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DAS WELLENBANDMUSTER

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Abb. 25. Wellenbandmuster der späteren Bronzezeit.

an, die den Bewegungsfluß in sich aufnehmen und wieder zum Wellental zurück-
führen (Abb. 25a), oder sie senden S-förmig geschlungene Ranken aus
(Abb. 25b, c; 26 a). Sehr beliebt ist die Verbindung der Wellenköpfe
unter sich durch ein S-förmiges Band (Abb. 25 b, Taf. XII äußere Zone1). Öfters
setzten sich an dem Wellenband derM. IV-Stufe nicht einzelne, sondern gepaarte
Spiralhäkchen an; im Verlauf ihres Wachstums konnten sich diese nach außen
und oben umbiegen und sich über dem Wellenscheitel vereinigen: es entstehen
die höchst eigentümlichen pilz- oder medusenähnlichen Formen (Abb. 25 c oder
Taf. XII, mittlere Zone). Verwachsen diese Spiralhäkchen nicht miteinander,
sondern mit ihren Nachbarn, so ergibt sich das Muster Abb. 26b. Neben diesen
phantastisch geschlungenen Formen begegnet aber auch die gewöhnliche Welle
(Abb. 27) und, durchaus in diese Formenwelt passend, wenn auch zweifellos
aus der südlichen Kunst übernommen, der reine Mäander, selbstverständlich
mit gekrümmten Windungen (Abb. 25!).
Mit dieser Auswahl der gebräuchlichsten Formen besitzen wir das Material
zur Beurteilung des stilistischen Gegensatzes zur ersten Phase, als deren Ver-
treter sich ungesucht die reich mit Spiral- oder Kreisornament geschmückten
flachen Brustplatten der zweiten Montelius-Stufe anbieten (vgl. Taf. XI und
XII). In beiden Fällen sind es die breiten, um die Mitte der Grundfläche krei-
senden Bahnen, die mit einem flach eingepunzten Muster gefüllt werden. Und
da zeigt die vergleichende Gegenüberstellung: diese isolierten, mit konzentri-
1. In der, um eineinhalb bis zwei Jahrtausende älteren Tripolje-Kultur Südrußlands
erscheint ein sehr verwandtes Muster (Kossinna, Der Ursprung der Urfinnen usw.
Taf. XXXIII), ein Beweis, wie gefährlich es ist, auf Grund einer äußeren Ähnlich-
keit, die bodenständigen, gewachsenen Formen der nordischen Kunst aus dem Süden
abzuleiten.

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