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Stu-

Speier

Mosbach
Ja Meld

(Beifall.) Es kam die ernste Zeit über uns, die
uns beide in's Feld führte, und was dort zwi-
schen uns besprochen wurde, verkündete der Mund
des Großherzogs am 18. Jan. 1871 (Stürmischer
Beifall). Wenn mein Haus den gcsammten
deutschen Fürsten zu immerwährendem Danke ver-
pflichtet ist, daß sie unter Führung des erlauchten
Bundes, der nunmehr geschlossen ist, meinem
Hause die erbliche Kaiserkrone zuführten, so ge-
denke ich in diesem Augenblicke mit tiefer Rüh-
rung der Stunde, wo das an Haupt und Glie-
dern reformirte alte Reich wieder hergestellt war
und Deutschland seinen Kaiser wieder hatte.
(Großer Jubel.) Wenn ich diese Worte gesprochen
habe, so fühlt ein Jeder von Ihnen mir nach,
daß sie aus deutschem Munde einem erlauchten
deutschen Fürsten gelten, der bahnbrechend seinem
Volke und dem Vaterlande voranging, die große
Entscheidung herbeizuführen. Der Name des Groß-
herzogs ist fest verbunden nut jenem unvergeß-
lichen und bedeutungsvollen Abschnitt unserer Ge-
schichte. In dieser Gesinnung fordere ich Sie alle
auf mit mir einzustimmcn iden Rus: Seine Kgl.
Hoheit der Großherzog von Baden lebe hoch!"
Brausend ging es durch die weiten Hallen,
der Großherzog kämpfte sichtlich seine tiefe Erre-
gung nieder, über den Disch hin hielten zwei
deutsche Fürsten minutenlang die Hände um-
schlungen, ein weihevoller, unvergeßlicher Moment!
Die weiteren Toaste galten der Frau Groß-
herzogin, der Universität und der Stadt Heidel-
berg, den Gästen u. s. w. In animirtester, pa-
triotisch gehobener Stimmung blieben die Festtheil-
nehmer noch lange beisammen.
Um 9 Uhr bringt die Studentenschaft dem
Usobor mugniÜLSQtüsmrnns Großherzog Friedrich
einen Fackelzug, der großartigen Verlauf nahm.
Morgen früh folgen in der Heiliggeist-
kirche die Ehrenpromotionen, worauf bis zum
Freitag Morgen eine Ruhepause eintritt.

unter denen besonders das schöne Geschlecht ver-
treten war, während es unten im Saal gänzlich
fehlte, verwiesen hatte.
Die Reihe der offiziellen Toaste eröffnete der
Groß Herzog mit folgendem Trinkspruch:
Durchlauchtigster Kronprinz!
Hochverehrte Versammlung!
Wenn ich es unternehme, zu Ihnen zu sprechen,
sö liegt mir daran, daß jedes Wort sicher steht.
Ich ziehe deßhalb vor, meine Ansprache vorzulesen.
„Fünfhundert Jahre deutscher Geschichte über-
blicken wir heute beim Jubelfeste der iÜuxsrbu-
Ourola, Dieses halbe Jahrtausend ist vielfach
von weltgeschichtlicher Bedeutung, da seit manchen
Jahrhunderten Deutschlands Machtstellung weit
über die Grenzen Europas hinaus wirksam ge-
wesen ist. Die Universität Heidelberg hat die
Geschichte Deutschlands im Sinne ihrer Stifter
und Neubegründer begleitet und allezeit thatkräftig
mitgcwirkt, der Nation die Vorzüge der wissen-
schaftlichen Forschung zu gewähren. Nicht unmer
war es dieser Hochschule vergönnt, ihre geistige
Arbeit in Frieden zu vollziehen.
Um so höher schützen wir die Gegenwart,
welche uns berechtigt zu hoffen, daß das neu-
gegründete deutsche Reich die Macht
besitzen werde, den Weltfrieden dau-
ernd zu sichern (Beifall). Wir blicken daher-
dankbar zu dem Sberhaupte des Reiches auf,
nicht nur weil wir in ihm den Träger der Kai-
serkrone und somit der Macht und Größe Deutsch-
lands erblicken, sondern weil wir in der ehrwür-
digen Persönlichkeit unseres Kaisers alles das
vereinigt finden, was weit über die Grenzen des
deutschen Reiches hinaus vertrauenerweckend sich
erwiesen hat, (Beifall) für uns Deutsche gilt daL
Hoch dem Kaiser als eine werthe Pflicht der Ehr-
furcht und Liebe. Ich glaube daher, ^Sie
auffordcrn zu dürfen, Sr. Maj. unserem Kaiser-
erste Huldigung darzubringen, da ich überzeugt bin,
daß Sie alle in ihm den Hört des Friedens und
damit den Schützer und Förderer des geistigen
Wohlergehens der Ration und ihrer Interessen
erkennen werden. Se. Maj. Kaiser Wilhelm, der
Begründer des Reichs, der Behüter des Friedens
lebe hoch!
Begeistert stimmte die Versammlung ein, dann
sprach der deuts cheKronprinz etwa folgendes:
Wo die innigsten Bande der Anhänglichkeit
und Liebe zwei Seelen verbinden, ist es schwer,
vor Vielen ihnen Ausdruck zu geben. Die Stätte
aber, auf der wir hier stehen erleichtert nur wesent-
lich dies auszuführen. Denn hier in Heidelberg
war es, wo seit langen Zeiten die Stämme
Deutschlands, durch ihre Söhne vertreten, ein
geistiges Band schufen, welches für die Zukunft
viel bedeutete.
Die Gesinnungen, welche von dieser Hoch-
schule über ganz Dcutfchl nd sich verbreiteten,
waren im eigentlichen Sinne des Wortes vcr-
köipcrt in dem Großhcrzoge. Das bin ich seit
vielen Jahre Zeuge, und lief bewegt gedenke ich
unserer gemeinsamen Jugendgespräche
des Ausdrucks der Hoffnungen auf eine Zeit, die
wir nicht mehr glaubten zu erleben, für die zu
wirken wir aber beide Hand ui Hand gingen.

