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Akademie der Künste [Hrsg.]; Österreichisch-Deutscher Volksbund [Hrsg.]
Ausstellung österreichischer Kunst 1700-1928: Zeichnungen, Aquarelle, Graphik : Januar/Februar 1928 — Berlin: Verlag der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.48639#0009
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Diese Ausstellung ist der erste Versuch einer Übersicht über
die zeichnenden Künste Österreichs während einer langen
Periode — vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.
Nichts Ähnliches ist dem auch in Wien vorausgegangen. Sie ge-
stattet aber auch, über das graphische Gebiet hinausgehend einen
Überblick über die allgemeine Entwicklung des künstlerichen
Wollens des Donaulandes. Um diesen Zweck besser erreichen zu
können, wurde eine Reihe von Architektur- und Theaterzeichnun-
gen beigefügt, die jedoch im Gegensatz zu den anderen Teilen
der Ausstellung kein vollkommen geschlossenes Bild der Entwick-
lung zeigen, sondern nur die Haupttendenzen durch einige
charakteristische Beispiele erläutern sollen.
Die österreichische Kunst ist naturgemäß ein Teil der deut-
schen Kunst uud fügt sich in die Entwicklung des süddeutschen
Kunstkreises ein. Sie weist aber doch wieder infolge der geo-
graphischen und kulturellen Lage so viel besonderes auf, daß
es notwendig sein wird, zu ihrem Verständnis einige einleitende
Worte über die historischen Grundlagen zu sagen. Schon die
Abgrenzung der Ausstellung bedarf einer Erklärung. Seit dem
früheren Mittelalter findet man zuerst in Salzburg, dann in
den großen Klöstern, in der gotischen Zeit auch in den Städten
Österreichs, eine blühende und großartige Kunstentwicklung. Aber
diese ist, wenn auch einige Zweige, wie die gotische Tafelmalerei
Innerösterreichs, erst in neuester Zeit hinlänglich erforscht wurden,
doch so bekannt, daß es nicht nötig schien, sie hier einzubeziehen,
um so mehr, als in dieser frühen Zeit die Erzeugnisse der Graphik
sich zu lückenhaft erhalten haben, um damit allein ein geschlossenes
Bild österreichischen Kunstwollens zu geben. Um die Mitte des
16. Jahrhunderts aber versiegt die künstlerische Ader. Die un-
seligen Glaubenskämpfe, die ständige Bedrohung durch die Türken,
die ihre Grenzen bis auf zwei Tagereisen von Wien vorgeschoben
hatten, die ungeheuren Lasten des 30jährigen Krieges, das alles
erklärt diese Unfruchtbarkeit zur Genüge. Erst als nach der miß-

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