Mühlengeschichtlicher Überblick
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Entwässerungsmühlen und Dampfsägemühlen, die
durch ein entsprechendes Symbol bzw. das Buch-
stabenkürzel „M" für (Wasser-)Mühle, „DSM" für
Dampfsägemühle oder „Entw.M" für Entwässerungs-
mühle gekennzeichnet sind. Gelegentlich ist jedoch
die Unterscheidung der Symbole für Bockwind- und
Holländermühlen nicht konsequent vorgenommen
worden. Es sind viele Mühlen eingezeichnet, die auf
heutigen Karten nicht mehr zu finden sind. Sie sind
untergegangen oder längst außer Betrieb. Dennoch
erhielten sich die Gebäude, zum Teil sogar noch mit
der alten Mühleneinrichtung, oder Gebäudereste.
Viele Ortsnamen weisen auf Mühlen hin. Es sind aus-
schließlich Wassermühlenorte; einige Beispiele: Dust-
mühle, Helmsmühle, Huntemühle, Mahlenstorf, Möh-
lenhalenbeck, Möhlenhof, Poggenmühle, Purrmühle,
Rodemühlen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es 1951 eine Ini-
tiative des Regierungspräsidenten in Hannover und
des Niedersächsischen Landeskonservators, zunächst
Windmühlen, soweit sie für das Landschaftsbild be-
deutsam seien, und schließlich auch Wassermühlen zu
erfassen {41}. Die Gemeinden wurden aufgefordert,
ihre Mühlen zu benennen und in einer kurzen
Stellungnahme den baulichen Zustand, die Bedeu-
tung für das Orts- und Landschaftsbild und die
Wirtschaftlichkeit des Betriebs zu beschreiben. Man
machte allerdings darauf aufmerksam, dass ein
Landeszuschuss für eventuelle Instandsetzungsmaß-
nahmen nur in Frage käme, wenn der größere
Kostenanteil vom Eigentümer getragen werden
würde. Die Meldungen der fachlich nicht besonders
qualifizierten Gemeindebürgermeister des Landkrei-
ses Nienburg/Weser sind in einer Liste der Windmüh-
len zusammengefasst worden. Die Kommentare zu
den Objekten der Wassermühlen-Liste (1958) sind
allerdings umfangreicher und qualifizierter, da sie auf
Ortsbesichtigungen fußen.
Eine Bestandserfassung für ganz Niedersachsen hat
Wilhelm Kleeberg 1964 als „Niedersächsische Mühlen-
geschichte" nach jahrelanger Vorarbeit herausge-
bracht {12}. Das Werk ist 1973 unverändert wieder
aufgelegt worden, allerdings in vieler Hinsicht veral-
tet. Denn viele dort beschriebene Mühlen sind inzwi-
schen untergegangen, eine große Anzahl jedoch -
und das ist zum Teil eine erfreuliche Wirkung dieses
Werks - ist seitdem denkmalpflegerisch instand
gesetzt worden. Vorher war im Diepholzer Raum
unter anderem schon Fritz Lohmeyer, ein Lehrer aus
Düste, tätig, dessen Veröffentlichungen in den
„Heimatblättern für die Grafschaft Diepholz" in den
1930er Jahren erfolgten. Auf ihn bezog sich häufig
W. Kleeberg.
Darüber hinaus stellte das zweibändige Werk von
Heinrich Gade, „Historisch-geographisch-statistische
Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz"
{20}, aus dem Jahre 1901, somit annähernd zeitgleich
mit der Erstausgabe der Messtischblätter, eine ergän-
zende Informationsquelle dar, wenngleich dort längst
nicht alle Mühlenstandorte der Messtischblätter ange-
geben sind. Andererseits sind Mühlenorte aufgeführt,
die um die Jahrhundertwende (1900) keine Mühle
mehr besaßen. Aktueller, dennoch mit häufigem
Bezug auf das Werk von Heinrich Gade, ist das zwei-
bändige Werk von Herbert Dienwiebel und Brigitte
Streich, „Geschichtliches Ortsverzeichnis der Graf-
schaften Hoya und Diepholz" von 1988 und 1993
{22}. Dort vor allem finden sich viele archivalische
Bezüge. Sichere Hinweise bieten C. F. Maneckes {33}
Aufzeichnungen aus dem Jahre 1798. Ergänzend sind
Ortschroniken herangezogen worden, Fundgruben
wichtiger Nachrichten.
