Landkreis Nienburg/Weser
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einhalbgeschossig bis zum First circa 15 m über das
Gelände. Eine Montagezeichnung der Reinigungs-
und Schrotereianlage vom 11.08.1925 aus Braun-
schweig zeigt in Schnitten und Grundrissen die kom-
plexe Anlage mit zwei Steinmahlgängen, einem
Doppelwalzenstuhl, einem Doppelplansichter, diver-
sen Reinigungs-, Sicht- und Mischereinrichtungen
sowie den vertikalen (Elevatoren) und horizontalen
(Förderschnecken) Förderanlagen. Die nebenstehende
Nachzeichnung eines Gebäudeschnitts lässt nur einen
Teil der Gesamteinrichtung erkennen.
In den 1970er Jahren nahm die Rentabilität des
Betriebs offensichtlich ab. 1971 wurde das Gebäude
nur noch als Lager für Futtermittel verwendet. 1972
zeigten sich, vermutlich infolge von benachbarten
Tiefbaumaßnahmen, Setzungsschäden am Gebäude,
die zu einem Rechtsstreit mit der Gemeinde Uchte
führten (1973). 1973 wird der Entschluss F. W. Kluss-
manns bekannt, den Betrieb aufzugeben, obwohl
noch die Genehmigung für den Einbau eines Misch-
futtersilos erteilt wurde. Die Gemeinde erwarb
schließlich Grundstück und Gebäude, um eine
Neuerschließung durchführen zu können. 1977/79
erfogte der Gebäudeabbruch. Eine Bestandserfassung
ist vor dem Abbruch nicht erfolgt.
Uchte, ehemalige Motormühle F. W. Klussmann
(Foto: Goldstein, Archiv SG Uchte)
1 Archiv der SG Uchte.
Uchte
Mindener Straße 27
Ehemalige Motormühle Karl Müller
Wahrscheinlich ist diese Mühle die von Gade 1901
erwähnte Dampf-, Mahl- und Sägemühle {20}. Im
Zuge des Straßenausbaus der Mindener Straße brach
man das Gebäude Anfang der 1990er Jahre ab, nach-
dem die Gemeinde den unrentablen Betrieb gekauft
hatte. Das Haus, direkt an der Mindener Straße (Korn-
mühle) gelegen, stand Tiefbaumaßnahmen im Weg.
Eingaben des damaligen Eigentümers an die
Gemeinde, ihm den Erschließungsbeitrag für Kanal-
baumaßnahmen zu reduzieren, lassen die Vermutung
zu, der Betrieb sei zuletzt unwirtschaftlich gewesen.
Die Substanz des dreieinhalbgeschossigen Gebäudes,
dem angebauten Sägewerksschuppen und dem
Schornstein der ehemaligen Dampfmaschine am so
genannten „Speicher" soll zum Teil einsturzgefährdet
gewesen sein.1 Das Erdgeschoss bestand massiv aus
Backstein, die oberen Geschosse waren aus Eichen-
fachwerk mit Backsteinausfachungen errichtet. Die
um 1880 erbaute Kornmühle mit zwei Mahlgängen
sowie die Sägerei wurden von Beginn an mittels
Dampfmaschine und ab Anfang der 1940er Jahre mit-
tels Elektromotor betrieben. Diese Mühle stellt somit
ein frühes Beispiel einer Dampfmühle dar. Bis etwa
1914 gab es als weiteren Erwerbszweig eine Korn-
Uchte, ehemalige Motormühle F. W. Klussmann mit
Müllerhaus, (Foto: Goldstein, Archiv SG Uchte)
brennerei. Unter dem später angefügten offenen
Anbau befand sich die Sägerei mit einem Vollgatter.
