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Günther Binding
chen Klosterkirche.36 Das trifft aber für Hildesheim
nicht zu, denn die Hl. Kreuz-Kapelle stiftete Bernward
für das ihm von Otto III. geschenkte Kreuzpartikel und
setzte dort Kleriker (clerici) ein. Die Kapelle stand den
ersten Mönchen nicht zur Verfügung; vielmehr wurde
etwa gleichzeitig mit dem Eintreffen der Mönche vor
1013 ein Teil der Klosterkirche geweiht. Erst später
wurde der Besitz der Hl. Kreuz-Kapelle von dem
Kloster St. Michaelis teilweise vereinnahmt, worauf
Weilandt hingewiesen hat.
Planung, Stiftung, Gründungsvorgang und Zweck-
bestimmung sind vergleichbar mit dem Benediktiner-
kloster Abdinghof in Paderborn.37 Meinwerk, aus
dem mit dem Königshaus verwandten sächsischen
Adelsgeschlecht der Immedinger,38 plante bald nach
seiner Weihe zum Bischof von Paderborn durch Erz-
bischof Willigis von Mainz am 13. März 1009 westlich
der Domburg das Benediktinerkloster St. Maria und
St. Peter und Paul (1282 erstmals Abdinghof ge-
nannt), das er zu seiner Grablege bestimmte. Das und
alles Weitere berichtet unter Benutzung älterer
Quellen ein Mönch aus dem Abdinghofkloster um
1165 in der Vita Meinwerci.39 Meinwerk (um 975-
1036) war etwa 15 Jahre jünger als Bernward; er
wurde in den Domschulen in Halberstadt und dann in
Hildesheim unter Thangmar, der auch Bernward
unterrichtet hat, erzogen. In Hildesheim soll der spä-
tere König Heinrich II. sein Mitschüler und Freund
gewesen sein. Vor 1001 ging Meinwerk als Kapellan
und Kardinal zu Otto III. an den Königshof und blieb
dort auch unter Heinrich II. bis zu seiner Bischofs-
weihe 1009, war aber weiterhin im Reichsdienst vor-
bildlich tätig.40
„Hochadelige Abstammung, Reichtum, Herkunft aus
der Hofkapelle und im jahrelangen Dienst gefestigte
Königsnähe, gesteigert durch Verwandtschaft und
persönliche Zuneigung, empfahlen Meinwerk zum
Bischof jenes Sitzes, der im Rahmen geänderter
königlicher Gastungsgewohnheiten und in neuer
Anknüpfung an karolingische Funktionen zu einem
der bevorzugten Residenzorte Heinrichs II. und
Konrads II. werden sollte, solange Meinwerk die cat-
hedra innehatte."41 Meinwerk war sicher mehrfach
am Hof mit Bernward von Hildesheim und Heribert
von Köln, den führenden Köpfen im Umkreis Ottos III.
und höchst aktive Bauherren, zusammengetroffen
und hatte dabei Gedanken austauschen können.
Auch waren Meinwerk und Bernward im August
1012 am Sterbebett des Magdeburger Erzbischofs
Walthard versammelt.
Als Meinwerk im März 1014 Heinrich II. nach Rom zur
Kaiserkrönung begleitete, bereitete er die Gründung
des Abdinghofklosters bereits durch Reliquiener-
werbung vor.42 Zur Finanzierung bildete er am 15.
September 1015 anlässlich der Domweihe ein Son-
dervermögen und ergänzte dieses im Januar 1016.43
Die Vita Meinwerci berichtet weiter: „Als er [Mein-
werk] also im Jahr 1015 die Kapelle zu Ehren des hl.
Benedikt begonnen hatte, vollendete er sie ebenso
besonders schnell wie hingebungsvoll, weihte sie fei-
erlich am 14. Febr. 1016 und übergab als Geschenk
ein Haus in Nordborchen mit dem Zehnten, den er für
den Lichterdienst in dem Kapellchen und für die
Notwendigkeiten des Krankenhausdienstes bestimm-
te. Das Krankenhaus wurde anschließend so gebaut,
dass eine Mauer auf beiden Seiten Kapelle und Haus
verbinde und die Priester, die am Altar Dienst taten,
durch ein Fenster in der Mauer ungehindert kommu-
nizieren könnten. [...] Von den Brüdern, die er herge-
holt hat, weihte er einen mit Namen Sighard (gest.
