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Gewölbefläche. Form, Umfang und Farbigkeit dieser
Schlämme lassen sich aber erst nach Abschluss der Maß-
nahmen zur Reinigung, Salzverminderung und Gipsum-
wandlung entscheiden.
Im Anschluss an diese konservatorisch notwendigen
Maßnahmen sind folgende Optionen der Präsentation
denkbar:
1. Interpretierende Rekonstruktion der Fassungsreste, die
C. W. Hase zugeordnet wurden, das heißt eine schützen-
de Kalk-(Kasein-)Lasur mit differenzierter steinimitieren-
der Polychromie (steinfarbig, heller Ocker bis Umbra
gebrannt).
Voraussetzung ist die Wiederherstellung einer geschlosse-
nen architektonischen Form, das heißt die Ergänzung der
Fehlstellen und der abgewitterten Oberflächen.
Der Vorteil dieser interpretierenden Rekonstruktion läge
in einer Gestaltung der Oberfläche und ihrer farblichen
Erscheinung, die der künstlerischen Qualität der Archi-
tektur entspricht. Bei entsprechender Ausführung hat die
Rekonstruktion der „Hase-Fassung“ auch eine schützen-
de Wirkung.
2. Konservierende (Kalk-)Schlämme über alle vorher
konservierten Oberflächen.
Voraussetzung wäre die Verputzergänzung von größeren
Fehlstellen. Denkbar wäre bei dieser Variante auch eine
Gesamtverputzung der Bruchsteinwände und der Ge-
wölbe.
Diese Maßnahme entspräche historischen Techniken und
Formen der Reparatur, die am Objekt in Spuren ablesbar
sind. Die historische Oberfläche wäre geschützt, das
heißt: der Verwitterung nicht mehr direkt ausgesetzt. Bei
entsprechender Ausführung ergäbe sich möglicherweise
eine attraktive Gestaltung der Oberfläche. Allerdings
würde diese Maßnahme zu einer massiven Veränderung
des Erscheinungsbildes führen.
Unabhängig davon, für welche Variante der Präsentation
man sich entscheidet, ist eine vorherige Konservierung
der historischen Substanz, jedenfalls der mittelalter-
lichen, notwendig. Zur historischen Substanz gehört
auch die Oberflächengestaltung aus jener Zeit, die für die
Architekturform heute bestimmend ist, das heißt die
unter C. W. Hase hergestellte Fassung.
Die Pilotarbeit im Joch 7 stellt die erste Etappe der
Durchführung der Konservierung/Restaurierung des
Kreuzgangs dar. Technik und Ästhetik der Konservierung
und damit auch die denkmalpflegerische Zielvorstellung
werden in der Pilotarbeit im Detail entwickelt.
Voraussetzung für ein möglichst schonendes und nach-
haltiges Konservierungskonzept ist die Herstellung einer
dauernden Einhausung. Konservatorisch ist die Gesamt-
einhausung entsprechend der im Provisorium vorgegebe-
nen Form einer nur den Innenbereich umfassenden Form
der Einhausung vorzuziehen. Die Klimaschwankungen,
die unter den derzeitigen Bedingungen zu einer drama-
tisch schnellen Verwitterung geführt haben, müssen so
weit gedämpft werden, dass der Kreuzgang bei normaler
Pflege eine nachhaltige Erhaltungsperspektive bekommt.
Anmerkungen
1 Siehe Charta von Venedig 1964, deutsche Übersetzung zum Beispiel in:
Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 3, 1989, S. 245—247.
2 Vgl. dazu den Beitrag von U. Schädler-Saub u. I. Hammer „Zur mittelal-
terlichen Baugeschichte“ in diesem Band.
3 Vgl. dazu den Beitrag von U. Schädler-Saub u. C. Assmann in diesem
Band.
4 Siehe Mora u. Philippot 1977, S. 347.
5 Siehe dazu die Beiträge von H.-J. Schwarz, R. Niemeyer, E. Stadlbauer ti.
H. Leuckfeld sowie von I. Hammer et al. „Erhaltungszustand und Schäden
aus restauratorischer Sicht“ in diesem Band.
6 Es ist bekannt, dass Wasser, das in flüssiger Form bis an die Oberfläche
eines porösen Materials kommen kann, um Größenordnungen schneller
verdunstet, als wenn es nur in Dampfform an die Oberfläche gelangen
kann. Siehe Hammer 1996 a.
7 Ein weiteres Indiz dafür, dass aufsteigende Feuchtigkeit als aktuelle Scha-
densursache keine wesentliche Rolle spielt.
8 Lothar Hoffmann (DRV) Ahrensburg, und Dipl.-Rest. (FH) Marion
Eifinger, Hamburg. Steinmetzarbeiten: Fa. Naturstein Krause, Michael
Bernde.