Nach
auch die
kommen und ihren: Necckvr mnA-nilmentisminns
dem Großherzog, die Huldigung der oivos aou-
clsinioi nach studentischem Brauche darbringcn.
DaS geschah in der Form eines Fackelzugs, wie
ihn glänzender eine deutsche Hoch'chule Wohl sel-
ten gesehen hat. Die ganze Studentenschaft, Vcr
bindnngs- und Nicht»erbindungsstudentcn, bclhci-
ligte sich daran und die Zahl der Fackelträger
ist mit 3090 nicht zu hoch gegriffen. Einzeln
zogen die Korporationen mit wehenden Fahnen
und unter klingendem Spiel, die Chargirten voran,
bei Einbruch der Dunkelheit über den Neckar
und stellten sich dort zum Zuge auf. Berittene
eröffneten denselben, dann kamen im Wagen der
Ausschuß der Studentenschaft, nach ihnen die
Corps Saxoborussia, Suevia, Vandalia, Gucst-
falia, Rhenaiiia, hierauf die Nichtverbindungsstu-
dcntcn, der Wingolf und zum Schluß die Bur-
schenschaften Alcmania und Frankonia. Der Zug
ging über die alte Neckarbrücke zum Rathhause

Arr Mchug.
den Professoren und Docenten Wollte
studentische Jugend zu ihrem Rechte

Areitag, den 6. August 1886.
Morgens 9 Uhr: Historischer Festzug.
Abends 9 Uhr: Allgemeiner Kommers der
deutcnschaft in der Festhalle.
Samstag, den 7. Angust 1886.
Verschiedene Ausflüge.
Abends 9 Uhr: Große Schloß- und Brückenbe-
lcuchtung, später Gartenfeste mit Tanz
im Museum und in der Harmonie.
Sonntag, den 8. August 1886.
Nachmittags 6 Uhr: Kostümfest auf dem Schlosse.

Z das Feßimhl.
D (Nach-ruck verboten)
D Heute Mittag fanden sich zum erstenmale die
Zf Festtheilnehmer zum gemeinsamen Festmahle zu-
ff i stnnmen, das um 3 Uhr seinen Anfang nahm und
Df im Museum stattfand. Der Hauptsaal war durch
A Topfgewächse und Guirlandcn, der Ncbcnsaal,
t in welchem noch zwei lange Tischreihen Aufstellung
t gefunden, in ähnlicher Weise dekorirt. Dcr Hof
MS und die zur Theilnahme an der Hoftafel Be-
W fuhlenen hatten an einer von den übrigen längs
M Rufenden fünf Tischreihen getrennten Tafel Platz
W genommen. In der Mitte derselben saß der
M deutsche Kronprinz, zu seiner Rechten Prinz Carl,
Zu -seiner Linken Prinz Ludwig, während der
t Großherzog dem Kronprinzen gegenüber Platz ge-
§4 Uommeu hatte. Die Ehre an der Tafel thcil-
A nehmen zu dürfen, war fast ausschließlich den
M Ministern und hervorragenden Gelehrten zu Theil
W geworden. Die übrigen Festiheil nehmer saßen inal-
M phabetischer Reihenfolge, während man die Vertreter
W der Presse, die überhaupt nur in beschränkter Zahl,
U idaruntcr Ihr Berich'crstatter) Zutritt erhielten,
K auf hie Galerien unter die übrigen Zuschauer,

der
JubUäunrs-FeierLichkeiten

12»° Nachts
12°° „
122° „

Areitag, den 6. August. (Kistor. Aestzug)
Rückfahrt von Heidelberg nach:
Mannheim 12^° I5°°
Speier 12°°
Karlsruhe 12°°M6°°
Mosbach 6 -» ^Abends
's , 410 goo Abends
Bretten—Pforzheim 6°-^ „
Samstag, den 7. August. (Schkoßöekeuchtung)
Mannheim Speier Karlsruhe Mosbach Jagstfeld
Abds. 11 11°° liw n>o uw




AMiiMSMchk

Festausgabe.

gratis.

Nummers 4

JubiLänmsjahr 1886

Donnerstag, den 5. August



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