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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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Mühlengeschichtlicher Überblick
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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0010
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Geomorphologische Karte der Mittelweserregion. Eiszeitlich geprägte Oberflächenformen
• Rezente und ehemalige Wassermühlenstandorte

Mühlengeschichtlicher Überblick
Geografische Merkmale der Region,
Mühienstandorte
Die politischen Grenzen der Landkreise Diepholz und
Nienburg/Weser entsprechen annähernd denen der
ehemaligen Grafschaften Diepholz und Hoya zu Zeiten
ihrer größten territorialen Ausdehnung. Nach dem Aus-
sterben beider Grafengeschlechter im 16. Jahrhundert
(1585 und 1582) fielen sie an den Lehnsherrn, den Herz-
og von Braunschweig-Lüneburg zurück und wurden
schließlich Teil des Kurfürstentums (1692) und späteren
Königreichs (1714) Hannover, das bis 1837 in Personal-
union mit England regiert wurde. Bis 1837 bestimmten
englische Interessen die Politik Hannovers (Handel,
Zölle), und nach 1837 war der restaurativ-autoritäre
Regierungsstil des Königs Ernst-August maßgeblich,
der mit der Aufhebung der Landesverfassung seinerzeit
den Protest der „Göttinger Sieben" evozierte.
1866 ist Hannover von Preußen annektiert worden.
Die in Preußen praktizierte Gewerbefreiheit galt nun
auch in Hannover und bewirkte dort einen Boom von
Mühlenneubauten. Randzonen des Gebiets gehörten
zeitweilig zu Hessen (zum Beispiel Kirchdorf und Uch-
te 1582-1816) bzw. anderen Landesherren (zum Bei-
spiel Gemeinde Stuhr).

Das eiszeitlich geformte Geländerelief der Mittelweser-
region wird geprägt von Geesthochflächen mit einzel-
nen Stauchmoränen, durchsetzt von Mooren und
inzwischen kultivierten ehemaligen Moorflächen. Die
Weser, von Süden nach Norden zur Nordsee fließend,
ist das Rückgrat dieser Region. Die Weserniederung
weitet sich zur Allermündung hin becherförmig auf.
Rückgrat sei hier im Sinne der Wortbedeutung der
Anatomie zu verstehen als eine Lebensader und ein
stabiles Ordnungselement. Die Weser ist und war ein
wichtiger Transportweg {25}. Viele Grundwerke und
Grundmauern von unweit der Weser gelegenen Was-
sermühlen (zum Beispiel Harrienstedt, Wohlenhausen,
Behlinger Mühle, Barrien, Sudweyhe) sind aus Obern-
kirchener Sandstein erbaut, den man auf der Weser bis
Bremen transportierte, das Umschlagsplatz für dieses
Material war. Aber die Weser trennt auch: nur an we-
nigen Stellen gab es früher Fähren und später Brücken.
Mit ihren Hochwässern war und ist sie eine Bedrohung.
Siedlungsplätze und Wassermühlen legte man deswe-
gen außerhalb der Überschwemmungsgebiete an.
In den Niederungen zwischen den einzelnen Geest-
platten fließen behäbig die größeren Flüsse. Die Gro-
ße Aue, die vom Wiehengebirge her kommt und nach
Norden und Osten in weitem Bogen ausschwingt,
mündet bei Liebenau in die Weser. Sie trennt die Uch-
te-Rahdener von der Nienburg-Meppener Geest, die
 
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