Das Kornbrennen stellte man zu Beginn des Ersten
Weltkrieges ein, weil die Kupferrohre und -kessel als
kriegswichtiges Material eingezogen wurden.2
Im Erdgeschoss des mit einer Grundfläche von nur
5,85 x 7,10 m relativ kleinen Kornmühlengebäudes
befanden sich eiserne Winkelgetriebe mit Lichtwer-
ken für die beiden Steinmahlgänge im Geschoss dar-
über. Von der Dampfmaschine im niedrigen Zwischen-
bau zwischen Kornmühle und „Speicher" (vermutlich
ehemals Kornbrennerei) führte ein Riementrieb zur
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einhalbgeschossig bis zum First circa 15 m über das
Gelände. Eine Montagezeichnung der Reinigungs-
und Schrotereianlage vom 11.08.1925 aus Braun-
schweig zeigt in Schnitten und Grundrissen die kom-
plexe Anlage mit zwei Steinmahlgängen, einem
Doppelwalzenstuhl, einem Doppelplansichter, diver-
sen Reinigungs-, Sicht- und Mischereinrichtungen
sowie den vertikalen (Elevatoren) und horizontalen
(Förderschnecken) Förderanlagen. Die nebenstehende
Nachzeichnung eines Gebäudeschnitts lässt nur einen
Teil der Gesamteinrichtung erkennen.
In den 1970er Jahren nahm die Rentabilität des
Betriebs offensichtlich ab. 1971 wurde das Gebäude
nur noch als Lager für Futtermittel verwendet. 1972
zeigten sich, vermutlich infolge von benachbarten
Tiefbaumaßnahmen, Setzungsschäden am Gebäude,
die zu einem Rechtsstreit mit der Gemeinde Uchte
führten (1973). 1973 wird der Entschluss F. W. Kluss-
manns bekannt, den Betrieb aufzugeben, obwohl
noch die Genehmigung für den Einbau eines Misch-
futtersilos erteilt wurde. Die Gemeinde erwarb
schließlich Grundstück und Gebäude, um eine
Neuerschließung durchführen zu können. 1977/79
erfogte der Gebäudeabbruch. Eine Bestandserfassung
ist vor dem Abbruch nicht erfolgt.
Uchte, ehemalige Motormühle F. W. Klussmann
(Foto: Goldstein, Archiv SG Uchte)
1 Archiv der SG Uchte.
Uchte
Mindener Straße 27
Ehemalige Motormühle Karl Müller
Wahrscheinlich ist diese Mühle die von Gade 1901
erwähnte Dampf-, Mahl- und Sägemühle {20}. Im
Zuge des Straßenausbaus der Mindener Straße brach
man das Gebäude Anfang der 1990er Jahre ab, nach-
dem die Gemeinde den unrentablen Betrieb gekauft
hatte. Das Haus, direkt an der Mindener Straße (Korn-
mühle) gelegen, stand Tiefbaumaßnahmen im Weg.
Eingaben des damaligen Eigentümers an die
Gemeinde, ihm den Erschließungsbeitrag für Kanal-
baumaßnahmen zu reduzieren, lassen die Vermutung
zu, der Betrieb sei zuletzt unwirtschaftlich gewesen.
Die Substanz des dreieinhalbgeschossigen Gebäudes,
dem angebauten Sägewerksschuppen und dem
Schornstein der ehemaligen Dampfmaschine am so
genannten „Speicher" soll zum Teil einsturzgefährdet
gewesen sein.1 Das Erdgeschoss bestand massiv aus
Backstein, die oberen Geschosse waren aus Eichen-
fachwerk mit Backsteinausfachungen errichtet. Die
um 1880 erbaute Kornmühle mit zwei Mahlgängen
sowie die Sägerei wurden von Beginn an mittels
Dampfmaschine und ab Anfang der 1940er Jahre mit-
tels Elektromotor betrieben. Diese Mühle stellt somit
ein frühes Beispiel einer Dampfmühle dar. Bis etwa
1914 gab es als weiteren Erwerbszweig eine Korn-
Uchte, ehemalige Motormühle F. W. Klussmann mit
Müllerhaus, (Foto: Goldstein, Archiv SG Uchte)
brennerei. Unter dem später angefügten offenen
Anbau befand sich die Sägerei mit einem Vollgatter.
Das Kornbrennen stellte man zu Beginn des Ersten
Weltkrieges ein, weil die Kupferrohre und -kessel als
kriegswichtiges Material eingezogen wurden.2
Im Erdgeschoss des mit einer Grundfläche von nur
5,85 x 7,10 m relativ kleinen Kornmühlengebäudes
befanden sich eiserne Winkelgetriebe mit Lichtwer-
ken für die beiden Steinmahlgänge im Geschoss dar-
über. Von der Dampfmaschine im niedrigen Zwischen-
bau zwischen Kornmühle und „Speicher" (vermutlich
ehemals Kornbrennerei) führte ein Riementrieb zur