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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 8.1883

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Furtwängler, Adolf: Kopf aus Lerna
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https://doi.org/10.11588/diglit.36690#0214

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KOPF AUS UERNA

kreisförmige Rundung etwas verlässt. Eine kleine Erhöhung
am Ende der Haare hinter den Ohren, die eben stehen ge-
blieben ist weii der Kopf an eine Reliefwand stiess, darf nicht
etwa als Rest von einst auf die Schulter herabfallenden Loc-
ken angesehen werden, was unmöglich ist.
Der Kopf war jedenfalls für die Untenansicht berechnet
und ist deshalb die obere Eiache des Haares nur fluchtig be-
hauen. Die ursprüngliche und richtige Ansicht ist die von
vorn, wie sie unsere Tafel links giebt. Der Kopf macht eine
leise Wendung nach seiner Rechten. Auch steht das rechte
Ohr ein wenig tiefer als das linke.
Dass die Köpfe von Hochreliefhguren auch einzeln und zum
Einsetzen gearbeitet wurden, ist eine Thatsache, für die sich
in jüngster Zeit die Reispiele von verschiedenen Orten ge-
mehrt haben, ich selbst habe in der Sammlung Sabouroff
zwei derartige Köpfe veröffentlicht ^ und im Texte dazu eini-
ges Entsprechende erwähnt.
Ich möchte hier ausserdem noch auf einen Kopf hinweisen,
der allgemeiner bekannt ist und bisher für den einer Statue
gegolten hat; ich meine den verhüllten Frauenkopf aus Apol-
lonia in Epirus, den L. Heuzey gefunden und als den einer
Demeter veröffentlicht hath Derselbe war ebenfalls zum Ein-
lassen in einen Torso bestimmt; er stammt von einem Hoch-
relief wie die glatte Abarbeitung an seiner linken Nebenseite
zeigt. Er gehörte offenbar einer nach rechts sitzenden Gestalt
an und seine einzig richtige Ansicht ist die im Profil nach
rechts; die linke Hand fasste vermuthlich den Schleierrand.
Es ist demnach höchst wahrscheinlich, dass der Kopf zu ei-
nem grossen Grabrelief gehörte, wo dieser Frauentypus ja
zu Hause ist. Das Ganze scheint eine locale Nachahmung der
bekannten Gattung monumentaler Grabmäler in Attika. Der
Reiz des Kopfes, der seinen Entdecker so sehr bestach, be-

1 Tafel XH-XIV. XXII.
2 par potu' ÖgMCOtU'ay. äcs yr. I 1873
Tf. I S. 5.
 
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