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Jubiläumsjahr 1886

Samstag, den 7. August

ß

treue


das

! Ar

in Nacht versunken sein wird, wird das Vorzug beschieden ist. Der Besitz solcher Güter

lauern innere,


herrliche Fest zu Ende sein und in Alt-Heidel-
berg wieder das Alltagsleben beginnen.
Wer den Festzug gesehen erstaunte Mer die
seltene Pracht desselben und waren es insbeson-
dere die Kostüme, welche an Eleganz und Groß-
artigkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Die
Modelle zu denselben hatte der berühmte Ober-
garderobier Herr Schmitz aus Düsseldorf ange-
fertigt und die Leitung der Herstellungsarbeitcn
übernommen. Er hat die Ideen und Zeichnungen
des geistigen Schöpfers des Festzugs Herrn Pro-
fessor Hoff in greifbarer Gestalt in einer Weise
wiedergegeben und mit einer Meisterschaft die
Scheere geführt, die nicht rühmlich genug aner-
kannt zu werden verdient. Die Herren Schmitz,
Rüstmcister Coutelle und der dritte Künstler im
Bunde Herr Sattlermeistcr Printz haben es mit
in erster Reihe ermöglicht, daß das gewaltige

winden und in dem Streben nach den höchsten
Zielen muthig auszuharren. (Brausender Jubel.)
Wohl dem Reiche, dessen Söhne ihre Ehre darin
finden, "das Ansehen desselben durch ihre Bildung
und Kenntnisse zu erhöhen. In solchem Streben
werden dem Kaiser und dem Reiche Stützen ge-
schaffen, deren Werth jetzt schon zur Geltung
kommt, in später Zukunft aber noch höhere Be-
deutung gewinnt. Daß unser Kaiser sich noch
lange an solchem Streben erfreuen möge und
dadurch die mühevolle Arbeit seines Lebens auf
gute Bahnen geleitet wisse, das ist der Wunsch,
mit dem ich in Ihrer Aller Namen rufe: Gott
erhalte unseren Kaiser Wilhelm! Er lebe hoch!
Orkanartig brauste das Hoch auf den Kaiser
durch die weite Halle, aus vieltausend Kehlen er-
klang mit Begeisterung die Nationalhymne.
Der Vorsitzende der Studentenschaft, crunä.
vasä. Claus, feierte in seinem Toaste auf
den Landesherr, den Großherzog Friedrich als
einen Fürsten, der sein gesegnetes Land zu einem
Musterstaate Deutschlands gemacht, und nicht
minder begeisterter erscholl das Hoch auf den
Nscftor inaAnitiOsirti88inan8.
Die übrigen jemals nach dem gemeinsamen
Absingen eines Liedes ausgebrachtcn Trinksprüche
galten dem Ministerium der badischen Ständen,
den Gästen, dem Fürsten Bismarck, der Heidel-
berger Studenschaft, der Stadt Heidelberg, den
Professoren, der Armee und der Studentenschaft
in Waffen (letzterer von Heinrich von Treitschke
ausgebracht, dem die Studentenschaft eine Ovation
bereitete), worauf die Fidelitas in ihre Rechte
trat. Kurz vorher hatte sich der Großherzog nebst
Gefolge erhoben, um sich zu verabschieden.
Der Großherzog war aus dem 8tmä. vascl.
Claus zugetreten, reichte demselben die Hand und
bat denselben nochmals der ganzen Studentenschaft
seinen Dank auszudrücken. Beim Verlassen der
Festhalle wurde dem Großherzog seitens der Fest-
versammlung die begeistertste Huldigung zu Theil.

Für unsere verehr!.
Abonnenten

Preis
xer Nummer
so Pfennig.

Mr große Frsteommers.
Bei dem gestrigen Festcommers kam
studentische Treiben voll und ganz zum Ausdruck.
Die Festhalle, zu welcher nur die geladenen Gäste
Zutritt hatten, war überfüllt. Der pünktlich um
9 Uhr in der Uniform der Mannheimer Dragoner-
erschienene Großherzog wurde von dem vieltausend-
köpfigen Publikum enthusiastisch empfangen, über-
nahm das Ehrenpräsidium und bestieg derselbe die
Erstrade, um in volltönenden Worten seinen fürst-
lichen Dank auszudrücken. Die oft von lautem
Beifall unterbrochene Rede des Großherzogs lautete
nach meiner stenographischen Aufnahme folgender-
maßen :
Hochverehrte Versammlung!
Ich sage den Unternehmern dieses Festes
meinen Dank für die freundliche Einladung und
dafür, daß mir der Vorsitz in dieser Versammlung
übertragen wurde. Ich schreite zur Ausübung
meines Rechtes, indem ich die werthe Verpflich-
tung übernehme, Sr. Majestät dem Kaiser unsere
erste Huldigung darzubringen. Wir erheben uns
in Ehrfurcht, Liebe und Begeisterung zu dem freu-
digen Ausdruck unserer Gesinnungen. Wohl der
Nation, die zu einem Oberhaupt aufblicken kann,
das die Krone als das Symbol der Macht und
Größe des Reiches so ehrwürdig und selbstlos
trägt (großer Beifall), dessen milde Hand den
Sccpter mit Stärke und Gerechtigkeit führt! Wohl
der Nation, deren Grundrechte nicht von einem
Wechsel menschlicher Anschauungen abhängen,
sondern aus dauerhafter Grundlage ruhen. Dank-
bar erkennen wir, daß uns Deutschen ein solcher

als
^fkausgabe.

