Welterbeantrag Fagus-Werk
I. Lagerhaus
Das Lagerhaus, in zwei Bauabschnitten 1911
und 1914 errichtet, geht in seiner Konzeption
auf den Architekten Eduard Werner, den Vor-
gänger von Walter Gropius, zurück. Das Unter-
und Erdgeschoss mit gemauerten Außenwän-
den bildet den Sockel für die aufgehende Fach-
werkkonstruktion. Sämtliche Holzbalkendecken
sind in den darüberliegenden Lagerbereichen als
Spaltböden ausgebildet. Drei Obergeschosse in
traditioneller Fachwerkkonstruktion mit ausge-
mauerten Fachwerkaußenwänden und einer
davor aufgetragenen vier Zentimeter starken
sog. „Waschbetonputzschicht", bilden den
Kern dieses mächtigen Industriegebäudes. Das
vierte Obergeschoss ist optisch durch ein hölzer-
nes Gurtgesims in der Deckenebene über dem
dritten Obergeschoss geringfügig zurückgesetzt
und erscheint als aufgesetztes, mit Sandstein-
platten verkleidetes Staffelgeschoss. Den Ab-
schluss bildet die allseitig zurückgesetzte, über
die gesamte Länge des Gebäudes gezogene Lüf-
tungslaterne mit den offenen Seitenfronten, die
ebenfalls in Holzfachwerk konstruiert sind. Das
Lagerhaus als ein markantes und das Gesamt-
ensemble wesentlich mitbestimmendes Gebäu-
de wurde als letztes Objekt der großen Sanie-
rungsmaßnahme erst gegen Ende der 90er-Jah-
re instand gesetzt.
An dem über mehr als drei Jahrzehnte leer ste-
henden Gebäude wurde vorder Maßnahme kei-
nerlei Wartung und Werterhaltung vorgenom-
men. Die Gebäudealterung schritt dadurch un-
kontrolliert voran und es stellten sich verstärkt
Bauschäden sowie Probleme in der statischen Si-
cherheit ein. Die schadhafte Dachdichtung, die
abgängige Regenentwässerung sowie Fassa-
denschäden belasteten die Holzkonstruktion
schließlich in hohem Maß. Frost in den durch-
feuchteten Wänden verursachte Risse und scha-
lenförmige Abplatzungen des Fassadenputzes.
Eindringendes Wasser schuf Moderfäule und
Hausschwamm in den konstruktiven Hölzern so-
wie tierischen Befall an der gesamten Konstruk-
tion.
Ab 1995 entstanden erste Überlegungen, das
Lagerhaus als externes Expo-Projekt „Technolo-
giezentrum" in das Weltausstellungskonzept
des Jahres 2000 in Hannover aufzunehmen. Mit
einem verformungsgerechten Aufmaß und ei-
ner ersten Kostenschätzung wurde 1995/96 die
Grundlage für die Sanierung gelegt. Weitere Be-
standsaufnahmen des Lagerhauses mit Scha-
denskartierungen schlossen sich bis 1997 an.
Denkmalpflegerischwarauch am Lagerhaus das
Ziel, möglichst viel von der historischen Bausub-
stanz und außen wie innen von ihrem Erschei-
nungsbild zu bewahren, obwohl bereits augen-
scheinlich war, dass ein Großteil der außenseiti-
gen Fachwerkkonstruktion und des Putzes aus
Gründen zu starker Schädigungen - insgesamt
ca. 75 % des Außenbaus - nicht erhalten wer-
den konnte. Schließlich kam man zu der Über-
zeugung, dass allerdings eine Erhaltung der in-
neren Fachwerkkonstruktion und der Spaltbö-
den als Kernsubstanz des Gebäudes trotz der
eingetretenen statischen Probleme zu 100 %
möglich erschien. So einigte man sich auf die
Substanzerhaltung im Inneren des Hauses und
auf eine originalgetreue Fassadenausführung,
die zwischen 1998 und 2002 erfolgte. Ange-
sichts der auf Dauer geplanten Umnutzung zu
einem Ausstellungsgebäude erhielt die Fassa-
denrekonstruktion eine gedämmte, aus Sperr-
holzplatten bestehende Vorsatzschale unter der
erneuerten Putzschicht. Nach innen stellt sich
das sichtbare, aus Gewichtsgründen nicht mehr
mit Backstein gefüllte Fachwerkgerüst in glei-
cher Form wie die vorher abgängige Konstruk-
tion dar. Das vorhandene, mittig gelegene Trep-
penhaus konnte ebenfalls instand gesetzt wer-
den. Ein zusätzliches, innen liegendes Treppen-
haus fügte man zur statischen Sicherung des Ge-
bäudes sowie aufgrund der brandschutz- und
baurechtlichen Anforderungen in Stahlbeton
hinzu.
