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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: St. Michaelis in Hildesheim — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 34.2008

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Binding, Günther: St. Michaelis in Hildesheim - Einführung, Forschungsstand und Datierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.51162#0049
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St. Michaelis in Hildesheim
Einführung, Forschungsstand und Datierung

äußerst festen Schutz ein und machte ihn durch
Gräben und Wasserrinnen, die er aus dem Fluss speis-
te, äußerst sicher Den Güterbesitz vermehrte er
bedeutend. [...] Alte Orte, die seine Vorgänger beses-
sen hatten und die er ungepflegt vorfand, erleuchte-
te er mit vortrefflichen Gebäuden, von denen er eini-
ge durch verschiedenfarbige] Mosaikbilder zum über-
aus schönen Werk führte, indem er nach kunstvollem
Schema weißen und roten Stein mischte. [...] Die
Kirche [den Dom] mit bewundernswertem Eifer zu
zieren, betrieb er besonders intensiv. So schmückte er
mit vorzüglichen und leuchtenden Gemälden die
Wände und die Decke, sodass du glaubst, aus einer
alten in einer neuen zu sein. Er machte auch für die
feierliche Prozession an besonderen Festtagen durch
Gold und Edelsteine höchst glänzende Evangelien-
bücher, auch Rauchfässer von bedeutendem Wert
und Gewicht, nichtsdestoweniger schuf er mit
bewundernswertem Fleiß viele Kelche, auch einen aus
Onyx, einen anderen aus Kristall. Darüber hinaus
schmiedete er einen goldenen [Kelch], 20 Pfund
öffentlichen Gewichtes, aus völlig reinem Gold für
den Gebrauch im [Gottes]dienst. Auch einen von
Gold und Silber funkelnden Kronleuchter] von stau-
nenswerter Größe hängte er im Angesicht des Domes
auf, und vieles andere, das wir übergehen wollen,
damit wir nicht durch Weitschweifigkeit langweilen.
Mit größter Zielstrebigkeit ging er auch daran, unse-
ren heiligen Ort mit einem Mauerring schützend zu
umgeben. Auf den ganzen Umkreis verteilte er Türme
und begann das Werk mit solcher Klugheit, dass du
an Zierde und gleicherweise an Wehrhaftigkeit, wie
sich heute zeigt, in ganz Sachsen nichts ähnliches fin-
dest. Auch erbaute er außerhalb der Mauer eine sehr
prächtige Kapelle zu Ehren des lebensspendenden
Kreuzes. Eine Partikel dieses Kreuzes, die ihm sein kai-
serlicher Herr, Otto III., geschenkt hatte, legte er, ein-
gefasst in funkelnde Edelsteine und reines Gold, dort
nieder."
„Divino itaque instinctu in extremo fere sui episcopa-
tus, ubi flumina Alera et Ovokare confluunt, muniti-
unculam admodum munitam extruxit, [...]. Et in rure
Wirinholt [...] praesidium munitissimum instituit, fos-
sisque aquarumque meatibus per rivum influentibus
tutissimum reddidit, [...]. Antiqua quippe loca ab
antecessoribus suis possessa, quae ille inculta reperit,
optimis aedificiis collustravit, inter quae quaedam ele-
gantiori scemate albo ac rubro lapide intermiscens,
musiva pictura varia pulcherrimum opus reddidit. [...]
Ecclesiam namque miro Studio decorare ardenter
instabat. Unde exquisita ac lucida pictura tarn parietes
quam laquearia exornabat, ut ex veteri novam puta-
res. Fecit et ad sollempnem processionem in praeci-
puis festis evangelia auro et gemmis clarissima, thi-
miamateria quoque precii et ponderis magnifici, cali-
ces nichilominus plures, et unum ex onichino, alterum
vero cristallinum mira industria composuit. Adhuc

autem unum aureum, valentem libras vigenti publici
ponderis, ex purissimo auro in usum ministerii confla-
vit. Coronam quoque argento auroque radiantem
mirae magnitudinis in facie temp/i suspendit, et alia
perplura, quae supersedenda putavimus, ne fastidium
prolixitate ingeramus. Sanctum quoque locum
nostrum murorum ambitu vallare summa instantia
aggressus, dispositis per gyrum turribus, tanta pru-
dentia opus inchoavit, ut decore simul ac munimine,
velut hodie patet, simile nil in omni Saxonia invenias.
Sacellum etiam splendidum valde, foris murum in
honore vivificae Crucis exstruxit. Cuius etiam aliquan-
tam partem, largiente domno tercio Ottone augusto
imperatore, ibidem clarissimis gemmis auroque puris-
simo inclusam condidit."
Anschließend wird im 9. Kapitel eines der Wunder des
heiligen Kreuzes erzählt, „mit denen der Herr unseren
frommen Bischof zu erfreuen sich herabließ." Im 10.
Kapitel folgt die Mitteilung: „Die Kapelle (sacellum)
des heiligen Kreuzes aber weihte er, nachdem sie in
vielfältiger Zier vollendet war, am 10. Sept, des Jahres
996 [...]."2 Im 11. Kapitel wird die Laudatio noch ein-
mal zusammengefasst bezogen auf den verstorbenen
Bischof, und es wird auf den im Jahr 1000 einsetzen-
den Streit mit Erzbischof Willigis wegen der Weihe der
Klosterkirche von Gandersheim hingewiesen, der -
beginnend mit dem 12. Kapitel - ausführlich darge-
legt wird.3 Der Streit zwischen Hildesheim und Mainz
um die Zuständigkeit in Gandersheim hatte bereits im
Oktober 987 mit der Einkleidung von Sophie, einer
Schwester Ottos III., begonnen, konnte damals aber
von der Kaiserin Theophanu ausgeglichen werden.
Thangmar hatte im Dezember 1001 den erst 1007
endgültig geschlichteten Gandersheimer Streit Kaiser
Otto III. und Papst Silvester II. in Todi vorgetragen.4 Da
dieser in den Kapiteln 1-10 nicht erwähnt wird, ist
daraus zu schließen, dass der von Thangmar stam-
mende Teil vor 1000 niedergeschrieben worden ist
und als ein in sich abgeschlossener Teil zu betrachten
ist, der eventuell in geringem Maß bei der Abschrift,
die für die Heiligsprechung Bernwards 1192 angefer-
tigt wurde, verändert worden ist.5 Thangmar, der um
940/50 geboren ist, starb am 25. Mai, wahrscheinlich
1003, als Jahre werden aber auch 1013 und sogar
1027 vorgeschlagen.6
Die einzelnen erwähnten Ausstattungsstücke (orna-
menta) für den Dom sind nicht mehr erhalten und
auch durch Nennung in den zeitgenössischen Quellen
zeitlich nicht zu bestimmen.7 Ebenso verhält es sich
mit der Ausmalung des Domes. Allein die erwähnte
Mauer um die Domburg ist zeitlich ungefährfestzule-
gen. Im 27. Kapitel der Vita Bernwardi findet sich die
Mitteilung, dass sich Bernward „den ganzen Sommer
[des Jahres 1001] über nachdrücklich mit dem Bau der
Mauern der Stadt, die er in Hildesheim begonnen

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