wohl 1036) zum Abt und setzt ihn den Andern vor
und hat die Söhne mehrerer Ministerialen- und
Bürgerfamilien zur Vorbereitung auf das Klosterleben
dort aufgenommen. [...] Nachdem er die Fundamente
der Klosterkirche gelegt und die Klostergebäude
angemessen verteilt hat (Unde monasterii fundamen-
tis positis et claustralibus officinis congrue dispositis),
beeilte er sich, das Begonnene vollständig durchzu-
führen. [...] Auch den Klausurbereich legte er ange-
messen bezüglich Ruhe und Nützlichkeit fest (prefi-
xit).“44
Dieser Bericht wird bestätigt durch eine Urkunde
Heinrichs II., mit der er am 10. Juli 1017 „die neue
Kirche, die Bischof Meinwerk im westlichen Teil des
suburbium zu Ehren der hl. Maria und aller Heiligen
geweiht und für die Vollendung gebaut hat, mit
Grundbesitz ausstattete [...] und den unter der Regel
des hl. Benedikt dienenden Klosterbrüdern die
Verfügungsgewalt darüber übertrug."45 Im Februar
1020 beteiligte sich Heinrich II. abermals an der Grün-
dungsausstattung für das Kloster.45
„Nachdem er [Meinwerk] die begonnene Kloster-
kirche durch ein eingewölbtes Sanktuarium zu voll-
enden sich beeilt hatte, lud er den Kaiser zu
Weihnachten [25. Dez. 1022] nach Paderborn ein und
[...] beabsichtigte, in seiner Gegenwart diese zu wei-
hen. Unvorhergesehen stürzte aber das Sanktuarium
[...] ein [...], und so blieb die Klosterkirche bis zum
Jahr 1031 ungeweiht."47 „Am 2. Jan. 1023 weihte er
[Meinwerk] die Krypta in seiner neuen Klosterkirche
zu Ehren des Protomärtyrers Stephanus."48 Den Leich-
nam des hl. Felix aus Aquileia empfing Meinwerk am
3. Oktober 1031 in Paderborn und setzte ihn in seiner
Klosterkirche bei.49 Diese weihte er schließlich am 2.
November 1031 feierlich zu Ehren der Jungfrau Maria
und der Apostel Petrus und Paulus und aller Heiligen
und stattete sie aus; darüber stellte Meinwerk eine
Urkunde (testamentum) aus, in der er die gesamte
Gründungsausstattung zusammenfasste.50
Günther Binding
chen Klosterkirche.36 Das trifft aber für Hildesheim
nicht zu, denn die Hl. Kreuz-Kapelle stiftete Bernward
für das ihm von Otto III. geschenkte Kreuzpartikel und
setzte dort Kleriker (clerici) ein. Die Kapelle stand den
ersten Mönchen nicht zur Verfügung; vielmehr wurde
etwa gleichzeitig mit dem Eintreffen der Mönche vor
1013 ein Teil der Klosterkirche geweiht. Erst später
wurde der Besitz der Hl. Kreuz-Kapelle von dem
Kloster St. Michaelis teilweise vereinnahmt, worauf
Weilandt hingewiesen hat.
Planung, Stiftung, Gründungsvorgang und Zweck-
bestimmung sind vergleichbar mit dem Benediktiner-
kloster Abdinghof in Paderborn.37 Meinwerk, aus
dem mit dem Königshaus verwandten sächsischen
Adelsgeschlecht der Immedinger,38 plante bald nach
seiner Weihe zum Bischof von Paderborn durch Erz-
bischof Willigis von Mainz am 13. März 1009 westlich
der Domburg das Benediktinerkloster St. Maria und
St. Peter und Paul (1282 erstmals Abdinghof ge-
nannt), das er zu seiner Grablege bestimmte. Das und
alles Weitere berichtet unter Benutzung älterer
Quellen ein Mönch aus dem Abdinghofkloster um
1165 in der Vita Meinwerci.39 Meinwerk (um 975-
1036) war etwa 15 Jahre jünger als Bernward; er
wurde in den Domschulen in Halberstadt und dann in
Hildesheim unter Thangmar, der auch Bernward
unterrichtet hat, erzogen. In Hildesheim soll der spä-
tere König Heinrich II. sein Mitschüler und Freund
gewesen sein. Vor 1001 ging Meinwerk als Kapellan
und Kardinal zu Otto III. an den Königshof und blieb
dort auch unter Heinrich II. bis zu seiner Bischofs-
weihe 1009, war aber weiterhin im Reichsdienst vor-
bildlich tätig.40
„Hochadelige Abstammung, Reichtum, Herkunft aus
der Hofkapelle und im jahrelangen Dienst gefestigte
Königsnähe, gesteigert durch Verwandtschaft und
persönliche Zuneigung, empfahlen Meinwerk zum
Bischof jenes Sitzes, der im Rahmen geänderter
königlicher Gastungsgewohnheiten und in neuer
Anknüpfung an karolingische Funktionen zu einem
der bevorzugten Residenzorte Heinrichs II. und
Konrads II. werden sollte, solange Meinwerk die cat-
hedra innehatte."41 Meinwerk war sicher mehrfach
am Hof mit Bernward von Hildesheim und Heribert
von Köln, den führenden Köpfen im Umkreis Ottos III.
und höchst aktive Bauherren, zusammengetroffen
und hatte dabei Gedanken austauschen können.
