9 Ausschnitt aus dem Landschaftsrahmenplan Rendsburg-Eckernförde. Kiel
und Neumünster 1987.
sowie durch die Abtrennung eines Gartenteils für den Prinzen
Heinrich liegt das Gelände nur noch recht ungeordnet vor. Ein
gesamträumlicher Eindruck der Anlage ist daher heute kaum
noch zu gewinnen. Eine Fußgängerhochbrücke und der Parkplatz
auf der Grundfläche des ehemaligen Universitätsgebäudes verun-
klaren die Situation weiterhin. Der Schloßgarten war in der Ver-
gangenheit Thema unzähliger Besprechungen und eines Gutach-
terwettbewerbs, der die Aufgabe hatte, etwas von der histori-
schen Substanz des Gartens wieder erlebbar zu machen. Durch
den im letzten Jahr durchgeführten Rückbau der Straße an der
nördlichen Seite konnte der äußere Weg des Gartens wiederher-
gestellt werden. Die Diskussion, ob der Kieler Schloßgarten in sei-
ner historischen Ausdehnung als „Kulturdenkmal von besonderer
Bedeutung" (gern. § 5 (1) DSchG) ins Denkmalbuch eingetragen
wird, ist noch nicht abgeschlossen. Der Parkplatz und die Fuß-
gängerbrücke müßten entfernt werden. Daher sehe ich für die
Denkmalpflege gerade im Rahmen der Beteiligung bei Bebau-
ungsplänen und Verkehrsplanungen die Chance, zumindest die
historischen Reste und die Fläche als erhaltenswert darzustellen.
Ein viertes, für die grünhistorische Entwicklung des Gebietes
konstitutives Element, war die sogenannte Wasserallee. Hier stellt
sich das Problem der Verkehrsbauten noch krasser: Ein großer Teil
der stadtnahen Reihe der Allee wurde wohl bereits bei der Elek-
trifizierung der Straßenbahnlinie zur Seebadeanstalt weggenom-
men; die zweite Baumreihe bestand noch Anfang dieses Jahrhun-
derts. Die historische und landschaftsästhetische Funktion der
Wasserallee, nämlich das Kieler Schloß mit der Düsternbrooker
Allee fördeseitig zu verbinden und den Blick aus dem Kieler
Schloßgarten zur Förde zu rahmen, ist heute nicht mehr rekon-
struierbar. Der neue Oslokai und die breite Uferstraße verlegen
wohl jede Hoffnung auf eine Wiederaufpflanzung am originalen
Standort auf eine autofreie Zukunft. Hier ist also denkmalpflege-
risch nichts zu machen. Die kleine Lindenreihe, die heute - noch
etwas näher ans Ufer herangerückt - dort steht, ist wohl der
Rest einer Lindenbepflanzung des ehemaligen Restaurationsbe-
triebsgartens, des sogenannten Seegartens, der dort 1889 ange-
legt, aber bereits zu den Olympischen Spielen 1936 abgerissen
wurde. Damals wurde der Versuch gemacht, entlang der Förde
Grünanlagen zu schaffen, da das Stadtbild fördeseits durch den
Bau des Hindenburgdamms doch stark verändert wurde. Bis
heute sind Teile der Anlagen aus der Nazizeit entlang der soge-
nannten „Kiellinie", die während der Kieler Wochen als eine
wahre Lustmeile und Stadtpromenade genutzt wird, erlebbar.
Das fünfte Element hängt mit der Wasserallee zusammen und
ist gartenhistorisch wie grüngestalterisch relevant: Herstellung
einer Grünverbindung vom Schloßgarten über die Kunsthalle bis
zum Alten Botanischen Garten, indem der Düsternbrooker Weg
wieder zu einer Allee bis zur Krusenkoppel ausgebaut wird. So
könnte eine Verlängerung der teilweise wieder neu gepflanzten
Schloßallee, die auch im Landschaftsgarten Schaumburgs erhal-
ten blieb, geschaffen werden. Wenn auch die originalen Stand-
orte heute unter einer Teerdecke liegen, so ist doch die histori-
sche und landschaftsästhetische Funktion durchaus wieder her-
stellbar. Die Wiederanpflanzung dieser Allee ist zwar auch keine
spezifische denkmalpflegerische Maßnahme, sie läßt sich aber
10 Ausschnitt aus der Karte der Naturdenkmale in Kiel.
historisch-funktional gut begründen. Die Allee, deren Anfangsab-
schnitte bereits im 18. Jahrhundert angelegt wurden, und die im
19. Jahrhundert nach und nach ihre volle Länge bis zur Krusen-
koppel erreichte, durchzieht die Literatur dieses Stadtteils wie ein
grüner Faden. Ein erstes Gutachten zur Grünverbindung von
Kunsthalle und Altem Botanischem Garten wurde bereits vom
Grünflächenamt in Auftrag gegeben. Die historische Forschung
könnte hier einige Schützenhilfe leisten.
