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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: St. Michaelis in Hildesheim — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 34.2008

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Binding, Günther: St. Michaelis in Hildesheim - Einführung, Forschungsstand und Datierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.51162#0074
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70

Günther Binding

93 Wie vor Kap. 10, S. 96 f.
94 Wie vor Kap. 17, S. 122 f.
95 Vita Bernwardi 51; Kallfelz 1973, S. 350 f.
96 Vita Bernwardi 51; Kallfelz 1973, S. 352 f. Die Überset-
zung zum Teil geändert. - Binding 1998, S. 225 f. -
Binding/Linscheid-Burdich 2002, S. 27 f. - Dazu die ausführ-
liche Interpretation von Wolfram von den Steinen: Bernward
von Hildesheim über sich selbst, in: Deutsches Archiv für
Erforschung des Mittelalters 12, 1956, S. 331-362.
97 Dazu haben Roggenkamp und Rottländer fantasievolle
„Nachweise" vorgelegt, mit denen ich mich hier nicht aus-
einandersetzen kann bzw. will. Beseler/Roggenkamp 1954,
S. 123-156. - Rolf C. A. Rottländer: Zur Entwurfskonstruk-
tion von St. Michaelis in Hildesheim, in: Die Diözese Hildes-
heim in Vergangenheit und Gegenwart 58, 1990, S. 7-16. -

Folkerts hält es für möglich, dass die Hauptachse von St.
Michaelis „mit Hilfe der Maßzahlen 20, 35, 56, 84 gegliedert
ist; die gehören zur Reihe der Pyramidenzahlen, der körper-
lichen Erweiterung der figurierten Zahlen." Bernward-
Katalog 1993, S. 531 f.
98 Wie Anm. 42.
99 Lieselotte E. Stamm-Saurma: Die „auctoritas" des Zitates
in der bernwardinischen Kunst, in: Bernwardinische Kunst.
Hrsg. Martin Gosebruch, Frank N. Steigerwald (= Schriften-
reihe d. Komm. f. Niedersächs. Bau- und Kunstgesch. bei der
Braunschweigischen Wiss. Ges. 3) Göttingen 1988, S. 105-
126.
100 Vita Bernwardi 38; Kallfelz 1973, S. 336 f.
101 Bernward-Katalog 1993, Bd. 2, S. 13. - Wulf (wie Anm.
18) Nr. 16, S. 206 f. mit Literatur-Angaben, Abb. 14.

VI. Zusammenfassung
Bernward hat beim Bau der doppelchörigen Bene-
diktinerklosterkirche St. Michaelis in Hildesheim
(1010-1022/33) in den beiden gleich gestalteten
Querschiffen die ausgeschiedene Vierung (gleich hohe
Vierungsbogen auf Pfeilervorlagen) als raumbestim-
mendes Element angewandt und dieses im Außenbau
durch Vierungstürme betont. Die Hildesheimer Vie-
rungen sind die frühesten datierten und erhaltenen,
raumvereinheitlichenden „ausgeschiedenen Vierun-
gen", die danach an bedeutenden Kirchen im sali-
schen Reich, zunächst jeweils in Verbindung mit
Konrad II. und Heinrich II., auftauchen (Oberkaufun-
gen 1017-1025, Limburg a. d. Haardt nach 1025,
Dom zu Speyer vor 1039 und nach 1050/56, West-
querschiff von Reichenau-Mittelzell nach 1029). Für
die zwei gleich gestalteten Querschiffe waren der
Kölner Dom (Bau VII, 9./10. Jahrhundert) und die
Klosterkirche Memleben (4. Viertel 10. Jahrhundert)
anregend; sie waren mit 94 m bzw. 82 m Länge deut-
lich größer als St. Michaelis, das mit 74 m der Länge
des Magdeburger Domes Ottos des Großen 955-1008
und des Bamberger Domes Heinrichs II. 1002/07-1012
entsprach. Die dreimal zu je zwei zwischen Pfeiler ein-
gestellten Säulen (sächsischer Stützenwechsel) zwi-
schen dem flach gedeckten Mittelschiff und den
ungewöhnlich breiten Seitenschiffen haben über den
an St. Pantaleon in Köln (um 1000) und in St. Micha-
elis erstmals angewandten Würfelkapitellen Kämpfer-
blöcke mit jeweils einer dreizeiligen Inschrift, die die
eingeschlossenen Reliquien benennen. Entsprechend
hatte Otto der Große im Magdeburger Dom Reliquien
in die Säulen eingeschlossen. Die 1015 geweihte, un-
ter dem betonten Westchor gelegene, über Pfeilern
ohne Gurtbogen kreuzgratgewölbte, dreischiffige,

sechsjochige Hallenkrypta, die von einem um 2,14 m
überhöhten Ringstollen mit Zugängen aus den Quer-
schiffarmen umgeben ist, nahm vor dem Maria ge-
weihten Ostaltar den von Bernward gestalteten Sarko-
phag auf. Anregungen zur Gestaltung der Krypta hat
Bernward 1007 auf seiner Reise nach Frankreich
bekommen u. a. in Orleans.
Über den Baubeginn von St. Michaelis finden sich in
der Literatur unterschiedliche Zeitangaben: 996, um
1000, 1001, 1007 und 1010. Architekt sei der erste
Abt von St. Michaelis, Goderam, zuvor Propst von St.
Pantaleon in Köln, gewesen, der 996 mit den
Mönchen von dort nach Hildesheim gekommen sei
und dem die älteste erhaltene, aus dem 9.
Jahrhundert stammende Abschrift der De architectura
libri decem (Zehn Bücher über Architektur) des römi-
schen Architekturtheoretikers Vitruv (um 30/25 v.
Chr.) gehört hat (London, British Library, Harley MS
2767). Die Benediktinermönche trafen in Hildesheim
jedoch erst nach April 1011 ein - nach Bernwards
eigenen Worten mit Zustimmung des am 1. April
1011 von ihm zum Erzbischof von Mainz geweihten
Erkenbald (1011-1021) - aber vor Februar/März 1013,
denn in einer Urkunde Heinrichs II. heißt es, Bernward
habe vor der Mauer der Stadt „ein Gebäude für Gott
zu Ehren des heiligen Erzengels Michael von Grund
auf erbaut und auch einen Teil, den er bis dahin fertig-
stellen konnte, geweiht" (aedificium [...] a fundamen-
to laboravit, partem [...] peractam consecravit); er
habe nun den König gebeten, das Kloster und seine
Besitzungen „mit den dort unter der Benediktiner-
regel Gott dienenden Brüdern" in seinen Schutz zu
nehmen (Dass die Mönche, zwölf an der Zahl, aus St.
Pantaleon gekommen sind, ist erst im 16. Jahrhundert
zusammen mit dem Datum 996 überliefert, worauf
 
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