9 Von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Koopera-
tion zwischen der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers (LKA), dem Nord-
deutschen Zentrum für Materialkunde von Kulturgut e. V. (ZMK), der
Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen (FHHi) und dem
Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD); Projektgruppe:
LKA: Landeskirchliche Baudirektorin DipL-Ing. Architektin Eva-Maria
Eilhardt-Braune (bis Juni 1999: Axel Werner), örtliche Bauleitung: Wolf-
gang Gocke (ABK); NLD: Dr. Erwin Stadlbauer (SV: Bernhard Recker,
Amtsrestaurator); ZMK: Dr. Hans-Jürgen Schwarz (SV: Dipl.-Geologin
Angelika Gervais); FHHi: Prof. Dr. Ivo Hammer (SV: Prof. Dr. Ursula
Schädler-Saub), Projektrestauratorinnen Dipl.-Rest. (FH) Christel Chio-
nye-Ejim und Dipl.-Rest. (FH) Christel Schmitt.
10 Vgl. Hammer 1987/88 u. Hammer 1992.
11 Hammer 1989, S. 89-91, Petersen u. Hammer 1993, Hammer u. Lux
1991.
12 Maier 1995, Kaiserdom in Königslutter 1996.
13 Vorschlag I. Hammer im Oktober 1997; Planung der Einhausung durch
Bauleiter W. Gocke, Amt für Bau- und Kunstpflege Hildesheim.
14 Siehe Bericht von J. Seele, IGS, 1997.
15 Siehe Bericht H.-J. Schwarz, ZMK.
16 Geschlossener Öl-Elektroradiator.
17 Vorentwürfe bisher erarbeitet im Rahmen des LKA (Dipl.-Ing. Horst Wet-
zel, Wolfgang Gocke) und der Fachhochschule Hildesheim/Holzmin-
den/Göttingen (Prof. Dipl.-Ing. Martin Thumm mit Studierenden).
18 Fa. Naturstein Krause, M. Bernde, Durchführung im November 1999.
19 ZMK (H.-J. Schwarz, A. Gervais) und NLD (E. Stadlbauer, R. Niemeyer),
BGR (Hr. Wittich).
20 Fa. Remmers, Funcosil® 300 bzw. 510, Durchführung von November
1999 bis Januar 2000.
21 Erstellung eines Restaurierungskonzeptes einschließlich einer Schadens-
und Bestanderfassung. Erprobung von Steinfestigungsmitteln, Diplomar-
beit FH Hildesheim/Holzminden 1992. Verwendete Festiger: KSE OH
und Funcosil R 510.
22 Vermerk Lenz vom 31.8. 1989 im Schriftarchiv des NLD; Festiger: KSE
Wacker H und Wacker OH, kleine Probe mit dem dreikomponentigen
Polyesterharz Lemisan®.
23 Siehe Mainusch 1999.
Gewölbefläche. Form, Umfang und Farbigkeit dieser
Schlämme lassen sich aber erst nach Abschluss der Maß-
nahmen zur Reinigung, Salzverminderung und Gipsum-
wandlung entscheiden.
Im Anschluss an diese konservatorisch notwendigen
Maßnahmen sind folgende Optionen der Präsentation
denkbar:
1. Interpretierende Rekonstruktion der Fassungsreste, die
C. W. Hase zugeordnet wurden, das heißt eine schützen-
de Kalk-(Kasein-)Lasur mit differenzierter steinimitieren-
der Polychromie (steinfarbig, heller Ocker bis Umbra
gebrannt).
Voraussetzung ist die Wiederherstellung einer geschlosse-
nen architektonischen Form, das heißt die Ergänzung der
Fehlstellen und der abgewitterten Oberflächen.
Der Vorteil dieser interpretierenden Rekonstruktion läge
in einer Gestaltung der Oberfläche und ihrer farblichen
Erscheinung, die der künstlerischen Qualität der Archi-
tektur entspricht. Bei entsprechender Ausführung hat die
Rekonstruktion der „Hase-Fassung“ auch eine schützen-
de Wirkung.
2. Konservierende (Kalk-)Schlämme über alle vorher
konservierten Oberflächen.
Voraussetzung wäre die Verputzergänzung von größeren
Fehlstellen. Denkbar wäre bei dieser Variante auch eine
Gesamtverputzung der Bruchsteinwände und der Ge-
wölbe.
Diese Maßnahme entspräche historischen Techniken und
Formen der Reparatur, die am Objekt in Spuren ablesbar
sind. Die historische Oberfläche wäre geschützt, das
heißt: der Verwitterung nicht mehr direkt ausgesetzt. Bei
entsprechender Ausführung ergäbe sich möglicherweise
eine attraktive Gestaltung der Oberfläche. Allerdings
würde diese Maßnahme zu einer massiven Veränderung
des Erscheinungsbildes führen.
Unabhängig davon, für welche Variante der Präsentation
man sich entscheidet, ist eine vorherige Konservierung
der historischen Substanz, jedenfalls der mittelalter-
lichen, notwendig. Zur historischen Substanz gehört
auch die Oberflächengestaltung aus jener Zeit, die für die
Architekturform heute bestimmend ist, das heißt die
unter C. W. Hase hergestellte Fassung.
