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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 8.1883

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Brunn, Heinrich von: Nordgriechische Sculpturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36690#0096

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NORDGRIECHISCHE SCULPTUREN

in sepuicraler Bedeutung wiederkehren. Doch würden sie
eine umfassende systematische Behandlung nöthig machen
und von der nächsten Aufgabe ahführen, welche darauf ge-
richtet sein muss, diesen Sculpturen in stylistischer und
kunstgeschichtlicher Beziehung eine bestimmte Stellung an-
zuweisen.
Die beiden Stelen bilden zwar nicht Seitenstücke, ergän-
zen sich aber für unsere Betrachtung vortrefflich als Darstel-
lungen einer männlichen und einer weiblichen Gestalt aus
der Wirkiichkeit, welche beide mit mässigem künstlerischen
Aufwande für die gleiche Bestimmung an einem und demsel-
ben Orte und so ziemlich zu gleicher Zeit ausgeführt sind: an
beiden sind noch die Beste des Archaismus deutlich erkenn-
bar, sei es in der Strenge der Formengebung, sei es in der
Stellung der Füsse oder der noch des geistigen Ausdruckes
entbehrenden Bildung des Auges.
Gehen wir von dem allgemeinen Ausdrucke aus, so haben
beide Gestalten etwas Schmuckloses, ja Kunstloses und im
Einzelnen wenig Entwickeltes. Am stärksten tritt dieser Cha-
rakter in den Beinen des Jünglings hervor, die, auch abgese-
hen von dem platten Aufsetzen beider Füsse auf den Boden,
in Zeichnung und Modellirung jeder feineren Durchbildung
entbehren und in ihrem fast rohen Zuschnitt einen ziemlich
hölzernen Eindruck machen. Kaum besser sind die Arme,
allerdings gerundeter in der Form und an den freilich zu lang
gerathenen Händen durch die Finger reicher gegliedert,wäh-
rend an den Füssen die Zehen nicht einmal angedeutet sind.
Aber gerade hier verräth sich in der Laxheit der Behandlung
der Mangel an Verständnis der einzelnen Formen. Sonst ist
der Körper fast ganz durch die Kleidung bedeckt oder viel-
leicht noch richtiger: zugedeckt, so dass z. B. die Form des
linken Oberarmes sich nicht in bemerkbarer Weise von der
Brust loslöst, Nur der Umriss der rechten Hüfte wird sicht-
bar/aber man möchte fast sagen, um das geringe Körper-
yerständniss des Künstlers nur noch deutlicher zu verrathen:
denn im Profil gebildet bleibt sie von der Dreiviertel-
 
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