Vorwort
Die Gartenkunst ist ein bedeutender Teil des kulturellen Schaffens
in Niedersachsen. Viele Zeugnisse weisen heute auf eine Tradition,
die im Laufe ihrer Entwicklung stets von einer europäischen
Gedankenwelt beeinflußt wurde, jedoch in hohem Maße indivi-
duellen Charakter behielt. So führten herrschaftliche wie bürgerli-
che Gartengestaltung, private und öffentliche Auftraggeber-
schaft, aber auch in entscheidender Weise kirchliche Traditions-
pflege zu einer Vielfältigkeit, die mit besonderer Aufmerksamkeit
gewürdigt werden muß. Seit 1991 ist deshalb mit der Einrichtung
des Arbeitsgebietes Gartendenkmalpflege im Institut für Denk-
malpflege als zentrale Denkmalfachbehörde des Landes Nieder-
sachsen und damit der Institutionalisierung eines Aufgaben-
schwerpunktes reagiert worden, um in fachkundiger Weise Fra-
gen zum Schutz, Umgang und Erhalt historischer Gartenanlagen
beantworten zu können. Diese Intensivierung denkmalpflegeri-
scher Arbeit führte bald zur Bestätigung einer erschreckenden
Tatsache, der breiten Gefährdung denkmalwerter Gartensubstanz.
Am 29. und 30. Oktober 1993 wurde daher vom Institut für
Denkmalpflege als Denkmalfachbehörde in Zusammenarbeit mit
der Universität Hannover (Institut für Grünplanung und Gartenar-
chitektur) ein Kolloquium veranstaltet zum Thema „Gartendenk-
male in Niedersachsen - Probleme und Chancen ihrer Erhal-
tung". Bei Förderung von Frau Ministerin Helga Schuchardt sowie
dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur war das erste Mal
eine Gelegenheit geschaffen worden, die Gefährdung von Gar-
tendenkmalen in offiziellem Rahmen zu problematisieren und
sich dieser Tatsache offen zu stellen. Mit einer im voraus gebilde-
ten Arbeitsgruppe, bestehend aus Wissenschaftlern, Denkmalpfle-
gern und Denkmaleigentümern, wurde bereits den unterschied-
lichsten Diskussionsansätzen Rechnung getragen sowie einem
lediglich sondierenden Charakter der beabsichtigten Veranstal-
tung vorgebeugt. Es war schnell gemeinsames Ziel, nicht nur all-
gemeine Bestandsaufnahme zu betreiben sowie den alarmieren-
den Zustand vieler Gartendenkmale zu beklagen. Vielmehr sollte
nach den Ursachen der Gefährdung gefragt werden und die Erar-
beitung realistischer Vorschläge zur schrittweisen Problemlösung
inhaltlicher Schwerpunkt des Kolloquiums sein.
Um die Arbeitsfähigkeit des Kolloquiums zu ermöglichen, war
eine Beschränkung des Teilnehmerkreises auf rund 60 Personen
bevorzugt worden, andererseits eine hohe Bandbreite unter-
schiedlichster Qualifizierungen angestrebt, um hierdurch einen
hohen Grad der Informationsdichte zu garantieren. Deshalb wur-
den Gartendenkmalpfleger und Denkmalpfleger des Landes Nie-
dersachsen, der angrenzenden Bundesländer, aber auch des euro-
päischen Auslands eingeladen, um aus fachlicher Sicht ihren Bei-
trag zur Diskussion liefern zu können. Wissenschaftler, die sich
speziell mit der Geschichte der Gartenkunst befassen und seit
langem auf die Notwendigkeit einer qualifizierten Gartendenk-
malpflege hingewiesen haben, waren ebenso vertreten wie Fach-
leute von Verbänden, die bei ihrer täglichen Arbeit mit Problemen
des Erhalts und der Zerstörung von historischer Gartensubstanz
konfrontiert sind. Ganz entscheidende Bedeutung sollten jedoch
die Gartendenkmaleigentümer sowie Vertreter öffentlicher Eigen-
tümer haben, deren Erfahrungen im Umgang mit historischen
Gärten als wesentlicher Beitrag in die Diskussion einzubringen
war. Unterschiedlichste Fachvorträge dienten der Situationsbe-
schreibung und der Problemdarstellung. Sie machten die Kom-
plexität des denkmalpflegerischen Erhaltungsvorganges deutlich
und wiesen auf die Vielzahl unterschiedlicher Gefährdungsursa-
chen hin. Außerdem waren sie Erfahrungsberichte, die aufgrund
langjähriger praktischer oder wissenschaftlicher Tätigkeit über-
prüfbare Aussagen vermittelten, die als Problemlösungsangebote
verstanden werden konnten. Viel Beachtung fand eine Reihe von
Kurzreferaten, die ausschließlich Eigentümern und Eigentümerver-
tretern dienten, ihr Verhältnis zur Denkmaleigenschaft historischer
Gärten darzulegen, sowie auf die aus gesetzlicher Erhaltungsver-
pflichtung resultierenden individuellen Probleme hinzuweisen.