Die Pilotarbeit im Joch 7 stellt die erste Etappe der
Durchführung der Konservierung/Restaurierung des
Kreuzgangs dar. Technik und Ästhetik der Konservierung
und damit auch die denkmalpflegerische Zielvorstellung
werden in der Pilotarbeit im Detail entwickelt.
Voraussetzung für ein möglichst schonendes und nach-
haltiges Konservierungskonzept ist die Herstellung einer
dauernden Einhausung. Konservatorisch ist die Gesamt-
einhausung entsprechend der im Provisorium vorgegebe-
nen Form einer nur den Innenbereich umfassenden Form
der Einhausung vorzuziehen. Die Klimaschwankungen,
die unter den derzeitigen Bedingungen zu einer drama-
tisch schnellen Verwitterung geführt haben, müssen so
weit gedämpft werden, dass der Kreuzgang bei normaler
Pflege eine nachhaltige Erhaltungsperspektive bekommt.
Anmerkungen
1 Siehe Charta von Venedig 1964, deutsche Übersetzung zum Beispiel in:
Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 3, 1989, S. 245—247.
2 Vgl. dazu den Beitrag von U. Schädler-Saub u. I. Hammer „Zur mittelal-
terlichen Baugeschichte“ in diesem Band.
3 Vgl. dazu den Beitrag von U. Schädler-Saub u. C. Assmann in diesem
Band.
4 Siehe Mora u. Philippot 1977, S. 347.
5 Siehe dazu die Beiträge von H.-J. Schwarz, R. Niemeyer, E. Stadlbauer ti.
H. Leuckfeld sowie von I. Hammer et al. „Erhaltungszustand und Schäden
aus restauratorischer Sicht“ in diesem Band.
6 Es ist bekannt, dass Wasser, das in flüssiger Form bis an die Oberfläche
eines porösen Materials kommen kann, um Größenordnungen schneller
verdunstet, als wenn es nur in Dampfform an die Oberfläche gelangen
kann. Siehe Hammer 1996 a.
7 Ein weiteres Indiz dafür, dass aufsteigende Feuchtigkeit als aktuelle Scha-
densursache keine wesentliche Rolle spielt.
8 Lothar Hoffmann (DRV) Ahrensburg, und Dipl.-Rest. (FH) Marion
Eifinger, Hamburg. Steinmetzarbeiten: Fa. Naturstein Krause, Michael
Bernde.
9 Von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Koopera-
tion zwischen der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers (LKA), dem Nord-
deutschen Zentrum für Materialkunde von Kulturgut e. V. (ZMK), der
Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen (FHHi) und dem
Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD); Projektgruppe:
LKA: Landeskirchliche Baudirektorin DipL-Ing. Architektin Eva-Maria
Eilhardt-Braune (bis Juni 1999: Axel Werner), örtliche Bauleitung: Wolf-
gang Gocke (ABK); NLD: Dr. Erwin Stadlbauer (SV: Bernhard Recker,
Amtsrestaurator); ZMK: Dr. Hans-Jürgen Schwarz (SV: Dipl.-Geologin
Angelika Gervais); FHHi: Prof. Dr. Ivo Hammer (SV: Prof. Dr. Ursula
Schädler-Saub), Projektrestauratorinnen Dipl.-Rest. (FH) Christel Chio-
nye-Ejim und Dipl.-Rest. (FH) Christel Schmitt.
10 Vgl. Hammer 1987/88 u. Hammer 1992.
11 Hammer 1989, S. 89-91, Petersen u. Hammer 1993, Hammer u. Lux
1991.
12 Maier 1995, Kaiserdom in Königslutter 1996.
13 Vorschlag I. Hammer im Oktober 1997; Planung der Einhausung durch
Bauleiter W. Gocke, Amt für Bau- und Kunstpflege Hildesheim.
14 Siehe Bericht von J. Seele, IGS, 1997.
15 Siehe Bericht H.-J. Schwarz, ZMK.
16 Geschlossener Öl-Elektroradiator.
17 Vorentwürfe bisher erarbeitet im Rahmen des LKA (Dipl.-Ing. Horst Wet-
zel, Wolfgang Gocke) und der Fachhochschule Hildesheim/Holzmin-
den/Göttingen (Prof. Dipl.-Ing. Martin Thumm mit Studierenden).
18 Fa. Naturstein Krause, M. Bernde, Durchführung im November 1999.
19 ZMK (H.-J. Schwarz, A. Gervais) und NLD (E. Stadlbauer, R. Niemeyer),
BGR (Hr. Wittich).
20 Fa. Remmers, Funcosil® 300 bzw. 510, Durchführung von November
1999 bis Januar 2000.
21 Erstellung eines Restaurierungskonzeptes einschließlich einer Schadens-
und Bestanderfassung. Erprobung von Steinfestigungsmitteln, Diplomar-
beit FH Hildesheim/Holzminden 1992. Verwendete Festiger: KSE OH
und Funcosil R 510.
22 Vermerk Lenz vom 31.8. 1989 im Schriftarchiv des NLD; Festiger: KSE
Wacker H und Wacker OH, kleine Probe mit dem dreikomponentigen
Polyesterharz Lemisan®.
23 Siehe Mainusch 1999.