Im Zuge der unumgänglich gewordenen stati-
schen Stabilisierung des inneren Fachwerkgerü-
stes und der Fassaden baute man Querverstei-
fungen aus sichtbaren Stahlelementen in den
unteren drei Geschossen ein. Auch die kraft-
schlüssige Anbindung der Deckenbalken an die
Fachwerkknotenverbindungen wurde sichtbar
in Stahl ausgeführt. Konzeptionell war man sich
zwischen Planern, Statikern, Denkmalpflegern
und Eigentümern einig, dass man nach der Ab-
wendung der Einsturzgefahr die statische Siche-
rung als bauliche Zutat im Inneren deutlich sicht-
bar belassen und in die Werksausstellung inte-
grieren wollte, während das äußere Erschei-
nungsbild dem ursprünglichen Original mög-
lichst nahekommen sollte. Von außen verraten
lediglich die neuen Fenster, welche die ursprüng-
lichen Lüftungsklappen in gleicher Größe erset-
zen, dass das Lagerhaus des Fagus-Werks eine
Sanierung und vor allem eine Umnutzung erfah-
ren hat.
Insgesamt darf festgehalten werden, dass die
Bewahrung des Holzlagerhauses im Fagus-Werk
nur durch den Impuls aus der Expo 2000 gelin-
gen konnte. Auf der Grundlage des Expo-Pro-
90
I. Lagerhaus
Das Lagerhaus, in zwei Bauabschnitten 1911
und 1914 errichtet, geht in seiner Konzeption
auf den Architekten Eduard Werner, den Vor-
gänger von Walter Gropius, zurück. Das Unter-
und Erdgeschoss mit gemauerten Außenwän-
den bildet den Sockel für die aufgehende Fach-
werkkonstruktion. Sämtliche Holzbalkendecken
sind in den darüberliegenden Lagerbereichen als
Spaltböden ausgebildet. Drei Obergeschosse in
traditioneller Fachwerkkonstruktion mit ausge-
mauerten Fachwerkaußenwänden und einer
davor aufgetragenen vier Zentimeter starken
sog. „Waschbetonputzschicht", bilden den
Kern dieses mächtigen Industriegebäudes. Das
vierte Obergeschoss ist optisch durch ein hölzer-
nes Gurtgesims in der Deckenebene über dem
dritten Obergeschoss geringfügig zurückgesetzt
und erscheint als aufgesetztes, mit Sandstein-
platten verkleidetes Staffelgeschoss. Den Ab-
schluss bildet die allseitig zurückgesetzte, über
die gesamte Länge des Gebäudes gezogene Lüf-
tungslaterne mit den offenen Seitenfronten, die
ebenfalls in Holzfachwerk konstruiert sind. Das
Lagerhaus als ein markantes und das Gesamt-
ensemble wesentlich mitbestimmendes Gebäu-
de wurde als letztes Objekt der großen Sanie-
rungsmaßnahme erst gegen Ende der 90er-Jah-
re instand gesetzt.
An dem über mehr als drei Jahrzehnte leer ste-
henden Gebäude wurde vorder Maßnahme kei-
nerlei Wartung und Werterhaltung vorgenom-
men. Die Gebäudealterung schritt dadurch un-
kontrolliert voran und es stellten sich verstärkt
Bauschäden sowie Probleme in der statischen Si-
cherheit ein. Die schadhafte Dachdichtung, die
abgängige Regenentwässerung sowie Fassa-
denschäden belasteten die Holzkonstruktion
schließlich in hohem Maß. Frost in den durch-
feuchteten Wänden verursachte Risse und scha-
lenförmige Abplatzungen des Fassadenputzes.
