entstehen kann,
habe ich oben gezeigt; ich bemerke noch: wenn zu einem bereits
bestehenden Text, so wird sie oft derart gebildet, dass der Drucker
die ersten oder letzten Sätze des Kapitels mehr oder weniger kurz
zusammenfasst und sie als Ueberschrift voraufdruckt, oder sie
richtet sich umgekehrt nach dem bereits bestehenden Bilde.*)

All dies trägt dazu bei, dass in volkstümlichen Drucken des
16. Jahrhunderts und später das Verhältnis Bild: Text meist kein
harmonisches ist, und von Druck zu Neudruck und Nachdruck
hört das Bild mehr und mehr auf, Illustration zu sein, die Wand-
lungen der Bilder und des Textes fliessen fast unabhängig neben-
einander fort. Nur vereinzelt sind die Versuche, Bilder uad Text
wieder zu versöhnen.

Diese mannigfachen Beziehungen zwischen Bild, Ueberschrift
und eigentlichem Text ergeben die Notwendigkeit, bei der Prü-
fung des letzteren stets die ersteren zu Rate zu ziehen. —

Erst lange nach dem Flach'schen Pontus ist wieder ein neuer
Druck bezeugt: 1539 erscheint der Roman als Prachtwerk, in
Polio, wiederum in Strassburg:

p Yn Rhu(o)mreich [| Zierlich | vnnd faft frucht |! bar
■*~* Histori | von dem Edlen | Ehrn || reichen i vnnd man-
hafftigen Ritter || Ponto | des Ku(o)nigsfu(o)n aufz Galioia |
|| Auch von der fchönen Sidonia | küni || gin aufz Britannia
j Geschmückt mit grosser zucht vnd fcham | auch höflichen
fitten } hüpschen leeren { fchönen ex || emplen vnd gleich-
nüssen | der Rittermäffigen jugent | vnd Adliohen ge-

*) Wieweit diese Vorhältnisse schon in der Anlage von Hss. be-
gründet sind, entzieht sich meiner Beobachtung.
 
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