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Dürer, Albrecht; Oerter, Fritz Henry [Hrsg.]; Fränkische Galerie am Marientor [Mitarb.]
Katalog / Albrecht-Dürer-Gesellschaft (Band 1): Albrecht Dürer und Künstler unserer Zeit: Ausstellung der Albrecht-Dürer-Gesellschaft Nürnberg in den Sonderräumen der Fränkischen Galerie am Marientor Nürnberg vom 19.9. - 17.10.1965 — Nürnberg: Albrecht-Dürer-Gesellschaft, 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.62424#0014
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Im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert bringt die Aufwertung der altdeutschen Malerei auch
eine neue Welle der Verehrung Dürers mit sich. Klassik und Romantik in Deutschland schwelgen im
Lobe Dürers und die Künstler der Zeit beschäftigen sich vielseitig mit ihm. Dürerlob und Dürerkritik
wechseln bei Goethe ab, je nachdem, mit welchem Status in Dürers Werk er sich auseinandersetzt.
1790 schreibt er in den „Venezianischen Epigrammen“: „So zerrüttet auch Dürer mit apokalyptischen
Bildern, Menschen und Grillen zugleich, unser gesundes Gehirn“, stellt jedoch am 9. 3. 1808 in einem
Gespräch mit Friedrich Wilhelm Riemer zu Steindrucken der Dürerschen Federzeichnungen fest, „daß
er sich ärgern würde, wenn er gestorben wäre, ohne sie zu sehen.“ 1796 schreibt Wilhelm Heinrich
Wackenroder sein „Ehrengedächtnis unseres ehrwürdigen Ahnherrn Albrecht Dürers“, so vor Er-
scheinen der berühmt gewordenen „Herzensergießungen“, zu denen dieses Stück gehört, abgedruckt
in „Deutschland“, einer Zeitschrift, die der Komponist und Schriftsteller Johann Friedrich Reichardt
herausgab.
Den Höhepunkt erreicht die Dürerverehrung bei den Nazarenern, den Deutsch-Römern, und 1828 in
den Dürerfeiern zum 300. Todestag des großen deutschen Meisters in Nürnberg und Berlin. Die Naza-
rener betreiben nicht nur eine private Verehrung Dürers als Künstler, sie bemühen sich in ihren pro-
grammatischen Kunstvorstellungen auch um eine Vereinigung der großen Italiener mit dem Deut-
schen. Raffael und Dürer figurieren als die Künstler, aus deren Einheit die Vollkommenheit der Kunst
resultieren soll.
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts verlagert sich die Würdigung Dürers einerseits in die Kunst-
geschichte; andererseits sind es aber auch immer wieder die Künstler selbst, die Dürers großes
Können und seine bleibende Bedeutung erkennen. Daß Adolph Menzel zu diesen Künstlern zählt, läßt
sich leicht verstehen. Die ihm eigene Werktreue und seine intensive Studientätigkeit vor jedem Werk
verbinden ihn ganz von selbst mit Dürer. Auch das Menzel zugeschriebene Wort „Genie ist Fleiß“ läßt
 
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