und Neumünster 1987.
sowie durch die Abtrennung eines Gartenteils für den Prinzen
Heinrich liegt das Gelände nur noch recht ungeordnet vor. Ein
gesamträumlicher Eindruck der Anlage ist daher heute kaum
noch zu gewinnen. Eine Fußgängerhochbrücke und der Parkplatz
auf der Grundfläche des ehemaligen Universitätsgebäudes verun-
klaren die Situation weiterhin. Der Schloßgarten war in der Ver-
gangenheit Thema unzähliger Besprechungen und eines Gutach-
terwettbewerbs, der die Aufgabe hatte, etwas von der histori-
schen Substanz des Gartens wieder erlebbar zu machen. Durch
den im letzten Jahr durchgeführten Rückbau der Straße an der
nördlichen Seite konnte der äußere Weg des Gartens wiederher-
gestellt werden. Die Diskussion, ob der Kieler Schloßgarten in sei-
ner historischen Ausdehnung als „Kulturdenkmal von besonderer
Bedeutung" (gern. § 5 (1) DSchG) ins Denkmalbuch eingetragen
wird, ist noch nicht abgeschlossen. Der Parkplatz und die Fuß-
gängerbrücke müßten entfernt werden. Daher sehe ich für die
Denkmalpflege gerade im Rahmen der Beteiligung bei Bebau-
ungsplänen und Verkehrsplanungen die Chance, zumindest die
historischen Reste und die Fläche als erhaltenswert darzustellen.
Ein viertes, für die grünhistorische Entwicklung des Gebietes
konstitutives Element, war die sogenannte Wasserallee. Hier stellt
sich das Problem der Verkehrsbauten noch krasser: Ein großer Teil
der stadtnahen Reihe der Allee wurde wohl bereits bei der Elek-
trifizierung der Straßenbahnlinie zur Seebadeanstalt weggenom-
men; die zweite Baumreihe bestand noch Anfang dieses Jahrhun-
derts. Die historische und landschaftsästhetische Funktion der
Wasserallee, nämlich das Kieler Schloß mit der Düsternbrooker
Allee fördeseitig zu verbinden und den Blick aus dem Kieler
Schloßgarten zur Förde zu rahmen, ist heute nicht mehr rekon-
struierbar. Der neue Oslokai und die breite Uferstraße verlegen
wohl jede Hoffnung auf eine Wiederaufpflanzung am originalen
Standort auf eine autofreie Zukunft. Hier ist also denkmalpflege-
risch nichts zu machen. Die kleine Lindenreihe, die heute - noch
etwas näher ans Ufer herangerückt - dort steht, ist wohl der
Rest einer Lindenbepflanzung des ehemaligen Restaurationsbe-
triebsgartens, des sogenannten Seegartens, der dort 1889 ange-
legt, aber bereits zu den Olympischen Spielen 1936 abgerissen
wurde. Damals wurde der Versuch gemacht, entlang der Förde
Grünanlagen zu schaffen, da das Stadtbild fördeseits durch den
Bau des Hindenburgdamms doch stark verändert wurde. Bis
heute sind Teile der Anlagen aus der Nazizeit entlang der soge-
nannten „Kiellinie", die während der Kieler Wochen als eine
wahre Lustmeile und Stadtpromenade genutzt wird, erlebbar.
Das fünfte Element hängt mit der Wasserallee zusammen und
ist gartenhistorisch wie grüngestalterisch relevant: Herstellung
einer Grünverbindung vom Schloßgarten über die Kunsthalle bis
zum Alten Botanischen Garten, indem der Düsternbrooker Weg
wieder zu einer Allee bis zur Krusenkoppel ausgebaut wird. So
könnte eine Verlängerung der teilweise wieder neu gepflanzten
Schloßallee, die auch im Landschaftsgarten Schaumburgs erhal-
ten blieb, geschaffen werden. Wenn auch die originalen Stand-
orte heute unter einer Teerdecke liegen, so ist doch die histori-
sche und landschaftsästhetische Funktion durchaus wieder her-
stellbar. Die Wiederanpflanzung dieser Allee ist zwar auch keine
spezifische denkmalpflegerische Maßnahme, sie läßt sich aber
10 Ausschnitt aus der Karte der Naturdenkmale in Kiel.
historisch-funktional gut begründen. Die Allee, deren Anfangsab-
schnitte bereits im 18. Jahrhundert angelegt wurden, und die im
19. Jahrhundert nach und nach ihre volle Länge bis zur Krusen-
koppel erreichte, durchzieht die Literatur dieses Stadtteils wie ein
grüner Faden. Ein erstes Gutachten zur Grünverbindung von
Kunsthalle und Altem Botanischem Garten wurde bereits vom
Grünflächenamt in Auftrag gegeben. Die historische Forschung
könnte hier einige Schützenhilfe leisten.