Auch waren Meinwerk und Bernward im August
1012 am Sterbebett des Magdeburger Erzbischofs
Walthard versammelt.
Als Meinwerk im März 1014 Heinrich II. nach Rom zur
Kaiserkrönung begleitete, bereitete er die Gründung
des Abdinghofklosters bereits durch Reliquiener-
werbung vor.42 Zur Finanzierung bildete er am 15.
September 1015 anlässlich der Domweihe ein Son-
dervermögen und ergänzte dieses im Januar 1016.43
Die Vita Meinwerci berichtet weiter: „Als er [Mein-
werk] also im Jahr 1015 die Kapelle zu Ehren des hl.
Benedikt begonnen hatte, vollendete er sie ebenso
besonders schnell wie hingebungsvoll, weihte sie fei-
erlich am 14. Febr. 1016 und übergab als Geschenk
ein Haus in Nordborchen mit dem Zehnten, den er für
den Lichterdienst in dem Kapellchen und für die
Notwendigkeiten des Krankenhausdienstes bestimm-
te. Das Krankenhaus wurde anschließend so gebaut,
dass eine Mauer auf beiden Seiten Kapelle und Haus
verbinde und die Priester, die am Altar Dienst taten,
durch ein Fenster in der Mauer ungehindert kommu-
nizieren könnten. [...] Von den Brüdern, die er herge-
holt hat, weihte er einen mit Namen Sighard (gest.
wohl 1036) zum Abt und setzt ihn den Andern vor
und hat die Söhne mehrerer Ministerialen- und
Bürgerfamilien zur Vorbereitung auf das Klosterleben
dort aufgenommen. [...] Nachdem er die Fundamente
der Klosterkirche gelegt und die Klostergebäude
angemessen verteilt hat (Unde monasterii fundamen-
tis positis et claustralibus officinis congrue dispositis),
beeilte er sich, das Begonnene vollständig durchzu-
führen. [...] Auch den Klausurbereich legte er ange-
messen bezüglich Ruhe und Nützlichkeit fest (prefi-
xit).“44
Dieser Bericht wird bestätigt durch eine Urkunde
Heinrichs II., mit der er am 10. Juli 1017 „die neue
Kirche, die Bischof Meinwerk im westlichen Teil des
suburbium zu Ehren der hl. Maria und aller Heiligen
geweiht und für die Vollendung gebaut hat, mit
Grundbesitz ausstattete [...] und den unter der Regel
des hl. Benedikt dienenden Klosterbrüdern die
Verfügungsgewalt darüber übertrug."45 Im Februar
1020 beteiligte sich Heinrich II. abermals an der Grün-
dungsausstattung für das Kloster.45
„Nachdem er [Meinwerk] die begonnene Kloster-
kirche durch ein eingewölbtes Sanktuarium zu voll-
enden sich beeilt hatte, lud er den Kaiser zu
Weihnachten [25. Dez. 1022] nach Paderborn ein und
[...] beabsichtigte, in seiner Gegenwart diese zu wei-
hen. Unvorhergesehen stürzte aber das Sanktuarium
[...] ein [...], und so blieb die Klosterkirche bis zum
Jahr 1031 ungeweiht."47 „Am 2. Jan. 1023 weihte er
[Meinwerk] die Krypta in seiner neuen Klosterkirche
zu Ehren des Protomärtyrers Stephanus."48 Den Leich-
nam des hl. Felix aus Aquileia empfing Meinwerk am
3. Oktober 1031 in Paderborn und setzte ihn in seiner
Klosterkirche bei.49 Diese weihte er schließlich am 2.
November 1031 feierlich zu Ehren der Jungfrau Maria
und der Apostel Petrus und Paulus und aller Heiligen
und stattete sie aus; darüber stellte Meinwerk eine
Urkunde (testamentum) aus, in der er die gesamte
Gründungsausstattung zusammenfasste.50