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In dieser Mahnung und dem stillen Gelübde unserer Körperschaft, der-
selben eingedenk zu bleiben, liegt aber ein dauernder Gewinn, der diesen
Tag für uns im hohen Mafse bedeutungsvoll erscheinen läfst.
Die Geschichte der Akademie ist bekannt; sie steht seit mehr denn
200 Jahren in einer direkten Wechselwirkung zu der Geschichte des
Preufsischen Staates selbst.
So wenig wie im Reiche des Grofsen Kurfürsten schon ein Platz für
sie denkbar war, sowenig konnte ihre Verfassung unter dem Ersten Preufsischen
Könige den Rahmen überschreiten, welchen jene Zeit forderte und welche
ihren Schwerpunkt und ihre Beschränkung in der Befreiung künstlerischer
Regungen vom Zunftzwange finden mufste.
Ebenso war es naturnotwendig, dafs die Regierungen Friedrich Wilhelms I.
und des Grofsen Königs in ihrem Lebenskämpfe für die innerliche Gesundung
und die äufsere Machtstellung des Staates, die unter diesem schweren
Ringen verkümmernden schwachen Blüten selbständig deutschen Kunstlebens
nicht zu fördern vermochten.
Erst Friedrich Wilhelm II. und sein weitblickender Minister Heinitz
haben einer eigentlichen Akademie zum Leben und zur Wirksamkeit ver-
holfen, welche dann, der allgemeinen Kulturentwicklung der Jahrhunderte
folgend, sich bis zu dem Institut unserer Tage entwickelt hat.
Aus der Schöpfung Friedrich Wilhelms II. haben viele jetzt selbständige
Körperschaften ihr Leben empfangen, sie selbst ist damit umgewandelt und
ihre Wirksamkeit nach manchen Richtungen hin eingeschränkt -worden.
Ich hoffe, heute sagen zu dürfen:
»Nicht zu ihrem Schaden!«
Aus dem Wirken in die Breite ist ein solches in die Tiefe geworden,
aus der allgemeinen Kulturaufgabe hat sich eine rein künstlerische Mission
ergeben, und die Entwicklung der Kunst in den letzten Dezennien ist auf
allen Gebieten ein solcher Faktor des öffentlichen Wohles geworden, ein
solches Moment eminent sittlicher Bedeutung für das gesamte Volksleben,
dafs, wenn die Akademie der Künste hier ihren gesunden, objektiven
leitenden und fördernden Einflufs geltend zu machen versteht — sie in unseren
sturmbewegten Kunsttagen vielleicht eine wohltätigere Wirkung zu üben ver-
mag, wie je zuvor.
Diese Hoffnung bewegt heute unser Herz; sie und unser ehrliches Wollen,
sie sind es, die uns die Zuversicht geben, dafs die Akademie der Künste auch
das leisten wird, was man von ihr erwartet.
Sie darf in dieser feierlichen Stunde die Zuversicht aussprechen, in ihrem
Streben durch das Wohlwollen der vorgesetzten hohen Behörde unterstützt zu
werden;
vor allem aber wendet sie sich an die huldvolle Gnade und Unterstützung
Euerer Majestät, und wagt es, diese auch für die Zukunft des Instituts ehr-
furchtsvoll zu erbitten.
Im Namen der Akademie darf ich dagegen geloben, dafs wir nach den
Kräften, die uns gegeben sind, in Treue und selbstloser Hingabe das an-
vertraute Gut verwalten wollen zu Ehren ihres Allerhöchsten Protektors und
zum Wohle des Vaterlandes, dem ihr Dienst geweiht sein soll.
Unsere heute durch Euere Majestäten zu eröffnende Erste Internationale
Akademische Ausstellung von Werken lebender Akademiker soll ein Stirn-
In dieser Mahnung und dem stillen Gelübde unserer Körperschaft, der-
selben eingedenk zu bleiben, liegt aber ein dauernder Gewinn, der diesen
Tag für uns im hohen Mafse bedeutungsvoll erscheinen läfst.
Die Geschichte der Akademie ist bekannt; sie steht seit mehr denn
200 Jahren in einer direkten Wechselwirkung zu der Geschichte des
Preufsischen Staates selbst.
So wenig wie im Reiche des Grofsen Kurfürsten schon ein Platz für
sie denkbar war, sowenig konnte ihre Verfassung unter dem Ersten Preufsischen
Könige den Rahmen überschreiten, welchen jene Zeit forderte und welche
ihren Schwerpunkt und ihre Beschränkung in der Befreiung künstlerischer
Regungen vom Zunftzwange finden mufste.
Ebenso war es naturnotwendig, dafs die Regierungen Friedrich Wilhelms I.
und des Grofsen Königs in ihrem Lebenskämpfe für die innerliche Gesundung
und die äufsere Machtstellung des Staates, die unter diesem schweren
Ringen verkümmernden schwachen Blüten selbständig deutschen Kunstlebens
nicht zu fördern vermochten.
Erst Friedrich Wilhelm II. und sein weitblickender Minister Heinitz
haben einer eigentlichen Akademie zum Leben und zur Wirksamkeit ver-
holfen, welche dann, der allgemeinen Kulturentwicklung der Jahrhunderte
folgend, sich bis zu dem Institut unserer Tage entwickelt hat.
Aus der Schöpfung Friedrich Wilhelms II. haben viele jetzt selbständige
Körperschaften ihr Leben empfangen, sie selbst ist damit umgewandelt und
ihre Wirksamkeit nach manchen Richtungen hin eingeschränkt -worden.
Ich hoffe, heute sagen zu dürfen:
»Nicht zu ihrem Schaden!«
Aus dem Wirken in die Breite ist ein solches in die Tiefe geworden,
aus der allgemeinen Kulturaufgabe hat sich eine rein künstlerische Mission
ergeben, und die Entwicklung der Kunst in den letzten Dezennien ist auf
allen Gebieten ein solcher Faktor des öffentlichen Wohles geworden, ein
solches Moment eminent sittlicher Bedeutung für das gesamte Volksleben,
dafs, wenn die Akademie der Künste hier ihren gesunden, objektiven
leitenden und fördernden Einflufs geltend zu machen versteht — sie in unseren
sturmbewegten Kunsttagen vielleicht eine wohltätigere Wirkung zu üben ver-
mag, wie je zuvor.
Diese Hoffnung bewegt heute unser Herz; sie und unser ehrliches Wollen,
sie sind es, die uns die Zuversicht geben, dafs die Akademie der Künste auch
das leisten wird, was man von ihr erwartet.
Sie darf in dieser feierlichen Stunde die Zuversicht aussprechen, in ihrem
Streben durch das Wohlwollen der vorgesetzten hohen Behörde unterstützt zu
werden;
vor allem aber wendet sie sich an die huldvolle Gnade und Unterstützung
Euerer Majestät, und wagt es, diese auch für die Zukunft des Instituts ehr-
furchtsvoll zu erbitten.
Im Namen der Akademie darf ich dagegen geloben, dafs wir nach den
Kräften, die uns gegeben sind, in Treue und selbstloser Hingabe das an-
vertraute Gut verwalten wollen zu Ehren ihres Allerhöchsten Protektors und
zum Wohle des Vaterlandes, dem ihr Dienst geweiht sein soll.
Unsere heute durch Euere Majestäten zu eröffnende Erste Internationale
Akademische Ausstellung von Werken lebender Akademiker soll ein Stirn-