Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 8.1883

DOI Artikel:
Furtwängler, Adolf: Kopf aus Lerna
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36690#0215

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KOPF AUS LERNA

197

steht im gesammten Umrisse, der schönen Haltung und Nei-
gung; wogegen alles Einzelne eine wenig geübte etwas ängst-
liche Hand verräth, die unvermögend ist ihr Original auch
nur von ferne zu erreichen; namentlich ungünstig wirken
die hart und Hach eingesclinittnen Augen., das kleinliche Kinn
und die steifen Haare.
Wir kehren zum Lernaeischen Kopfe zurück. Er wurde für
Demeter erklärt, eine Annahme die bei seinem Fundorte die
natürlichste und nächstliegende ist. Bei Betrachtung des Ori-
ginales jedoch hatte ich den lebhaften Eindruck eines durch-
aus menschlichen, ja individuellen Charakters in dem Kopfe.
Jedenfalls ist soviel sofort einleuchtend, dass er mit jenem
im Kreise des Skopas und Praxiteles entstandenen Demeter-
typus, den wir in der Statue von Knidos bewundern, gar
nichts gemein hat.
Gehört etwa auch er zu einem monumentalen Grabdenk-
male? Ich würde dies für das wahrscheinlichste halten,wenn
der Fundort nicht wäre. Aber nach Pausanias ziemlich ein-
gehender Beschreibung von Lerna und Umgebung (H 36 f.)
dürfen wir dort schwerlich Grabdenkmäler erwarten.
Dagegen würde nichts im Wege stehen den Kopf zu der
Figur einer Priesterin gehörig anzunehmen, die im Heilig-
tliume geweiht war.
Indess soll lriemit durchaus nicht die Möglichkeit bestrit-
ten sein, dass wir es nicht doch mit dem Kopfe einer Deme-
ter oder Kore zu thun haben, und zwar eher der letzteren
als der ersteren ; denn bei Demeter würde man den Schleier
auf dem Kopfe vermissen, wie ihn auch ein Votivrelief aus
Lerna zeigt, das als authentisches Xeugniss der Demeterbil-
dung an diesem Orte gelten kannh
Die Absicht, in dem Ausdrucke des Kopfes Ernst und Ho-
heit mit einer gewissen weichen sich selbst genügenden Fülle

^ Im Museum und bei Milchhöfer (in den Mitth. Bd. IV) N° 496, Wei-
hung des Aristodamos, Demeter mit Schleier und Scepter und Adoranten ;
wie es scheint erst aus dem ersten Jahrh. n. Ohr.
 
Annotationen