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Stellung als Koch gewährte, und ausserdem einige Skizzen, die er
auf Veranlassung seines Zwillingsbruders, der sich als Eleve
der Malerabteilung auf der dortigen Akademie befand, dem
Professor Josef Gufs vorlegte. Denn obschon er eine un-
bezwingliche Neigung zur Bildhauerei in sich verspürte, und auch
sein Bruder diese erkannt hatte und unterstützte, konnte er es
dennoch nicht unterlassen, zuvor noch von einem anerkannten
Meister ein aufrichtiges Urteil über seine Befähigung fällen zu
lassen, ehe er den einen Beruf aufgab, um dem allein liebgewonnenen
sich in die Arme zu werfen. Auf seine Fragen und auf die Be-
merkung hin, dass es das Schrecklichste für ihn sein würde, nur
ein Stümper in der Bildhauerei zu werden, gab der Professor ihm
zur Antwort, er solle nur getrost anfangen und sorgenlos in die
Zukunft blicken, da er seiner festen Ueberzeugung nach alle
natürlichen Dispositionen besässe und unter Aufbietung der
nötigen Energie und des erforderlichen Fleisses es zu etwas
Tüchtigem bringen würde. Dieser Ausspruch aus dem Munde
eines erprobten Meisters entschied mit einem Male über seine
Zukunft. Sofort sagte er der ihm schon längst verhassten Koch-
kunst valet, in welcher er bis beinahe zum 22. Lebensjahre gewirkt
hatte, um nunmehr mit der vollsten Begeisterung und dem regsten
Eifer der nach der Erfüllung ihrer wahren Lebensaufgabe ringenden
Jugend sich der Bildhauerei zu widmen. Nachdem er in die
Akademie von Antwerpen aufgenommen war, besuchte er diese
nur fünf Monate während des Winterkursus 1849/50. Als Schüler
der Akademie arbeitete er eigentlich sehr wenig, um desto mehr
beobachten zu können, namentlich bei den Schülern, die für die
besten galten. Die dort gesammelten Erfahrungen verwertete er
praktisch in seinem ruhigen bescheidenen Daheim. Als Frucht
dieser Beobachtungen entstand dort eine lebensgrosse Porträtbüste
seines Zwillingsbruders Gustav, eine lebensgrosse Statue der Themis
in Gips für die Freimaurerloge (Antwerpen) und die Büste eines
alten, lachenden Satyr, welche von der Kommission für würdig
befunden wurde, auf der im September 1850 zu Brüssel stattfindenden
Ausstellung aufgenommen zu werden. In dem darauf folgenden
Jahre siedelte er wieder von Antwerpen nach Brüssel über. Hier
war er nun vollständig auf sich allein angewiesen; der einzige
Lehrmeister, den er um Rat fragen konnte, war die Natur. Die
weiteren nötigen Mittel zur Bestreitung des Unterhalts und
Stellung als Koch gewährte, und ausserdem einige Skizzen, die er
auf Veranlassung seines Zwillingsbruders, der sich als Eleve
der Malerabteilung auf der dortigen Akademie befand, dem
Professor Josef Gufs vorlegte. Denn obschon er eine un-
bezwingliche Neigung zur Bildhauerei in sich verspürte, und auch
sein Bruder diese erkannt hatte und unterstützte, konnte er es
dennoch nicht unterlassen, zuvor noch von einem anerkannten
Meister ein aufrichtiges Urteil über seine Befähigung fällen zu
lassen, ehe er den einen Beruf aufgab, um dem allein liebgewonnenen
sich in die Arme zu werfen. Auf seine Fragen und auf die Be-
merkung hin, dass es das Schrecklichste für ihn sein würde, nur
ein Stümper in der Bildhauerei zu werden, gab der Professor ihm
zur Antwort, er solle nur getrost anfangen und sorgenlos in die
Zukunft blicken, da er seiner festen Ueberzeugung nach alle
natürlichen Dispositionen besässe und unter Aufbietung der
nötigen Energie und des erforderlichen Fleisses es zu etwas
Tüchtigem bringen würde. Dieser Ausspruch aus dem Munde
eines erprobten Meisters entschied mit einem Male über seine
Zukunft. Sofort sagte er der ihm schon längst verhassten Koch-
kunst valet, in welcher er bis beinahe zum 22. Lebensjahre gewirkt
hatte, um nunmehr mit der vollsten Begeisterung und dem regsten
Eifer der nach der Erfüllung ihrer wahren Lebensaufgabe ringenden
Jugend sich der Bildhauerei zu widmen. Nachdem er in die
Akademie von Antwerpen aufgenommen war, besuchte er diese
nur fünf Monate während des Winterkursus 1849/50. Als Schüler
der Akademie arbeitete er eigentlich sehr wenig, um desto mehr
beobachten zu können, namentlich bei den Schülern, die für die
besten galten. Die dort gesammelten Erfahrungen verwertete er
praktisch in seinem ruhigen bescheidenen Daheim. Als Frucht
dieser Beobachtungen entstand dort eine lebensgrosse Porträtbüste
seines Zwillingsbruders Gustav, eine lebensgrosse Statue der Themis
in Gips für die Freimaurerloge (Antwerpen) und die Büste eines
alten, lachenden Satyr, welche von der Kommission für würdig
befunden wurde, auf der im September 1850 zu Brüssel stattfindenden
Ausstellung aufgenommen zu werden. In dem darauf folgenden
Jahre siedelte er wieder von Antwerpen nach Brüssel über. Hier
war er nun vollständig auf sich allein angewiesen; der einzige
Lehrmeister, den er um Rat fragen konnte, war die Natur. Die
weiteren nötigen Mittel zur Bestreitung des Unterhalts und