Haus und Barockgarten Altenkamp - ein Herrensitz
im nördlichen Emsland
Dieter Schämann
Aus der Sicht des kommunalen Eigentümers eines Gartendenk-
mals möchte ich über die Situation des im Besitz der Stadt
Papenburg befindlichen Denkmalensembles berichten, das aus
dem Herrenhaus Altenkamp und dem dazugehörigen Barockgar-
ten besteht.
Im Jahr 1728 begann Hermann Anton von Velen mit dem Bau
eines repräsentativen Herrensitzes im nördlichen Emsland in der
Gemeinde Aschendorf. Die Bauzeit für das Hauptgebäude
erstreckte sich über die Jahre 1728 bis 1736. Bereits in dieser Zeit
dürfte auch der Barockgarten, der das Haus umgibt, entstanden
sein; der Verfasser des Gartenplans konnte bisher trotz archivali-
scher Untersuchung nicht nachgewiesen werden. Rechnungsbe-
lege lassen darauf schließen, daß der Auftraggeber die Gesamt-
anlage von Herrenhaus und Barockgarten als Ensemble betrach-
tet hat. Dieses belegt auch ein um 1758 im Schloß Wocklum,
1 Haus und Garten Altenkamp um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Fresko im
Schloß Wocklum, Stammsitz der Familie Landsberg-Velen.
dem Stammsitz der Familie von Velen, entstandenes Fresko, das
die Gesamtanlage des Hauses Altenkamp in der bis heute über-
kommenen Form zeigt (Abb. 1).
Der Garten des Hauses Altenkamp ist in typisch holländischer
Manier des 18. Jahrhunderts angelegt. Davon zeugen die den
Garten umschließende Graft, die Einbettung in die gegebenen
landschaftlichen Verhältnisse sowie das den barocken Garten-
raum begrenzende Lindenspalier. Als barocke Schöpfung verkör-
pert die Anlage den Geist der Symmetrie: Das Herrenhaus nimmt
eine zentrale Stellung in der zweiteiligen Gartenanlage ein. Von
einer Hausgraft umschlossen, teilt es die Anlage in den west-
lichen „Eichenhof" und in den östlichen Lustgarten. Beide Gar-
tenteile werden durch die von Ost nach West verlaufende Haupt-
achse verbunden. Der „Eichenhof" begleitet die Zufahrt zum
Haus. Der eigentliche Garten mit Parterre und Bosketts diente der
Repräsentation, aber auch der Nutzung durch Obst- und Gemü-
segärten sowie zum Aufenthalt im Freien.
Ihren Funktionen entsprechend sind beide Gartenteile unter-
schiedlich gestaltet. Der „Eichenhof" mit seinen beiden Eichen-
doppelreihen und dem angrenzenden Eichenbestand dient allein
der Betonung der auf das Haus zuführenden Achse. Der eigent-
liche Garten, der außer der erwähnten Ost-West-Achse keine
Beziehung zum Vordergarten hat, ist vom Umland in der Fläche
durch eine Graft und räumlich durch eine an der Graftinnenseite
verlaufende Lindenspalierwand getrennt. Das den Garten umge-
bende Lindenspalier ist seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr
zurückgeschnitten worden und weist durch starke Kronenaus-
wüchse einen völlig anderen Habitus auf, als ursprünglich beab-
sichtigt. Die innerhalb des Lindenspaliers liegenden Bosketträume
sind durch eindrucksvolle Taxushecken, die heute nicht mehr voll-
ständig vorhanden sind, geprägt. Ungeklärt ist, ob diese Bosketts
2 Haus und Garten Altenkamp: Fremdeinbauten im historischen Garten.
Luftbild 1992.
eine zeittypische Aufgabe als abgeschlossene Rückzugsfläche
oder als Nutzgarten erfüllen sollten. Die modifizierten Formen des
Heckenhorizontes müssen jedoch über Jahrhunderte gewachsen
und durch strengen Schnitt in das ehemals eindrucksvolle Bild
gebracht worden sein, das durch Fotos vom Anfang dieses Jahr-
hunderts überliefert ist.
Sowohl das Haus als auch der Garten waren über Jahrzehnte
hin, besonders nach dem Rückzug der Familie von Velen aus dem
Emsland, kontinuierlich verfallen. Seit dem Zweiten Weltkrieg
wurde das Haus nicht mehr von der Eigentümerfamilie bewohnt,
und entsprechend unterblieb auch die notwendige Pflege des
Barockgartens. Eine besonders negative Entwicklung für den Gar-
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im nördlichen Emsland
Dieter Schämann
Aus der Sicht des kommunalen Eigentümers eines Gartendenk-
mals möchte ich über die Situation des im Besitz der Stadt
Papenburg befindlichen Denkmalensembles berichten, das aus
dem Herrenhaus Altenkamp und dem dazugehörigen Barockgar-
ten besteht.