Eindringendes Wasser schuf Moderfäule und
Hausschwamm in den konstruktiven Hölzern so-
wie tierischen Befall an der gesamten Konstruk-
tion.
Ab 1995 entstanden erste Überlegungen, das
Lagerhaus als externes Expo-Projekt „Technolo-
giezentrum" in das Weltausstellungskonzept
des Jahres 2000 in Hannover aufzunehmen. Mit
einem verformungsgerechten Aufmaß und ei-
ner ersten Kostenschätzung wurde 1995/96 die
Grundlage für die Sanierung gelegt. Weitere Be-
standsaufnahmen des Lagerhauses mit Scha-
denskartierungen schlossen sich bis 1997 an.
Denkmalpflegerischwarauch am Lagerhaus das
Ziel, möglichst viel von der historischen Bausub-
stanz und außen wie innen von ihrem Erschei-
nungsbild zu bewahren, obwohl bereits augen-
scheinlich war, dass ein Großteil der außenseiti-
gen Fachwerkkonstruktion und des Putzes aus
Gründen zu starker Schädigungen - insgesamt
ca. 75 % des Außenbaus - nicht erhalten wer-
den konnte. Schließlich kam man zu der Über-
zeugung, dass allerdings eine Erhaltung der in-
neren Fachwerkkonstruktion und der Spaltbö-
den als Kernsubstanz des Gebäudes trotz der
eingetretenen statischen Probleme zu 100 %
möglich erschien. So einigte man sich auf die
Substanzerhaltung im Inneren des Hauses und
auf eine originalgetreue Fassadenausführung,
die zwischen 1998 und 2002 erfolgte. Ange-
sichts der auf Dauer geplanten Umnutzung zu
einem Ausstellungsgebäude erhielt die Fassa-
denrekonstruktion eine gedämmte, aus Sperr-
holzplatten bestehende Vorsatzschale unter der
erneuerten Putzschicht. Nach innen stellt sich
das sichtbare, aus Gewichtsgründen nicht mehr
mit Backstein gefüllte Fachwerkgerüst in glei-
cher Form wie die vorher abgängige Konstruk-
tion dar. Das vorhandene, mittig gelegene Trep-
penhaus konnte ebenfalls instand gesetzt wer-
den. Ein zusätzliches, innen liegendes Treppen-
haus fügte man zur statischen Sicherung des Ge-
bäudes sowie aufgrund der brandschutz- und
baurechtlichen Anforderungen in Stahlbeton
hinzu.
Im Zuge der unumgänglich gewordenen stati-
schen Stabilisierung des inneren Fachwerkgerü-
stes und der Fassaden baute man Querverstei-
fungen aus sichtbaren Stahlelementen in den
unteren drei Geschossen ein. Auch die kraft-
schlüssige Anbindung der Deckenbalken an die
Fachwerkknotenverbindungen wurde sichtbar
in Stahl ausgeführt. Konzeptionell war man sich
zwischen Planern, Statikern, Denkmalpflegern
und Eigentümern einig, dass man nach der Ab-
wendung der Einsturzgefahr die statische Siche-
rung als bauliche Zutat im Inneren deutlich sicht-
bar belassen und in die Werksausstellung inte-
grieren wollte, während das äußere Erschei-
nungsbild dem ursprünglichen Original mög-
lichst nahekommen sollte. Von außen verraten
lediglich die neuen Fenster, welche die ursprüng-
lichen Lüftungsklappen in gleicher Größe erset-
zen, dass das Lagerhaus des Fagus-Werks eine
Sanierung und vor allem eine Umnutzung erfah-
ren hat.
Insgesamt darf festgehalten werden, dass die
Bewahrung des Holzlagerhauses im Fagus-Werk
nur durch den Impuls aus der Expo 2000 gelin-
gen konnte. Auf der Grundlage des Expo-Pro-
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