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Michael Braune
12 Hildesheim, St. Michaelis, Drainagegraben auf der Süd-
seite (1949).
13 Hildesheim, St. Michaelis, Ausbaggerung für den Sperr-
graben im Klosterhof (1949). Auch die Mauer des ehemali-
gen Ostflügels (hier in der Bildmitte) wurde entfernt.
Während sich gegen den ersten Vorschlag beträchtli-
cher Widerstand regte und man sich auch anstelle
von Rasen, Gebüsch und Bäumen nicht einmal für
eine Parkwegbefestigung mit Gefälle zu den Wasser-
rinnen und Kanälen entscheiden50 wollte, wurde der
am 11.9.1947 vom Reichsamt für Bodenforschung
vorgeschlagene Abfanggraben im August 1948 tat-
sächlich gebaut. Allerdings kam erst bei den Aus-
schachtungen auf etwa 2,50 m heraus, dass eine Ver-
tiefung des Grabens auf etwa 4 m notwendig wurde,
um die im Boden befindliche wasserundurchlässige
Schicht zu erreichen, auf der die ebenfalls durch
Befüllung von fettem Ton wasserundurchlässige
Sperrmauer aufsitzen muss. Doch nun trat im Novem-
ber 1949 eine Kiesschicht zutage, die man bei gerin-
ger Stärke entfernen und mit fettem Ton verfüllen
konnte, jedoch bei größerer Stärke durch Zementie-
rung oder Verkieselung wasserundurchlässig machen
musste (Abb. 12 und 13). Dass der stark beschädigte
Westflügel des Kreuzganges, der nur flach auf
Bruchsteinstücken gegründet ist und bei den tiefen
Ausschachtungen ohne Abstützung einen Winter
stand, nicht in Teilen in den Graben rutschte, ist wohl
dem Glück zu verdanken und der Tatsache, dass das
Obergeschoß völlig ausgebombt und bereits abge-
trümmert, also erleichtert war. Um die Wirkung des
Abfanggrabens nicht zu beeinträchtigen, wurde auch
die den Graben trennende ehemalige Ostmauer des
Kreuzganges entfernt. Dass der Graben schräg zur
Kirche verläuft, hatte manchen Bedenkenträgern
Stirnrunzeln verursacht, beruhte jedoch auf ganz
pragmatischen Ursachen: Man sparte Baggerstunden,
weil zwei Bombentrichter nicht verfällt werden muss-
ten (Abb. 14).
Auch wenn es durch die fehlende Bodenversiegelung
keinen maximalen Erfolg gegeben hat, war die Wir-
kung des Grabens für 50 Jahre positiv. Ob sie heute
noch ihre Funktion erfüllt oder ob die Tonschicht
durchlässig geworden ist, ist zu prüfen.
All diese Erkenntnisse und Erfahrungen haben dazu
geführt, dass man die erforderlichen Fundamente für
den Wiederaufbau der Ostapsiden ebenso wie die
Nachfundamentierung des Westbaus sehr massiv in
Beton dimensioniert hat. An den Umbauten des Heiz-
kellers im Nordwesten konnte man erkennen, dass die
damals bauausführende Firma ihre Erfahrungen im
Betonbau während der Kriegszeit im Bunker- und
Luftschutzbau erworben hatte!
Die archäologischen Ausgrabungen vom Februar bis
zum Mai 2006 haben auf sehr eindrucksvolle Weise
Michael Braune
12 Hildesheim, St. Michaelis, Drainagegraben auf der Süd-
seite (1949).
13 Hildesheim, St. Michaelis, Ausbaggerung für den Sperr-
graben im Klosterhof (1949). Auch die Mauer des ehemali-
gen Ostflügels (hier in der Bildmitte) wurde entfernt.
Während sich gegen den ersten Vorschlag beträchtli-
cher Widerstand regte und man sich auch anstelle
von Rasen, Gebüsch und Bäumen nicht einmal für
eine Parkwegbefestigung mit Gefälle zu den Wasser-
rinnen und Kanälen entscheiden50 wollte, wurde der
am 11.9.1947 vom Reichsamt für Bodenforschung
vorgeschlagene Abfanggraben im August 1948 tat-
sächlich gebaut. Allerdings kam erst bei den Aus-
schachtungen auf etwa 2,50 m heraus, dass eine Ver-
tiefung des Grabens auf etwa 4 m notwendig wurde,
um die im Boden befindliche wasserundurchlässige
Schicht zu erreichen, auf der die ebenfalls durch
Befüllung von fettem Ton wasserundurchlässige
Sperrmauer aufsitzen muss. Doch nun trat im Novem-
ber 1949 eine Kiesschicht zutage, die man bei gerin-
ger Stärke entfernen und mit fettem Ton verfüllen
konnte, jedoch bei größerer Stärke durch Zementie-
rung oder Verkieselung wasserundurchlässig machen
musste (Abb. 12 und 13). Dass der stark beschädigte
Westflügel des Kreuzganges, der nur flach auf
Bruchsteinstücken gegründet ist und bei den tiefen
Ausschachtungen ohne Abstützung einen Winter
stand, nicht in Teilen in den Graben rutschte, ist wohl
dem Glück zu verdanken und der Tatsache, dass das
Obergeschoß völlig ausgebombt und bereits abge-
trümmert, also erleichtert war. Um die Wirkung des
Abfanggrabens nicht zu beeinträchtigen, wurde auch
die den Graben trennende ehemalige Ostmauer des
Kreuzganges entfernt. Dass der Graben schräg zur
Kirche verläuft, hatte manchen Bedenkenträgern
Stirnrunzeln verursacht, beruhte jedoch auf ganz
pragmatischen Ursachen: Man sparte Baggerstunden,
weil zwei Bombentrichter nicht verfällt werden muss-
ten (Abb. 14).
Auch wenn es durch die fehlende Bodenversiegelung
keinen maximalen Erfolg gegeben hat, war die Wir-
kung des Grabens für 50 Jahre positiv. Ob sie heute
noch ihre Funktion erfüllt oder ob die Tonschicht
durchlässig geworden ist, ist zu prüfen.
All diese Erkenntnisse und Erfahrungen haben dazu
geführt, dass man die erforderlichen Fundamente für
den Wiederaufbau der Ostapsiden ebenso wie die
Nachfundamentierung des Westbaus sehr massiv in
Beton dimensioniert hat. An den Umbauten des Heiz-
kellers im Nordwesten konnte man erkennen, dass die
damals bauausführende Firma ihre Erfahrungen im
Betonbau während der Kriegszeit im Bunker- und
Luftschutzbau erworben hatte!
Die archäologischen Ausgrabungen vom Februar bis
zum Mai 2006 haben auf sehr eindrucksvolle Weise