Ais besonderes Problem erwies sich bei der Aus-
wertung des „Kleebergs" {12} wie auch der sich zum
Teil auf ihn stützenden Sekundärliteratur, dass wegen
der im Laufe der Zeit veränderten Gemeindegrenzen
und Gemeindezuordnungen eine exakte Lokalisierung
der benannten Mühlen oft nicht möglich ist. Zudem
werden einige Mühlen gelegentlich unter zwei
Ortsnamen aufgeführt, manche fehlen überhaupt
oder wurden falsch bezeichnet. Datierungsfehler wur-
den unkontrolliert übernommen.
Aufschlussreich waren Gutachten, die Ämter in
Auftrag gaben, wenn Anträge auf Neubau oder Er-
weiterung von Mühlen gestellt wurden {34}. Als Gut-
achter wurden in der Regel fachkundige Müller
bestellt (vergleiche Nienburg, Harrienstedt), besten-
falls solche, die nicht zum Einzugsbereich des betrof-
fenen Mühlenstandorts gehörten. In diesen Gut-
achten ging es um Ermittlung des Bedarfs (an Mahl-
produkten) und die Leistungsfähigkeit der zum
Einzugsbereich des untersuchten Standorts gehören-
den Mühlen. Dabei ist die Mühlentechnik gelegentlich
detailliert beschrieben worden.
Eine besondere Unterstützung wurde mir durch die
vor Ort tätigen Heimatforscher und Archivare sowie
Mühlenbesitzer zuteil, deren Namen als Quellenhin-
weis jeweils am Zitierort in einer Fußnote genannt
werden.
Forschungsbedarf besteht noch hinsichtlich der
„Mühlenpolitik" der verschiedenen Grundherren und
des ihnen gehörenden Mühlenbestands, einer darauf
aufbauenden Wirtschafts- und Sozialgeschichte des
Mühlenwesens, in der auch die verschiedenen Rechts-
verordnungen dargestellt sind, und hinsichtlich des
Wirkens von Mühlenbaumeistern, die hier die Mühlen
erbauten.
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Entwässerungsmühlen und Dampfsägemühlen, die
durch ein entsprechendes Symbol bzw. das Buch-
stabenkürzel „M" für (Wasser-)Mühle, „DSM" für
Dampfsägemühle oder „Entw.M" für Entwässerungs-
mühle gekennzeichnet sind. Gelegentlich ist jedoch
die Unterscheidung der Symbole für Bockwind- und
Holländermühlen nicht konsequent vorgenommen
worden. Es sind viele Mühlen eingezeichnet, die auf
heutigen Karten nicht mehr zu finden sind. Sie sind
untergegangen oder längst außer Betrieb. Dennoch
erhielten sich die Gebäude, zum Teil sogar noch mit
der alten Mühleneinrichtung, oder Gebäudereste.
Viele Ortsnamen weisen auf Mühlen hin. Es sind aus-
schließlich Wassermühlenorte; einige Beispiele: Dust-
mühle, Helmsmühle, Huntemühle, Mahlenstorf, Möh-
lenhalenbeck, Möhlenhof, Poggenmühle, Purrmühle,
Rodemühlen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es 1951 eine Ini-
tiative des Regierungspräsidenten in Hannover und
des Niedersächsischen Landeskonservators, zunächst
Windmühlen, soweit sie für das Landschaftsbild be-
deutsam seien, und schließlich auch Wassermühlen zu
erfassen {41}. Die Gemeinden wurden aufgefordert,
ihre Mühlen zu benennen und in einer kurzen
Stellungnahme den baulichen Zustand, die Bedeu-
tung für das Orts- und Landschaftsbild und die
Wirtschaftlichkeit des Betriebs zu beschreiben. Man
machte allerdings darauf aufmerksam, dass ein
Landeszuschuss für eventuelle Instandsetzungsmaß-
nahmen nur in Frage käme, wenn der größere
Kostenanteil vom Eigentümer getragen werden
würde. Die Meldungen der fachlich nicht besonders
qualifizierten Gemeindebürgermeister des Landkrei-
ses Nienburg/Weser sind in einer Liste der Windmüh-
len zusammengefasst worden. Die Kommentare zu
den Objekten der Wassermühlen-Liste (1958) sind
allerdings umfangreicher und qualifizierter, da sie auf
Ortsbesichtigungen fußen.
