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Mühlen in Niedersachsen und Bremen
Glossar
Ausleitungsanlage (-kraftwerk)
Die Wassermühle (das Kraftwerk) liegt an einem vom
Hauptgewässer, das sein natürliches Gefälle behielt,
ausgeleiteten und mit Stauwehren absperrbaren
Mühlengraben, bei dem das Gefälle auf einen Punkt
konzentriert wurde, um die notwendige Fallhöhe zu
erreichen.
Beutelkiste, Beutelgang
Urtümliche Maschine zum Aussieben von Schrot (ver-
gleiche Sichter). Das Schrot gelangt aus dem Mahl-
gang in einen schräg abwärts hängenden Sieb-
schlauch aus grobem Tuch. Der Tuchschlauch mit
einem Durchmesser von circa 0,20 m hängt in einer
würfelförmigen Kiste mit einer Kantenlänge von circa
1 m. Er wird durch einen gabelartigen, federnden
Stock in rüttelnde Bewegung versetzt. Dabei rutscht
das Schrot nach unten, die feinen Bestandteile fallen
durch den Siebschlauch und werden als Mehl unten in
der Kiste gesammelt, während die groben Bestand-
teile, die Kleie, außen - am „Kleiekotzer" - die Beu-
telkiste verlassen. Den Vorgang nannte man „beu-
teln".
Blaumehl
Es entsteht bei der Weizenmüllerei beim Brechen des
Korns als Staub, der vor dem eigentlichen Vermahlen
ausgesondert wird {14}.
Bockwindmühle, Bockmühle
Auf einem Bock aus dem vertikalen Hausbaum, den
ihn abstützenden Streben und den Kreuzschwellen,
die den Hausbaum lediglich führen, ist das mittels des
Steerts drehbare Mühlenhaus gelagert. Statisch kom-
plizierte und bereits im 12. Jahrhundert ausgereifte
Sprengwerkskonstruktion aus Holz. Ursprünglich nur
mit einem Mahlgang ausgestattet. Später wurde
durch ein zusätzliches Kammrad auf der Flügelwelle
oder eine zusätzliche kurze Königswelle die Mög-
lichkeit geschaffen, weitere Mahlgänge und Arbeits-
maschinen anzutreiben. Gelegentlich auch für andere
Zwecke als Kornvermahlung verwendet. Brand- und
sturmgefährdet. Wegen der begrenzten Größe nur
beschränkte Leistung möglich und somit der Kon-
kurrenz der Holländerwindmühlen auf Dauer nicht
gewachsen.
Bokemühle
Mühle zum Brechen der Flachsfasern mittels Stampf-
geschirren. „Boken" ist ein mundartlicher Ausdruck
für brechen.
Champagner-Stein
Bei Meaux, östlich von Paris, vor allem in La-Ferte-
sous-Jouarre in der Champagne, gab es eine bedeu-
tende Mühlsteinfabrikation. Es wurde dort ein sehr
harter Süßwasserquarzit gebrochen und verarbeitet,
der auf Grund seiner Porigkeit bestens für
Feinmahlgänge geeignet war. Der Champagner-Stein
wird auch als „Franzosen-Stein" bezeichnet.
Code Napoleon
Aus Ideengut der französischen Revolution entwickel-
tes und von Napoleon nach der Eroberung Mittel-
europas eingeführtes liberales Rechtssystem. Erlassen
am 21.03.1804.
Dendrochronologie
Datierungsmethode zur jahrgenauen Bestimmung des
Fälldatums von Bauholz, bei der die Jahresringfolge
der zu datierenden Holzprobe mit bekannten Jahres-
ringfolgen der gleichen Baumart und Herkunftsregion
verglichen wird {24}.
Fachbaum
Horizontal im Wehr auf der Höhe der Vorgerinnesohle
liegender Balken. Die Fachbaumhöhe wird im Was-
serbuch verbindlich festgelegt. Von dort aus wird die
zulässige Stauhöhe gemessen.
Fallhöhe
Der Höhenunterschied zwischen Unter- und Oberwas-
serspiegel eines Fließgewässers an einem Wehr.
Francis-Turbine
In einem zylinderförmigen Rohrkörper dreht sich ein
von außen angeströmtes Schaufelrad. Das Wasser wird
in der Mitte des Rads mittels eines Saugrohrs nach
unten abgeführt. Die Wasserzufuhr ist automatisch
oder von Hand durch einen ringförmig um das Rad
angeordneten Leitapparat regelbar. Dieser regelt auch
die Leistung der Turbine für mittleres Wasserdargebot
sowie kleine Fallhöhen. Francis-Turbinen werden mit
stehender oder mit liegender Welle verwendet. 1849
von J. B. Francis aus der von Howd erfundenen Turbine
weiterentwickelt. Eine Sonderform ist die Spiral-
Francis-Turbine, bei der der Wasserstrom in einer sich
verengenden spiraligen Zuführung beschleunigt wird.
Franzosen-Stein
Siehe Champagner-Stein.
Freigerinne
Altertümliche Bezeichnung: Freiarche, Freiflut.
Gerinne, in der Regel mittels Schützen absperrbar, am
Wasserrad oder der Turbine vorbei.
