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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Gartendenkmalpflege in Niedersachsen — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 13.1994

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Wörner, Gustav: Aufbau und Zweck von Parkpflegewerken (Auszug)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51144#0059
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Aufbau und Zweck von Parkpflegewerken (Auszug)

Gustav Wörner

Neben der Instandhaltung von baulichen Ausstattungselementen
wie Parkbauwerken, Mauern und Stufenanlagen, Bildwerken und
Bassins bedürfen historische Gärten und Parkanlagen regelmäßi-
ger Pflege und vor allem einer denkmalpflegerischen Grundsät-
zen verpflichteten gärtnerischen Betreuung. Hierzu ist eine ent-
sprechende Kenntnis der historischen Entwicklung des Parkes, der
zeitgenössischen Gestaltungsgrundsätze, der später erfolgten Ver-
änderungen und eine Feststellung des historischen und aktuellen
Bestandes erforderlich.


1 Parkpflegewerk Nordkirchen, Bestandsplan, 1981.

Das Parkpflegewerk ist ein kurz- bis langfristiges Pflege- und
Entwicklungskonzept für einen historischen Garten oder Park. Es
wird auf der Basis der historischen Entwicklung, des aktuellen
Bestandes und der heutigen Nutzung der Anlage sowie ökologi-
scher Belange erarbeitet. Professor Seiler hat gezeigt, daß eine
erfolgreiche denkmalgerechte Pflege und Instandsetzung eines
historischen Parks auch ohne ein Parkpflegewerk möglich ist.
Jedoch muß dann, wie bei der Pfaueninsel, die Voraussetzung
erfüllt sein, daß über lange Jahre hinweg ein hervorragender
Kenner der Materie die Arbeit betreut. Denn auch auf der
Pfaueninsel sind nach und nach die Arbeitsschritte geleistet wor-
den, die Bestandteile des Parkpflegewerks sind. Leider werden
jedoch viele historisch bedeutsame Parkanlagen sowohl in öffent-
licher als auch privater Zuständigkeit ohne ausreichendes Fach-
wissen und gartenhistorische Kenntnisse unterhalten und
gepflegt.
Die erste Voraussetzung zur Aufstellung eines Parkpflegewer-
kes ist die möglichst lückenlose Bearbeitung der Entwicklungsge-
schichte der Anlage. Hierzu müssen zunächst sämtliche Quellen,
die über ihre Geschichte Auskunft geben, ermittelt und übersicht-
lich erfaßt und zusammengestellt werden. Hierfür sind Akten,
Pläne, historische Ansichten und Fotos sowie Sekundärliteratur
auszuwerten. Das Ergebnis der Auswertung und Interpretation
der Quellen ist eine Darstellung der Geschichte und Entwicklung
des Parks von seinen Anfängen bis in die Gegenwart.
Daneben erfolgt eine exakte, örtliche Bestandserfassung und

Darstellung in mehreren Plänen: Der Vermessungsplan erfaßt
u. a. nach Lage und Höhe (Maßstab 1:500, bei kleineren Anlagen
1:200) Bauwerke, Verkehrsflächen, Wege, Plätze, Mauern, Trep-
pen, Geländemodellierungen, Vegetations- und Wasserflächen,
Gräben, Bäume, Gehölzbestände, Einfriedungen und Ausstat-
tungselemente wie Bildwerke, Bänke und Findlinge. Die örtliche
Kartierung der Einzelbäume, Baumgruppen und Alleen umfaßt
die Baumart, den allgemeinen Zustand, Schädigungsmerkmale
und die Alterszuordnung zu den Entwicklungsphasen des Parkes.
Die Darstellung erfolgt im Plan und in Kartierungslisten mit
Zustandsbewertung und Pflegehinweisen. Zur Bestandserfassung
der Vegetation gehört auch die gesonderte Aufnahme und
Bewertung geschlossener Parkwaldbestände einschließlich
Strauch- und aspektbildender Krautschicht. Hierbei werden park-
gestalterische Gesichtspunkte, evtl, vorliegende Forstbetriebs-
werke und ökologische Erfordernisse berücksichtigt.
Auf der Grundlage der historischen Untersuchung und der
Bestandserfassung wird eine Beurteilung sämtlicher Parkinhalte
und Gestaltungsmerkmale unter Berücksichtigung der heutigen
Nutzung (und der damit möglicherweise verbundenen Probleme)
sowie der historischen und gegenwärtigen parkräumlichen Struk-
turen und Sichtbeziehungen durchgeführt.
Die Auswertung und Einschätzung der historischen Analyse
und der gesamten Bestandsaufnahme hinsichtlich gartendenk-
malpflegerischer Gesichtspunkte, die Darstellung von Nutzungs-
ansprüchen und Interessenskonflikten und die Wertung ökologi-
scher Belange münden in die Formulierung von Entwicklungszie-
len für den Park. Hierzu gehören auch die Darstellung garten-
denkmalpflegerischer Wiederherstellungsmöglichkeiten und -ziele,
die Erörterung von Alternativen sowie mögliche Entwicklungs-
und Rekonstruktionsstufen. Alle erforderlichen Maßnahmen wer-
den getrennt nach einzelnen, abgrenzbaren Parkbereichen und
zeitlichen Prioritäten aufgeführt. Die formulierten Ziele werden in
einem langfristigen Pflege- und Entwicklungsplan (Maßstab
1:500, bei kleineren Anlagen 1:200) als gartendenkmalpflegeri-
sche Zielvorstellung sowie - soweit erforderlich - in einem
zusätzlich aufzustellenden Maßnahmenplan zeichnerisch darge-
stellt. Außerdem werden alle notwendigen Erhaltungs-, Wieder-
herstellung-, Parkentwicklungs- und Pflegemaßnahmen im Text-
band des Parkpflegewerkes ausführlich erläutert. Das Parkpflege-
werk ist als verbindliche - im Rahmen der gegebenen Möglich-
keiten durchzuführende - Anleitung zu verstehen, den Park mit
seinen Gehölzbeständen, sonstigen Vegetations- und historischen
Parkstrukturen durch geeignete Maßnahmen und eine fachge-
rechte Bestandspflege als Gartenkunstwerk entsprechend den
Forderungen des Denkmalschutzgesetzes zu erhalten und
soweit notwendig behutsam zu regenerieren bzw. wiederherzu-
stellen.
Abbildungsnachweis
aus: Fachtagung, Fragen zur Gartendenkmalpflege, 7.-8. Okto-
ber 1991, Nordkirchen, S. 69.

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