Eine Bestandserfassung für ganz Niedersachsen hat
Wilhelm Kleeberg 1964 als „Niedersächsische Mühlen-
geschichte" nach jahrelanger Vorarbeit herausge-
bracht {12}. Das Werk ist 1973 unverändert wieder
aufgelegt worden, allerdings in vieler Hinsicht veral-
tet. Denn viele dort beschriebene Mühlen sind inzwi-
schen untergegangen, eine große Anzahl jedoch -
und das ist zum Teil eine erfreuliche Wirkung dieses
Werks - ist seitdem denkmalpflegerisch instand
gesetzt worden. Vorher war im Diepholzer Raum
unter anderem schon Fritz Lohmeyer, ein Lehrer aus
Düste, tätig, dessen Veröffentlichungen in den
„Heimatblättern für die Grafschaft Diepholz" in den
1930er Jahren erfolgten. Auf ihn bezog sich häufig
W. Kleeberg.
Darüber hinaus stellte das zweibändige Werk von
Heinrich Gade, „Historisch-geographisch-statistische
Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz"
{20}, aus dem Jahre 1901, somit annähernd zeitgleich
mit der Erstausgabe der Messtischblätter, eine ergän-
zende Informationsquelle dar, wenngleich dort längst
nicht alle Mühlenstandorte der Messtischblätter ange-
geben sind. Andererseits sind Mühlenorte aufgeführt,
die um die Jahrhundertwende (1900) keine Mühle
mehr besaßen. Aktueller, dennoch mit häufigem
Bezug auf das Werk von Heinrich Gade, ist das zwei-
bändige Werk von Herbert Dienwiebel und Brigitte
Streich, „Geschichtliches Ortsverzeichnis der Graf-
schaften Hoya und Diepholz" von 1988 und 1993
{22}. Dort vor allem finden sich viele archivalische
Bezüge. Sichere Hinweise bieten C. F. Maneckes {33}
Aufzeichnungen aus dem Jahre 1798. Ergänzend sind
Ortschroniken herangezogen worden, Fundgruben
wichtiger Nachrichten.
Ais besonderes Problem erwies sich bei der Aus-
wertung des „Kleebergs" {12} wie auch der sich zum
Teil auf ihn stützenden Sekundärliteratur, dass wegen
der im Laufe der Zeit veränderten Gemeindegrenzen
und Gemeindezuordnungen eine exakte Lokalisierung
der benannten Mühlen oft nicht möglich ist. Zudem
werden einige Mühlen gelegentlich unter zwei
Ortsnamen aufgeführt, manche fehlen überhaupt
oder wurden falsch bezeichnet. Datierungsfehler wur-
den unkontrolliert übernommen.
Aufschlussreich waren Gutachten, die Ämter in
Auftrag gaben, wenn Anträge auf Neubau oder Er-
weiterung von Mühlen gestellt wurden {34}. Als Gut-
achter wurden in der Regel fachkundige Müller
bestellt (vergleiche Nienburg, Harrienstedt), besten-
falls solche, die nicht zum Einzugsbereich des betrof-
fenen Mühlenstandorts gehörten. In diesen Gut-
achten ging es um Ermittlung des Bedarfs (an Mahl-
produkten) und die Leistungsfähigkeit der zum
Einzugsbereich des untersuchten Standorts gehören-
den Mühlen. Dabei ist die Mühlentechnik gelegentlich
detailliert beschrieben worden.
Eine besondere Unterstützung wurde mir durch die
vor Ort tätigen Heimatforscher und Archivare sowie
Mühlenbesitzer zuteil, deren Namen als Quellenhin-
weis jeweils am Zitierort in einer Fußnote genannt
werden.
Forschungsbedarf besteht noch hinsichtlich der
„Mühlenpolitik" der verschiedenen Grundherren und
des ihnen gehörenden Mühlenbestands, einer darauf
aufbauenden Wirtschafts- und Sozialgeschichte des
Mühlenwesens, in der auch die verschiedenen Rechts-
verordnungen dargestellt sind, und hinsichtlich des
Wirkens von Mühlenbaumeistern, die hier die Mühlen
erbauten.