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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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Mühlenbestand in den Gemeinden (alphabetisches Register)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0234
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Mühlen in Niedersachsen und Bremen

Bogen umgeben von den Hofstellen des Wohnplatzes
(Messtischblatt von 1896/98 Nr. 3519; TK 50 Nr. L
3518, Uchte). Der Mühlenbauer Bokemeier aus Süd-
hemmern, Ldkr. Minden-Lübbecke,1 errichtete die
massive Windmühle mit kegelstumpfförmigem, leicht
bauchigem Turm aus Backsteinsichtmauerwerk ur-
sprünglich wohl mit einer zehneckigen, abgestrebten
Galerie. Die Strebenkonsolen aus Sandstein sind noch
im Turmmauerwerk erhalten. Ein Foto von 1933 zeigt
allerdings eine sehr wackelig und provisorisch anmu-
tende Ständergalerie ohne Brüstung, die offensicht-
lich als Vorbild für die denkmalpflegerische Instand-
setzung durch Richard Brüdern in den Jahren
1993-1998 diente. Dieses Foto zeigt auch noch ein
Außenkruiwerk mit Gaffelrad unter dem achtern stark
verlängerten Kappendach, wie es ähnlich die Mühlen
in Diepenau und Wagenfeld-Neustadt aufweisen.
Davor soll die Kappe mittels Steert gedreht worden
sein. Seit 1939 besitzt die Kappe eine Windrose,
deren Bock auf dem etwa 1 m über den Rand des
Turmes hinausgezogenen Hausbalken saß. Wie in den
benachbarten Mühlen von Mösloh und Warmsen-
Hohenleuchte gibt es im Erdgeschoss eine Durchfahrt
für Pferdefuhrwerke. Hier ist sie allerdings über Eck
angelegt, weil der ehemals im Erdgeschoss vorhande-
ne Kollergang einer Ölmühle, ursprünglich mittels
Göpel von Pferden angetrieben, später über eine
Nebenkönigswelle mittels Windkraft, eine gerade
Durchfahrt nicht zuließ.

Warmsen, Windmühle Mösloh, um 1970, rechts
Sägewerkschuppen (Foto: F. Stegemeier)


Die sonstige Mühlentechnik bestand aus Segelgatter-
flügeln, jetzt mit Stahlruten und einer Flucht von 20 m,
zwei Schrotgängen, einem Feinmehl- und einem
Graupengang sowie einem Sechskantsichter. Als
Sekundärantrieb ließ der Pächter Fullriede 1923 einen
Benzol- und Gräper 1963 einen Elektromotor einbau-
en. 1963 wurde der Windmühlenbetrieb stillgelegt.
Eine bemerkenswerte Besonderheit stellte sich bei der
Instandsetzung heraus: Das Flügelwellenhalslager
besteht aus einem Pockholzblock.2
1 Adameck, M.: Die Windmühle Hoyersvörde, in: 900 Jahre
Warmsen, Schriftenreihe der SG Uchte, Bd 5, S. 429.
2 Wormuth, R.: Flügelwellenlagerung, in: DGM-Mühlstein
H. 2, 1998, S. 27.
Warmsen
Mösloh Nr. 203
Windmühle Mösloh
Der zweite, nicht erbberechtigte Sohn des gegenüber
der Mühle liegenden Hofs „Sachten Nr. 12 ", Heinrich
Stegemeier, und seine 1860 angeheiratete Frau
Wilhelmine König aus Willenberg bei Sapelloh haben
den gemeinsamen Bau der Mühle auf dem Mösloher
Feld, einer alten Ackerflur, auf einer kleinen Sand-
steintafel im Mühlenturm inschriftlich dokumentiert:
Heinrich Stegemeier
Wilhelmine König
Schamolo No. 12
Die Mühle wird die Erwerbsgrundlage der beiden
gewesen sein. Im Kirchenbuch der evangelischen Ge-
meinde Warmsen ist am 09.03.1860 deren Aufgebot
vermerkt worden.
Die Wallholländermühle mit Durchfahrt steht auf
leicht erhöhtem Standort, völlig frei zu den Haupt-
windrichtungen orientiert {10}. Ehemals war der Wall
ummauert. Die Mauer ist jedoch Anfang der 1930er
Jahre eingestürzt. Reste fanden sich bei der denkmal-
pflegerischen Instandsetzung 1989-1992. An der
Westseite geht der Wall in einen flachen Anbau über,
der früher einen um 1930 aus einer Mindener Kon-
kursmasse erworbenen Doppelmanteldrehstrommo-
tor für den Antrieb des Vertikalsägegatters enthielt.
Mindestens die Sägeblätter wurden von der Eisen-
gießerei Weymann1 bezogen, möglicherweise auch
das Gatter. Das Gattergestell ist noch vorhanden,
nicht mehr jedoch der Schuppen des Sägewerks, das
1973 abgebrochen werden musste. Vor dem Ersten
Weltkrieg brannte die Mühle aus. Die Brandursache
ist unbekannt.
Der aus Feldbrandklinkern gemauerte Mühlenturm
stand leer, bis 1923 das gesamte Balkenwerk, das
gehende Werk und die Kappe der 1800 in Peters-
hagen für den Schiffmühlenbesitzer Möller gebauten
Windmühle, die man abbrach, eingebaut wurde. Die
 
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