Das Kolloquium konnte im Verlauf tatsächlich der erwarteten
Problemaufbereitung gerecht werden. Mit ihm wurde deutlich,
daß die Gartendenkmalpflege in Niedersachsen als Gesamtheit
eines kulturellen Erbes nur durch gemeinsame Anstrengungen zu
entwickeln ist. Nicht die gesetzliche Verpflichtung wird endlich
vor der Zerstörung von Gartendenkmalsubstanz schützen, son-
dern nur das breite Verständnis für den Erhalt und daraus resul-
tierende private wie administrative Unterstützung von organisier-
ten Pflegemöglichkeiten, einem schleichenden Substanzverlust
vorbeugen. Deshalb entwickelte sich unter den teilnehmenden
Denkmaleigentümern und Denkmalschützern anläßlich dieses Kol-
loquiums der Gedanke, sich in einem anderen Rahmen auch
zukünftig miteinander den aufgeworfenen Fragen sowie den
Lösungsvorschlägen widmen zu können. So entstand die Initiative
zur Gründung einer Interessengemeinschaft, welche sich am
11. 01. 94 als „Niedersächsische Gesellschaft zur Erhaltung histori-
scher Gärten e. V." in Hannover konstituierte.
Das Institut für Denkmalpflege sieht in dem veranstalteten Kol-
loquium einen richtungsweisenden Schritt zur Förderung des
Erhalts niedersächsischer Gartendenkmale. Dieses haben neben
den Teilnehmern auch die unterschiedlichen Beiträge in Form von
Fachvorträgen, Kurzreferaten und Diskussionseinwürfen bewirkt.
Deshalb ist wieder mit Unterstützung des Ministeriums für Wis-
senschaft und Kultur die vorliegende Dokumentation erstellt wor-
den. Mit ihr soll ein interessiertes Publikum auf die Gartendenk-
malpflege in Niedersachsen aufmerksam gemacht werden und
die Informationen, welche bisher einem kleinen Arbeitskreis Vor-
behalten blieben, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wer-
den. Diese Dokumentation bringt daher alle gehaltenen Fachvor-
träge und sämtliche Kurzreferate vollständig, so wie sie inhaltlich
auf dem Kolloquium präsentiert wurden. Um die Gesamtergeb-
nisse dieser Veranstaltung darüber hinaus zu verdeutlichen, sind
die Aussprachen zusammengefaßt und entsprechend dem Verlauf
zwischen den Vorträgen angeordnet worden. Auf diese Weise ist
eine möglichst authentische Wiedergabe gewährleistet, die der
Nachvollziehbarkeit von Resultaten dient.
Mein Dank gilt allen Teilnehmern des Kolloquiums sowie den
Personen, die durch ihre Initiative die Veranstaltung ermöglichten.
Darüber hinaus möchte ich aber ausdrücklich diejenigen hervor-
heben, die noch einmal bereit waren, einen Beitrag zur Erstellung
dieser Dokumentation zu leisten.
