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Akademie der Künste
Chronik der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin — 1896 [1. Oktober 1895 - 1. Oktober 1896]

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Ständigen Sekretär und die Direktoren der Lehranstalten empfangen
und in die Rotunde des alten Museums, die einen reichen Fest-
schmuck angelegt hatte und an der Nordseite die Kolossalbüste des
Stifters der Akademie zeigte, geleitet. Hier hatten sich die ge-
samte Akademie, die Lehrer der akademischen Unterrichtsanstalten,
das diplomatische Corps, die in- und ausländischen Abordnungen
versammelt. Die Senatoren trugen bei dieser Gelegenheit zum
ersten Male die ihnen Allerhöchsten Orts verliehene Amtstracht.
Nach huldvollster Begrüssung der Festversammlung begaben sich
die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit ihrem Gefolge
nach den für sie bestimmten erhöhten Sitzen. Von der Galerie
ertönte, vorgetragen von den Angehörigen der Hochschule für Musik,
a cappella der Bach’sche Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“.
Nach Verklingen des Gesanges erbat der Kurator der Akademie,
Staatsminister Dr. Bosse, das Wort für den Präsidenten der
Akademie, Geheimen Regierungs-RatProfessor Hermann Ende,
der folgende Ansprache an Se. Majestät hielt:
,,Allerdurchlauchtigster, Grossmächtigster Kaiser und König!
Allergnädigster Kaiser, König und Herr!
An dem heutigen Ehrentage unserer Akademie mischt sich
in die festlich frohe Stimmung vor Allem das erhebende Gefühl
ehrfurchtsvollsten, tiefempfundenen Dankes für Euere Majestät und
Deren erlauchte Gemahlin. Ist doch durch die hohe Auszeichnung
der Teilnahme Euerer Majestät unserer Jubelfeier erst die rechte
und echte Weihe, durch die Gegenwart Ihrer Majestät, unserer
erhabenen Kaiserin, diesem Tage erst der Sonnenschein verliehen.
Sehen wir mit Recht hierin den erneuten Beweis grösster Huld
und Gnade, welche Euere Majestät und deren erlauchte Kaiserliche
und Königliche Ahnherren der Akademie in so reichem Maasse
gewährt haben, so dürfen wir wohl stolz sein, wenn wir heute auf
die lange Zeit des Bestehens und Wirkens, auf eine 200jährige
Vergangenheit unserer Akademie zurückblicken, welche mit den
Geschicken unseres Herrscherhauses, unseres Vaterlandes und
unserer Stadt Berlin so eng verknüpft ist.
Als im Jahre 1696 Kurfürst Friedrich III. den Entschluss fasste,
nach dem Vorbilde der Pariser, im Sinne jener glänzenden Akademien
an den italienischen Fürstenhöfen in der Blütezeit der Renaissance,
auch für Preussen eine solche zu schaffen, war er von dem Bewusst-
sein getragen, dass ein grosses Staatswesen der Kunst und ihrer
Pflege nicht entbehren könne.
 
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