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werde.

Bogel

Druck und Verlag von Wurm L Pfeffer, Heidelbe^

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Schön sind wohl all' die großen Unternehmen,
Die man jetzt schafft für besseren Verkehr;
Auch mußten wir uns schon dazu bequemen
Weil Concurrenz gedroht uns ringsumher;

waren un
die Wahle
bsunders
rem näher

Ein Stadtverordneter muß auserlesen
Und frei von allen irdischen Fehlern sein,
Gewissennaßen mehr ein höheres Wesen,
Wo nie sich stellt ein menschlich Irren ein.
Er muß jedwedes Ding genau verstehen,
Auch in die Zukunft sich'ren Blickes sehen.
Daß selbst das Kleinste was gewirkt er hat,
Geräth zum tausendfachen Wohl der Stadt!

Die Erste ist der Herr des Leibes,
Die Zweite aber der des Weibes,
Das Ganze endlich fehlet nie
Bei jeder echten Compagnie.

Dies auszuführen ist gewiß ein Leichtes
Man muß es nur versteh'» — das ist der Witz!
Ein rechter Stadtverordneter erreicht es,
Wofür hätt' er im Nathhaus einen Sitz?
Hier zeig er uns, daß er versteht zu rathen!
Wir sehen ja recht gerne große Thaten,
Doch heißt's gemeiniglich gleich: Ach und Weh'
Weil wir sie spüren in dem Portemonaie.

Nur dürfte das nicht geh'» in die Millionen,
Bevor man weiß, ob sie sich wirklich lohnen!
Der Fehler werde künftig abgestellt,
Man muß das machen können — ohne Geld.

Politische Gesinnung kann nur stören,
In Anspruch nehmen seine Geisteskraft;
Parteien darf er niemals angehören,
Sein Wirken wäre sonst Parteiherrschaft.
Will einer unparteiisch hier mitlenken,
So darf sein ganzes Fühlen, Sein und Denken
Natürlich höchstenfalls nur soweit geh'n,
Als wie der Heiliggeistthurm ist zu seh'n.

Besitzt ein Auscrwühlter diese Gaben,
Sind uns're Ansprüch' doch noch nicht zu End';
Auch keine Frau soll er, wo möglich haben,
Das schützt uns vor dem — Weiberregiment.
Cousinen, Vettern, Pathen und dergleichen.
Darf er in Freundschaft seine Hand nie reichen,
Weil solches, wenn es je eimn .l passiert,
Gevatterschaft natürlich involvirt!

Vorab bestehe darin sein Beginnen,
Daß er mit Eifer nach den Mitteln sinnt.
Wodurch die städt'schen Lasten bald zerinnen,
Wie unser letzter Schnee im lauen Wind.
Dabei muß es natürlich ihm gelingen,
Verschönerungen stetig zu erringen
An allen Plätzen, aber nur „umsunscht"
Dann zeigt sein Wirken erst die rechte Kunst.

Vorgeschtern hawe se also
Widder en neie Kreisabgeordnete
for die hiesig Schtadt gewählt
un ken lätzi Wahl getroste,
dann unser Owerbürgermee-
schter is recht, er hott Schneid
un loßt sich nit iwer den
Lösf'l balwiren, was for unser
Gemeind norr vun Vordheil
sein kann. Es is en ganzer
Mann, der sein Kopp hott
un sich nit wie e Schilfrohr
vum Schtadtroothswind hin
un hertreiwe loßt, drum de
Hut ab vor'm; d'r zwett werd
aach recht, 's sin Jurischte
die's Hirn un Herz am rechte
Fleck hawe, drum könne m'r
uns gratliere, en Niederhäuser
gibt's nimmi, so lang m'r
die zwee an d'r Schpitz hawe
un deß is gewiß e Wohl-
dhat for die Bergerschaft!
Wie die Kreiswahlmänner do
also ihr Sach zum Gute berothe hawe,
im allgemeine viel geredt worre un hott
um die Schtadtverordnetewahle ghandelt,
liegen wie die Kreiswahle. Do is de-

beisamme
is iwer
sich's do
weil die
battirt worre, was so en Stadtverordneter alles vor Tugende
hawe un for Untugende nit hawe soll. 'S is m'r schwind-
lich worre bei dem Dischbedaat un hab ich gedenkt, gehscht
hecm un verbrich cht en Vers iwer des Thema. M'r wolle
en betitle: „Wie. d'r Stadtverordnete sein soll?"

Auflösung der Charade in voriger Nummer
Tieffurt.

Im Gcldbewill'gen sei er niemals willig.
Gefehlt ist's schon wenn er's unwillig thut!
Die städt'schen Bauten seien stets spottbillig,
Jedoch geschmackvoll hergestcllt uad gut;
Auch will mau den Kasernenstyl nicht eben,
Es soll sich zeigen künstlerisches Streben:
Erstehen soll Alt-Heidelberg in neuer Pracht
Wofern es keine — große Kosten macht!

Erfüllt er die Bedingungen hier alle,
So daß nicht eine cinz'ge davon fehlt,
Und er wird daraufhin im günst'gen Falle
Zum Stadtverordneten dahier gewählt,
Wo er, von edlem Eifer hingerissen,
Alsdann stets spricht und stimmt nach bestem Wisset
Daß man ihn als den Fleißigsten erkennt:
„Do werd' doch manchmool iwer ihn no^
gschennt."

Verantwortlicher Redakteur: Philipp Klausner. Hewe>

Also usf die Art schtellt m'r sich hier so en Schtadtv^.
ordnete vor. Du liewer Himm'l, wie muß sich do eer^
howle un feile loste, bis er als d'r reinschte Unfehlbare A
Anschprüch genügt? Nee, do dhät ich liewer ken Schloß
verordneter werre un mein Ruh un Friede hawe, wann
an ecm rumgenagt werd, wie die Wefze ärmere Süßigk^
Un wann mer's keem recht machen kann, dank ich iweM",
for so e Ehreamt, deß nix einträgt, als höchschtens de
dank un die Schelmerei. Ich werr also unner kener
dingung Schtadtverordneter Männer, geh's wie's will!

GW. o.
„ Toppet
Laß,
tzei L Fl. 20
Abnahme vw

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Dcobel rc. -c.
 
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