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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0245
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Fuß
Altertümliches Längenmaß von regional unterschiedli-
cher Größe. Es wurde zum Beispiel bei den Größen-
angaben von Wasserrädern verwendet. Hannover-
scher Fuß 0,292 m; preußischer Fuß (= rheinischer
Fuß) 0,314 m.
Galerie
Im südlichen Landkreis Diepholz auch „Schwickstell-
ge" oder „Zwickstellge". Um den Turm einer Hollän-
derwindmühle umlaufende balkonartige Plattform
mit Umwehrung als Absturzsicherung. Von der
Galerie aus sind die Flügel zum Besegeln oder für
Reparaturarbeiten erreichbar.
Getriebe
Man unterscheidet in formschlüssige Getriebe aus
Zahnrädern, deren Drehsinn entgegengesetzt ist, und
Zugmittelgetriebe aus Riemen und Riemenscheiben,
bei denen der Drehsinn von der Führung der Riemen
abhängt.
Göpelmühle
Häufig auf Bauernhöfen verwendete tierbetriebene
Mühle, in der Mittelweserregion meist von Pferden
angetrieben, daher auch „Rossmühle" genannt. In
einem Göpelhaus mit zentrischem Grundriss und
einem Zeltdach wurde eine Königswelle mit einem
sehr großen, meist hochliegenden Stirnrad gedreht,
das dann die Arbeitsmaschinen antrieb. Die Königs-
welle wurde entweder von im Gebäude angeschirrten
Pferden gedreht oder über einen langen Hebel von
außerhalb des Gebäudes. Dieser Hebel erfasste die
durch den Dachfirst ragende Spitze der Königswelle.
Graupengang, Pellgang, Peldegang
Schäigang zum Herstellen von Graupen. Ein schnell
drehender Stein schleudert das Schälgut gegen die
geriffelte Wandung eines Käfigs aus Stein oder Blech.
Dabei wird die Schale des Korns abgelöst. Es ist ein
aufwendiger Arbeitsprozess, der mehrmals wieder-
holt werden muss.
Grindel, Grind(e), Gründel
Altertümliche Bezeichnung für Wellen von (Wasser-)
Rädern {28}. Da früher nur ein Wasserrad jeweils
einen Mahlgang antrieb auch synonym für Mahlgang
benutzt.
Grundwerk
Alle am und im Wasser gelegenen festen baulichen
Anlagen, die zu einer Wassermühle gehören, wie
Wehre, Vor-, Frei- oder Mahlgerinne und Pfahlgrün-
dungen.

Holländerwindmühle, Holländermühle
Fest stehender Mühlenturm aus Holz oder Stein mit
einer auf der Turmkrone drehbaren hölzernen Kappe,
die die Flügelwelle mit dem Kammrad und dem
Flügelkreuz enthält. Das Kammrad überträgt seine
Drehbewegung mittels eines Winkelgetriebes auf die
senkrecht stehende Königswelle im geometrischen
Zentrum des Mühlenturms, der meist achteckigen,
aber auch kreisrunden Grundriss haben kann. Die
Kappe kann mittels eines Steerts, eines außen bis auf
den Erd- oder Galerieboden geführten Hebels, auf
einem Gleit- oder Rollenlager in den Wind oder aus
dem Wind gedreht werden. Etwa ab 1850 Einführung
der 1750 in England erfundenen Windrose, die die
Kappe mittels eines Untersetzungsgetriebes automa-
tisch zum Wind dreht. Die Technik der Holländer-
windmühle wurde in den Niederlanden (Holland) per-
fektioniert, erfunden jedoch vermutlich am Nieder-
rhein oder in Ostflandern {16}.
Jalousieklappen
Um 1800 in England entwickeltes System, bei dem
meistens nur am Achterheck des Mühlenflügels
anstelle des Segels über eine horizontale Achse dreh-
bare Klappen aus Holz oder Blech angebracht sind.
Über Zugstangen an den Flügelruten und Kniehebel
am Wellenkopf sind die Klappen durch die hohle
Flügelwelle hindurch mittels einer hinter der Kappe
herabhängenden Kette von außen zu schließen oder
zu öffnen. Weiterentwicklung zu einem automatisch
mittels Fliehkraftregler auf die Drehgeschwindigkeit
des Flügelkreuzes reagierenden Systems.
Kamm
Hölzerner „Zahn" eines Kammrads, vorzugsweise aus
Hainbuchenholz.
Kammrad
Antriebsrad mit Kämmen, die in die Stirnfläche des
Rades eingelassen sind (Stirnrad) oder wie die Zacken
einer Krone in die Radscheibe (Kronrad). Teil eines
formschlüssigen Getriebes.
Kaplan-Turbine
1912-1918 für das Kraftwerk Kaprun von Viktor Kap-
lan entwickelte Propellerturbine mit verstellbaren
Flügeln. Für große Fallhöhen und großes Wasserdar-
gebot verwendbar.
Königswelle
Auch kurz „König" genannt. Hauptwelle eines
Stehenden Vorgeleges.
 
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