Im Jahr 1728 begann Hermann Anton von Velen mit dem Bau
eines repräsentativen Herrensitzes im nördlichen Emsland in der
Gemeinde Aschendorf. Die Bauzeit für das Hauptgebäude
erstreckte sich über die Jahre 1728 bis 1736. Bereits in dieser Zeit
dürfte auch der Barockgarten, der das Haus umgibt, entstanden
sein; der Verfasser des Gartenplans konnte bisher trotz archivali-
scher Untersuchung nicht nachgewiesen werden. Rechnungsbe-
lege lassen darauf schließen, daß der Auftraggeber die Gesamt-
anlage von Herrenhaus und Barockgarten als Ensemble betrach-
tet hat. Dieses belegt auch ein um 1758 im Schloß Wocklum,
1 Haus und Garten Altenkamp um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Fresko im
Schloß Wocklum, Stammsitz der Familie Landsberg-Velen.
dem Stammsitz der Familie von Velen, entstandenes Fresko, das
die Gesamtanlage des Hauses Altenkamp in der bis heute über-
kommenen Form zeigt (Abb. 1).
Der Garten des Hauses Altenkamp ist in typisch holländischer
Manier des 18. Jahrhunderts angelegt. Davon zeugen die den
Garten umschließende Graft, die Einbettung in die gegebenen
landschaftlichen Verhältnisse sowie das den barocken Garten-
raum begrenzende Lindenspalier. Als barocke Schöpfung verkör-
pert die Anlage den Geist der Symmetrie: Das Herrenhaus nimmt
eine zentrale Stellung in der zweiteiligen Gartenanlage ein. Von
einer Hausgraft umschlossen, teilt es die Anlage in den west-
lichen „Eichenhof" und in den östlichen Lustgarten. Beide Gar-
tenteile werden durch die von Ost nach West verlaufende Haupt-
achse verbunden. Der „Eichenhof" begleitet die Zufahrt zum
Haus. Der eigentliche Garten mit Parterre und Bosketts diente der
Repräsentation, aber auch der Nutzung durch Obst- und Gemü-
segärten sowie zum Aufenthalt im Freien.
Ihren Funktionen entsprechend sind beide Gartenteile unter-
schiedlich gestaltet. Der „Eichenhof" mit seinen beiden Eichen-
doppelreihen und dem angrenzenden Eichenbestand dient allein
der Betonung der auf das Haus zuführenden Achse. Der eigent-
liche Garten, der außer der erwähnten Ost-West-Achse keine
Beziehung zum Vordergarten hat, ist vom Umland in der Fläche
durch eine Graft und räumlich durch eine an der Graftinnenseite
verlaufende Lindenspalierwand getrennt. Das den Garten umge-
bende Lindenspalier ist seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr
zurückgeschnitten worden und weist durch starke Kronenaus-
wüchse einen völlig anderen Habitus auf, als ursprünglich beab-
sichtigt. Die innerhalb des Lindenspaliers liegenden Bosketträume
sind durch eindrucksvolle Taxushecken, die heute nicht mehr voll-
ständig vorhanden sind, geprägt. Ungeklärt ist, ob diese Bosketts
2 Haus und Garten Altenkamp: Fremdeinbauten im historischen Garten.
Luftbild 1992.
eine zeittypische Aufgabe als abgeschlossene Rückzugsfläche
oder als Nutzgarten erfüllen sollten. Die modifizierten Formen des
Heckenhorizontes müssen jedoch über Jahrhunderte gewachsen
und durch strengen Schnitt in das ehemals eindrucksvolle Bild
gebracht worden sein, das durch Fotos vom Anfang dieses Jahr-
hunderts überliefert ist.
Sowohl das Haus als auch der Garten waren über Jahrzehnte
hin, besonders nach dem Rückzug der Familie von Velen aus dem
Emsland, kontinuierlich verfallen. Seit dem Zweiten Weltkrieg
wurde das Haus nicht mehr von der Eigentümerfamilie bewohnt,
und entsprechend unterblieb auch die notwendige Pflege des
Barockgartens. Eine besonders negative Entwicklung für den Gar-
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