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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Gartendenkmalpflege in Niedersachsen — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 13.1994

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Meyer, Margita Marion: Stadtentwicklung und Gartendenkmalpflege am Beispiel des Düsternbrooker Gebietes in Kiel: die Berücksichtigung landschaftsplanerischer Instrumente für gartendenkmalpflegerische Belange
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https://doi.org/10.11588/diglit.51144#0034
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6 Modellrekonstruktion des Schloßgartens in Kiel um 1852 nach einer Zeich-
nung von C. H. Seebach von Dieter Lange. Das Modell zeigt die landschaftli-
che Anlage von Christian Schaumburg.

Kleinod an der Kieler Förde rettete. Daß in den ehemaligen
Gewächshäusern Tierversuche stattfinden und sie von Containern
umzingelt sind, ist ein skandalöser Zustand.
Das Bauverbot für die ehemaligen königlichen Gehege Düvels-
bek und Düsternbrook und für die Krusenkoppel hat bis heute
weitgehend Bestand. Von dem Weide- und Ackerland der Bruns-
wiker Bauern ist jedoch bis auf die Krusenkoppel und die Koppel
im ehemaligen Ahlmannschen Garten nichts mehr vorhanden.
Lediglich Teile des Villengebietes, in die allerdings auch die städti-
sche Bebauung hineindrückt, sind heute noch vorhanden und
weisen einige Bauten im Jugendstil und Heimatschutzstil auf.

schaftlich so reizvollen Lage bestimmt. In der Hauptstadt der
preußischen Provinz Schleswig-Holstein nahmen aber auch städti-
sche und universitäre Nutzungen im Bearbeitungsgebiet zu. Der
Schloßgarten wurde zum Baureserveland für die neuen Universi-
tätsbauten, die Akademischen Heilanstalten, die bis in die siebzi-
ger Jahre dieses Jahrhunderts sich wie ein Geschwür in das Stra-
ßen- und Bebauungsgefüge der nördlichen Stadterweiterung
geradezu „hineinfraßen".
Der Zweite Weltkrieg zerstörte alle historischen Schichten glei-
chermaßen: das Kieler Schloß, die Universitätsgebäude und die
Marineeinrichtungen. Der Wiederaufbau der Stadt ist geprägt
gewesen von dem Leitbild der fünfziger Jahre, das heißt durch
den Straßenverkehr und den funktionalen Städtebau. Die enge
Kieler Altstadt wurde durch große Straßeneinbrüche und weit-
gehend neue Bebauungsstrukturen geöffnet. Das Kieler Schloß
wurde neu gebaut - bis auf den sogenannten Rantzauflügel und
die großen Fundamente blieb nichts von dem Renaissanceschloß
erhalten. Die Universität wurde in den siebziger Jahren am West-
ring, am anderen Ende der Stadt, als moderner Campus vollkom-
men neu aufgebaut - eine politisch weitsichtige und richtige Ent-
scheidung, die leider für die Unikliniken, die Nachfolgeeinrich-
tung der Akademischen Heilanstalten, bis heute nicht gefallen ist.
Da die Kieler Förde eine natürliche, unüberwindbare Grenze für
Neubauten war und die Unikliniken von der alten Villenbebauung
umschlossen waren, ergab sich die unerfreuliche Situation, daß
hier und da zerstreut, immer wenn ein privates Gelände erwor-

7 Blick auf Kiel vom Marienhain im Düsternbrook um 1820 von Hansen.


ben werden konnte, neue Abteilungen und Kliniken entstanden.
So wurde zum Beispiel am Schwanenweg eine riesige Kinderkli-
nik in den Hang hineingebaut. Auch die historischen Grünflächen
blieben davon nicht verschont. Ein Teil des englischen Land-
schaftsgartens wurde bebaut, ein Teil des alten Kieler Schloßgar-
tens ist bis heute Parkplatz, und daß der Alte Botanische Garten
nicht Hubschrauberlandeplatz für die Kliniken wurde, ist nur dem
engagierten Eingreifen eines Bürgervereins zu verdanken, der das

Die zehn historischen Grünflächen und Grünelemente
im Düsternbrooker Gebiet -
instrumentelle Möglichkeiten ihres Schutzes
Aus den drei verschiedenen historischen Schichten - der Ende
des 18. Jahrhunderts, der dänisch-königlichen Zeit und der der



8 Der Kieler Schloßgarten nach der Umgestaltung durch Christian Schaum-
burg von 1837 in einen Naturpark. Im Vordergrund sieht man rechts und
links im Hangbereich Reste der alten Kastanienbosketts.

preußischen Zeit - sind zehn Grünflächen und -elemente bis
heute erhalten geblieben. Ich möchte sie (von Süden nach Nor-
den) kurz einzeln vorstellen und die Möglichkeiten ihres Schutzes
und Erhalts jeweils gleich mitdiskutieren.
Nur zwei dieser Grünflächen sind im Sinne des Denkmalschut-
zes eindeutig als Kulturdenkmale von besonderer Bedeutung
nach § 5 des schleswig-holsteinischen DSchG einzustufen. Das ist
erstens der Alte Botanische Garten, der bereits unter Denkmal-
schutz steht, und zweitens das Gebiet der ehemaligen Forst-
baumschule, die als öffentliche Baumschule bis weit ins 19. Jahr-
hundert betrieben wurde. Sie kam 1873 in den Besitz der Stadt,
wurde aber erst 1902 nach einem Entwurf des Stadtbauamtes in
einen öffentlichen Volkspark verwandelt. Den Kernbereich des
seitdem noch erweiterten Gebietes mit seinem alten Baumbe-
stand aus dem 18. und 19. Jahrhundert und dem noch ablesba-
ren Wegesystem des Volksparkentwurfs werde ich im nächsten
Jahr zur Unterschutzstellung vorschlagen.
Doch wie sind die anderen acht grünhistorisch relevanten Ele-
mente zu schützen und zu erhalten? Da ist drittens der Kieler
Schloßgarten zu nennen. Einst ein kleiner Renaissancegarten, der
1739 von Johann Christian Lewon, welcher auch den Garten des
Dernathschen Palais' in Schleswig und den Garten des Eutiner
Fürstbischofs schuf, zum barocken Garten umgestaltet wurde.
Aus dieser Zeit sind nur noch einzelne, abgängige Linden der
Schloßallee, der Orangerieallee und der ehemaligen Quincunxbe-
pflanzung im östlichen Hangbereich erhalten. Von der Schaum-
burgschen Anlage (Abb. 8) ist heute noch etwas mehr im
Gelände ablesbar: einzelne Blutbuchen und Kastanien sowie
Reste der Wegeführung. Durch den Einbau der Universität Ende
des 19. Jahrhunderts, die Bebauung des nordöstlichen Teils des
Gartens durch die Akademischen Heilanstalten und Unikliniken

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