^scheint
in der
EAummA

muß aber stets an die Geber derselben erinnern,
an die Vorkämpfer für die Unabhängigkeit, an
die todesmuthigen Känipfer für die Freiheit un-
seres Vaterlandes. Das Bewußtsein der Macht
und des Ansehens unseres deutschen Reiches muß
uns stets die Mahnung bleiben, für die Erhal-
tung dieses kostbaren Besitzes zu wirken.
Da wende ich mich denn an Sie Alle, meine
jugendlichen Academiker, und ermahne Sie zur
Stärkung dieser großen Aufgabe mitzuwirken da-
durch daß Sie Ihre reichen Kräfte zur För-
derung gediegener Kenntnisse aufbieten, die Sie
befähigen, dem Kaiser und dem Vaterlande mit
Hingebung nutzbringend zu dienen. (Lebhafter
Zuruf.) Setzen Sie Ihren Stolz darein, für alle
Aufgaben des Lebens so gut ausgerüstet zu sein,
daß Sie überall helfend einzutreten vermögen.
Bewahren Sie sich dabei die ideale Auffassung,
unter den gegebenen Verhältnissen kaum zu bc- in der die Kraft liegt, das Schwere zu über-
zwingende Werk - einer Kunstschöpfung, wie in
dieser Art die Welt kaum je eines gesehen, so
gelang wie es gestern an unserem Auge vorüber-
zog und wie es sich Hoff wohl nicht schöner und
besser wünschte. Jeder Kenner und alle Beschauer-
waren nicht nur entzückt, sondern geradezu ver-
blüfft über die Schönheit und historisch
Wiedergabe aller Gruppen des Festzugs.

Mr historische Festzug.
(Nackdruck verboten.)
herrlichste Wetter, welches die bisherigen
dem Seiten so sehr begünstigt hatte, war auch
Sob ^r^en Tage in seltenem Maaße beschieden.
den R > der Tag graute, war ganz Heidelberg auf
der um in den Straßen, durch welche
zu seinen Weg nehmen sollte, Aufstellung
M-bhiuen und stundenlang hinter den die Fahr-
des I ^sperrenden Seilen der Vorbeipassirung
heiw Zu harren. Die Extrazüge aus Mann-
dem' Darmstadt, Frankfurt, Mainz, Karlsruhe,
badischen Oberland, der Pfalz, die
Taus dH E großer Verspätung eintrasen, brachten
wenn - don Zuschauern und ich übertreibe nicht,
schlo die Zahl derselben auf 100,00 Veran-
den Marr wird sich das Menschengewühl in
Straßen Alt-Heidelbergs vorstellen
Und "^r Dank der getroffenen Arrangements
haft?« "idht hoch genug anzuerkennenden muster-
Verk s. ^ultung des Publikums kam es zu keinerlei
fallen Ölungen "der nennenswer-hcn "Unglücks-
her,Anktlich zur festgesetzten Zeit traf der Groß-
Hof auf den: ganzen Wege enthusiastischst
inarck^ - " der Fürstentribüne am Ecke des Bis-
vo nsplatzes und der Sophienstraße ein. Die theils
.Festausschuß theils von Privat-Unternehmern
Tril^" besten Aussichtspunkten aufgeschlagenen
waren trotz der hohen Preise zum
^ten Theil dicht besetzt.
lich Abgang des Zuges verspätete sich natür-
r die Harrenden wurden für ihr geduldiges
vs°s '"ehr als entschädigt. Es ist nicht zu
M.gesagt, wenn man den zu Ehren des 500-
stallJstbiläums der Lnxsrto-Ourolu veran-
historischen Festzug, was promp-
, fite Prachtentfaltung, künstlerisches
t^...?^gement und historische Treue be-
ti i,, als die imposanteste Demonstra-
dieser Art von bis jetzt in Deutsch-
ri ) gesehenen Veranstaltungen be-
rechnet.
Pumh -^g brauchte, um an einein gegebenen
vorbeizuziehen, das öftere Verweilen niit-
^rechnet, beinahe eine Stunde.
der- wogt es in den Straßen auf und nie-
. Wirthschaften sind voll besetzt, überall
lcht eitel Festesfreude.
von Abend fand in der Festhalle der große
,der Heidelberger Studentschaft gegebene Com-
dun» zu welchem mehrere tausend Eiula-
die ^gangen sind. Morgen schaaren sich
K Erholung bedürftigen Festtheilnehmer in
D ne Gruppen zusammen, um gemeinsame
2 in das schöne Neckarthal zu unter-
Am Abend wird das alte Schloß noch
rend magischer Beleuchtung erstrahlen, wäh-
ß wki-kLk-'M Neckarsteinach herunter ein mit Feuer-
8 dein ^^vn beladenes Schiff kommen wird, von
t farbige Leuchtkugeln und feurige Raketen
R wirk °stmniel steigen werden. Wenn das Schloß


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