Dr.-Ing. Christiane Segers-Glocke
Landeskonservatorin
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Die Gartenkunst ist ein bedeutender Teil des kulturellen Schaffens
in Niedersachsen. Viele Zeugnisse weisen heute auf eine Tradition,
die im Laufe ihrer Entwicklung stets von einer europäischen
Gedankenwelt beeinflußt wurde, jedoch in hohem Maße indivi-
duellen Charakter behielt. So führten herrschaftliche wie bürgerli-
che Gartengestaltung, private und öffentliche Auftraggeber-
schaft, aber auch in entscheidender Weise kirchliche Traditions-
pflege zu einer Vielfältigkeit, die mit besonderer Aufmerksamkeit
gewürdigt werden muß. Seit 1991 ist deshalb mit der Einrichtung
des Arbeitsgebietes Gartendenkmalpflege im Institut für Denk-
malpflege als zentrale Denkmalfachbehörde des Landes Nieder-
sachsen und damit der Institutionalisierung eines Aufgaben-
schwerpunktes reagiert worden, um in fachkundiger Weise Fra-
gen zum Schutz, Umgang und Erhalt historischer Gartenanlagen
beantworten zu können. Diese Intensivierung denkmalpflegeri-
scher Arbeit führte bald zur Bestätigung einer erschreckenden
Tatsache, der breiten Gefährdung denkmalwerter Gartensubstanz.
Am 29. und 30. Oktober 1993 wurde daher vom Institut für
Denkmalpflege als Denkmalfachbehörde in Zusammenarbeit mit
der Universität Hannover (Institut für Grünplanung und Gartenar-
chitektur) ein Kolloquium veranstaltet zum Thema „Gartendenk-
male in Niedersachsen - Probleme und Chancen ihrer Erhal-
tung". Bei Förderung von Frau Ministerin Helga Schuchardt sowie
dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur war das erste Mal
eine Gelegenheit geschaffen worden, die Gefährdung von Gar-
tendenkmalen in offiziellem Rahmen zu problematisieren und
sich dieser Tatsache offen zu stellen. Mit einer im voraus gebilde-
ten Arbeitsgruppe, bestehend aus Wissenschaftlern, Denkmalpfle-
gern und Denkmaleigentümern, wurde bereits den unterschied-
lichsten Diskussionsansätzen Rechnung getragen sowie einem
lediglich sondierenden Charakter der beabsichtigten Veranstal-
tung vorgebeugt. Es war schnell gemeinsames Ziel, nicht nur all-
gemeine Bestandsaufnahme zu betreiben sowie den alarmieren-
den Zustand vieler Gartendenkmale zu beklagen. Vielmehr sollte
nach den Ursachen der Gefährdung gefragt werden und die Erar-
beitung realistischer Vorschläge zur schrittweisen Problemlösung
inhaltlicher Schwerpunkt des Kolloquiums sein.
Um die Arbeitsfähigkeit des Kolloquiums zu ermöglichen, war
eine Beschränkung des Teilnehmerkreises auf rund 60 Personen
bevorzugt worden, andererseits eine hohe Bandbreite unter-
schiedlichster Qualifizierungen angestrebt, um hierdurch einen
hohen Grad der Informationsdichte zu garantieren. Deshalb wur-
den Gartendenkmalpfleger und Denkmalpfleger des Landes Nie-
dersachsen, der angrenzenden Bundesländer, aber auch des euro-
päischen Auslands eingeladen, um aus fachlicher Sicht ihren Bei-
trag zur Diskussion liefern zu können. Wissenschaftler, die sich
speziell mit der Geschichte der Gartenkunst befassen und seit
langem auf die Notwendigkeit einer qualifizierten Gartendenk-
malpflege hingewiesen haben, waren ebenso vertreten wie Fach-
leute von Verbänden, die bei ihrer täglichen Arbeit mit Problemen
des Erhalts und der Zerstörung von historischer Gartensubstanz
konfrontiert sind. Ganz entscheidende Bedeutung sollten jedoch
die Gartendenkmaleigentümer sowie Vertreter öffentlicher Eigen-
tümer haben, deren Erfahrungen im Umgang mit historischen
Gärten als wesentlicher Beitrag in die Diskussion einzubringen
war. Unterschiedlichste Fachvorträge dienten der Situationsbe-
schreibung und der Problemdarstellung. Sie machten die Kom-
plexität des denkmalpflegerischen Erhaltungsvorganges deutlich
und wiesen auf die Vielzahl unterschiedlicher Gefährdungsursa-
chen hin. Außerdem waren sie Erfahrungsberichte, die aufgrund
langjähriger praktischer oder wissenschaftlicher Tätigkeit über-
prüfbare Aussagen vermittelten, die als Problemlösungsangebote
verstanden werden konnten. Viel Beachtung fand eine Reihe von
Kurzreferaten, die ausschließlich Eigentümern und Eigentümerver-
tretern dienten, ihr Verhältnis zur Denkmaleigenschaft historischer
Gärten darzulegen, sowie auf die aus gesetzlicher Erhaltungsver-
pflichtung resultierenden individuellen Probleme hinzuweisen.
