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Braunschweigischer Vereinigter Kloster- und Studienfonds [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Grote, Rolf-Jürgen [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Kaiserdom in Königslutter: ein Kulturdenkmal auf dem Prüfstand ; interdisziplinäre Service-Leistungen der Denkmalpflege an einem national bedeutenden Kunstwerk — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 14.1996

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Recker, Bernhard: Feuchtewanderung, Mauerwerkszustand und -schäden; Korrelation von Problemen des Außenbaues mit denen des Kircheninneren
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https://doi.org/10.11588/diglit.51145#0066
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64 Diagnose

Feuchtewanderung, Mauerwerkszustand und -Schäden;
Korrelation von Problemen des Außenbaues mit denen
des Kircheninneren
Bernhard Recker

Anmerkungen
1 Bericht: Kartierung des Außenbaus
(Horst Lenz/Bernhard Recker), 1996, im
Schriftarchiv des Instituts für Denkmal-
pflege (IfD).
2 Stiftskirche Königslutter. Untersu-
chungsbericht und Gutachten zu Raum-
klima und Wandaufbau (IGS, Jörg Seele/
Claus Arendt), 1996, S. 20 ff. im Schriftar-
chiv des IfD. Vgl. auch Seite 66 in dieser
Publikation.
3 Ute Eickelberg, Susanne Herppich,
Jutta Zallmanzig (Hrsg.), Zollern-Institut
beim Deutschen Bergbaumuseum, DMT
Ges. f. Lehre und Bildung mbH: Die Doku-
mentation in der Bestandsaufnahme-
Untersuchung, Bewertung und Restaurie-
rung denkmalpflegerischer Objekte. Be-
richt der Arbeitsgruppe „Bestandsaufnah-
me" des BMFT-Projekts „Steinzerfall",
1990. Sonderheft der Zeitschrift „Bauten-
schutz und Bausanierung".
4 Bericht: Auswertung von Messungen
mit dem Karsten'schen Prüfröhrchen an
der Stiftskirche Königslutter (Rolf Niemey-
er/Erwin Stadlbauer), 1996, im Schriftar-
chiv des IfD. Alle gemessenen W-Werte
liegen unter den für bruchfrischen Elm-
kalkstein ermittelten (1,4 bis 2,8 kg/m2/h0-5).
Werte unter 0,5 kg/m2/h0'5 gelten als was-
serabweisend, bei Werten zwischen 0,5
und 2 sind sie wasserhemmend. Ursäch-
lich hierfür dürfte die Einlagerung von
Schmutzpartikel in die oberflächennahe
Zone sein. Eine Hydrophobierung, die an
der Oberfläche vergleichbare Effekte zei-
gen würde, ist anläßlich der letzten Fassa-
deninstandsetztung Mitte der 70er Jahre
diskutiert, aber nach derzeitigem Erkennt-
nisstand nicht ausgeführt worden.
5 Königslutter, Kaiserdom, 1. und 2.
Laborbericht (Heinrich Rösch, Bundesan-
stalt für Geowissenschaften und Rohstof-
fe), 1995 bzw. 1996, im Schriftarchiv des
IfD. Vgl. auch den Beitrag Rösch auf Seite
59 dieser Publikation.

Einleitung
Den Fugenverlauf des Quadermauer-
werks nachzeichnende Malereischäden,
große Feuchtbereiche an der Sockelbe-
malung der Nordwand des nördlichen
Querhauses, denen an der Außenseite
tiefgreifend geschädigtes Fugenwerk
gegenüberliegt, um nur zwei besonders
auffällige Phänomene aufzugreifen,
waren im Rahmen der ganzheitlich an-
gelegten Zustandserfassung der histori-
stischen Raumausmalung Anlaß genug,
sich detailierter mit dem Zustand des
Äußeren der Kirche, aber auch ihrer
Dachräume, zu befassen.
Daher wurde im Mai 1996 vom Hub-
steiger aus eine steinrestauratorische
Zustandskartierung der Ostteile der
Stiftskirche vorgenommen1. Diese aus-
drücklich als Schadens-Schnellerfassung
verstandene Kartierung beschränkte
sich im wesentlichen auf den Fugenzu-
stand, dem aufgrund des wenig saug-
fähigen Elmkalksteins besondere Bedeu-
tung als möglicher Wassertransportweg
zukommt, zumal nach den endoskopi-
schen Beobachtungen2 zumindest für
die Ostteile der Kirche von einem homo-
genen, einschaligen Wandaufbau aus-
zugehen ist. Es wurde unterschieden
zwischen Flankenabrissen, offenen bzw.
tief ausgewitterten Fugen und Rissen.
Die Kartierungssystematik folgte der
Empfehlung der Arbeitsgruppe „Be-
standsaufnahme" des BMFT-Projekts
„Steinzerfall", 19903.
Kartierungsergebnisse
- Zahlreiche Fugen sind in den Flanken
abgerissen. Dies betrifft vor allem Fugen
vermutlich aus der Wiederherstellungs-
phase um 1900, die mit einem stark
zementhaltigen, starren Mörtel ge-
schlossen sind. Fugen, die während der

Instandsetzung der 70er Jahre einen
grobkörnigeren, weicheren Mörtel er-
hielten, sind weniger betroffen.
- Die Fassaden sind von zahlreichen
größeren und kleineren Rissen durchzo-
gen, die teilweise mit Flankenabrissen
korrelieren. Flankenabrisse entlang
Rißverläufen dürften ein Indiz dafür
sein, daß der Bau möglicherweise noch
Bewegungen unterliegt.
- Sohlbänke der Obergadenfenster sind
bei einer der letzten Renovierungsmaß-
nahmen mit einer Mörtelaufkantung
versehen worden, da sie offenbar ein zu
geringes Gefälle nach außen aufwiesen.
Diese Mörtelabdeckung ist vielfach ab-
gerissen und liegt nur noch lose auf.
- Inwieweit optisch nahezu intakt wir-
kende, jedoch seitlich angerissene
Fugen die Feuchtebilanz des Mauer-
werks und damit möglicherweise auch
den Innenraum negativ beeinflussen
könnten, demonstrierten Messungen
zur Wasseraufnahme der Fassade mit
„Karsten'schen Prüfröhrchen", die
ergänzend zu den Kartierungen an
oberen Wandzonen der West- und
Nordseite des nördlichen Querhauses
vorgenommen wurden. Während die
Natursteinquader bei intakter Fuge an
hell bewitterten Partien nur eine ver-
gleichsweise sehr geringe Wasserauf-
nahme aufweisen, an dunkel patinier-
ten Flächen sogar als „wasserdicht" zu
bezeichnen sind (W-Werte von 0.1 bis
1.0 kg/m2/h0'5)4, kann bereits an ange-
rissenen Fugen, umso mehr an Mörtel-
fehlstellen, Wasser ins Mauerwerk
dringen.
Eine Staffelung der Schadensschwere in
Abhängigkeit der Himmelsrichtung ist
kaum feststellbar, wenn auch erwar-
tungsgemäß die Westfassaden der Quer-
häuser die meisten Schäden aufweisen.
 
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