Mühlen in Niedersachsen und Bremen
Glossar
Ausleitungsanlage (-kraftwerk)
Die Wassermühle (das Kraftwerk) liegt an einem vom
Hauptgewässer, das sein natürliches Gefälle behielt,
ausgeleiteten und mit Stauwehren absperrbaren
Mühlengraben, bei dem das Gefälle auf einen Punkt
konzentriert wurde, um die notwendige Fallhöhe zu
erreichen.
Beutelkiste, Beutelgang
Urtümliche Maschine zum Aussieben von Schrot (ver-
gleiche Sichter). Das Schrot gelangt aus dem Mahl-
gang in einen schräg abwärts hängenden Sieb-
schlauch aus grobem Tuch. Der Tuchschlauch mit
einem Durchmesser von circa 0,20 m hängt in einer
würfelförmigen Kiste mit einer Kantenlänge von circa
1 m. Er wird durch einen gabelartigen, federnden
Stock in rüttelnde Bewegung versetzt. Dabei rutscht
das Schrot nach unten, die feinen Bestandteile fallen
durch den Siebschlauch und werden als Mehl unten in
der Kiste gesammelt, während die groben Bestand-
teile, die Kleie, außen - am „Kleiekotzer" - die Beu-
telkiste verlassen. Den Vorgang nannte man „beu-
teln".
Blaumehl
Es entsteht bei der Weizenmüllerei beim Brechen des
Korns als Staub, der vor dem eigentlichen Vermahlen
ausgesondert wird {14}.
Bockwindmühle, Bockmühle
Auf einem Bock aus dem vertikalen Hausbaum, den
ihn abstützenden Streben und den Kreuzschwellen,
die den Hausbaum lediglich führen, ist das mittels des
Steerts drehbare Mühlenhaus gelagert. Statisch kom-
plizierte und bereits im 12. Jahrhundert ausgereifte
Sprengwerkskonstruktion aus Holz. Ursprünglich nur
mit einem Mahlgang ausgestattet. Später wurde
durch ein zusätzliches Kammrad auf der Flügelwelle
oder eine zusätzliche kurze Königswelle die Mög-
lichkeit geschaffen, weitere Mahlgänge und Arbeits-
maschinen anzutreiben. Gelegentlich auch für andere
Zwecke als Kornvermahlung verwendet. Brand- und
sturmgefährdet. Wegen der begrenzten Größe nur
beschränkte Leistung möglich und somit der Kon-
kurrenz der Holländerwindmühlen auf Dauer nicht
gewachsen.
Bokemühle
Mühle zum Brechen der Flachsfasern mittels Stampf-
geschirren. „Boken" ist ein mundartlicher Ausdruck
für brechen.
Champagner-Stein
Bei Meaux, östlich von Paris, vor allem in La-Ferte-
sous-Jouarre in der Champagne, gab es eine bedeu-
tende Mühlsteinfabrikation. Es wurde dort ein sehr
harter Süßwasserquarzit gebrochen und verarbeitet,
der auf Grund seiner Porigkeit bestens für
Feinmahlgänge geeignet war. Der Champagner-Stein
wird auch als „Franzosen-Stein" bezeichnet.
Code Napoleon
Aus Ideengut der französischen Revolution entwickel-
tes und von Napoleon nach der Eroberung Mittel-
europas eingeführtes liberales Rechtssystem. Erlassen
am 21.03.1804.
Dendrochronologie
Datierungsmethode zur jahrgenauen Bestimmung des
Fälldatums von Bauholz, bei der die Jahresringfolge
der zu datierenden Holzprobe mit bekannten Jahres-
ringfolgen der gleichen Baumart und Herkunftsregion
verglichen wird {24}.
Fachbaum
Horizontal im Wehr auf der Höhe der Vorgerinnesohle
liegender Balken. Die Fachbaumhöhe wird im Was-
serbuch verbindlich festgelegt. Von dort aus wird die
zulässige Stauhöhe gemessen.
Fallhöhe
Der Höhenunterschied zwischen Unter- und Oberwas-
serspiegel eines Fließgewässers an einem Wehr.
Francis-Turbine
In einem zylinderförmigen Rohrkörper dreht sich ein
von außen angeströmtes Schaufelrad. Das Wasser wird
in der Mitte des Rads mittels eines Saugrohrs nach
unten abgeführt. Die Wasserzufuhr ist automatisch
oder von Hand durch einen ringförmig um das Rad
angeordneten Leitapparat regelbar. Dieser regelt auch
die Leistung der Turbine für mittleres Wasserdargebot
sowie kleine Fallhöhen. Francis-Turbinen werden mit
stehender oder mit liegender Welle verwendet. 1849
von J. B. Francis aus der von Howd erfundenen Turbine
weiterentwickelt. Eine Sonderform ist die Spiral-
Francis-Turbine, bei der der Wasserstrom in einer sich
verengenden spiraligen Zuführung beschleunigt wird.
Franzosen-Stein
Siehe Champagner-Stein.
Freigerinne
Altertümliche Bezeichnung: Freiarche, Freiflut.
Gerinne, in der Regel mittels Schützen absperrbar, am
Wasserrad oder der Turbine vorbei.