Das Kolloquium konnte im Verlauf tatsächlich der erwarteten
Problemaufbereitung gerecht werden. Mit ihm wurde deutlich,
daß die Gartendenkmalpflege in Niedersachsen als Gesamtheit
eines kulturellen Erbes nur durch gemeinsame Anstrengungen zu
entwickeln ist. Nicht die gesetzliche Verpflichtung wird endlich
vor der Zerstörung von Gartendenkmalsubstanz schützen, son-
dern nur das breite Verständnis für den Erhalt und daraus resul-
tierende private wie administrative Unterstützung von organisier-
ten Pflegemöglichkeiten, einem schleichenden Substanzverlust
vorbeugen. Deshalb entwickelte sich unter den teilnehmenden
Denkmaleigentümern und Denkmalschützern anläßlich dieses Kol-
loquiums der Gedanke, sich in einem anderen Rahmen auch
zukünftig miteinander den aufgeworfenen Fragen sowie den
Lösungsvorschlägen widmen zu können. So entstand die Initiative
zur Gründung einer Interessengemeinschaft, welche sich am
11. 01. 94 als „Niedersächsische Gesellschaft zur Erhaltung histori-
scher Gärten e. V." in Hannover konstituierte.
Das Institut für Denkmalpflege sieht in dem veranstalteten Kol-
loquium einen richtungsweisenden Schritt zur Förderung des
Erhalts niedersächsischer Gartendenkmale. Dieses haben neben
den Teilnehmern auch die unterschiedlichen Beiträge in Form von
Fachvorträgen, Kurzreferaten und Diskussionseinwürfen bewirkt.
Deshalb ist wieder mit Unterstützung des Ministeriums für Wis-
senschaft und Kultur die vorliegende Dokumentation erstellt wor-
den. Mit ihr soll ein interessiertes Publikum auf die Gartendenk-
malpflege in Niedersachsen aufmerksam gemacht werden und
die Informationen, welche bisher einem kleinen Arbeitskreis Vor-
behalten blieben, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wer-
den. Diese Dokumentation bringt daher alle gehaltenen Fachvor-
träge und sämtliche Kurzreferate vollständig, so wie sie inhaltlich
auf dem Kolloquium präsentiert wurden. Um die Gesamtergeb-
nisse dieser Veranstaltung darüber hinaus zu verdeutlichen, sind
die Aussprachen zusammengefaßt und entsprechend dem Verlauf
zwischen den Vorträgen angeordnet worden. Auf diese Weise ist
eine möglichst authentische Wiedergabe gewährleistet, die der
Nachvollziehbarkeit von Resultaten dient.
Mein Dank gilt allen Teilnehmern des Kolloquiums sowie den
Personen, die durch ihre Initiative die Veranstaltung ermöglichten.
Darüber hinaus möchte ich aber ausdrücklich diejenigen hervor-
heben, die noch einmal bereit waren, einen Beitrag zur Erstellung
dieser Dokumentation zu leisten.
Dr.-Ing. Christiane Segers-Glocke
Landeskonservatorin
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