Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung (13.1888)

INSCHRIFTEN AUS LESBOS.

Auf dem die Stadt Mytilene überragenden Hügel, der
alten Akropolis, liegt jetzt die in byzantinischer Zeit er-
baute türkische Festung, deren Inneres ängstlich vor den Bli-
cken aller Nichtmuhamedaner, der einheimischen Griechen
wie der europäischen Reisenden, gehütet wird. Conze und
Krummbacher hatten zwar die Ansicht ausgesprochen, dass
von antiken Resten darin nicht viel zu finden sei, allein so-
wohl die beiden französischen Gelehrten Pottier und Hauvette-
Besnault als auch Ernst Fabricius, die sich für wenige Stun-
den Zutritt zur Festung verschafft hatten, entdeckten darin
wichtige Inschriften, die sie im Bull, de corr. hell. IV S.
417 ff. und in den Mittheilungen des athenischen Instituts
Band IX S. 83 ff. veröffentlichten. Als dann später andere
Forscher versuchten, das Innere des Kastro genauer nach In-
schriften zu durchforschen, scheiterten ihre Bemühungen an
dem Widerstand der türkischen Behörden. Um nun dieses
Ziel selbst zu erreichen und vor allem die schon von den
Franzosen publicirten wichtigen Katasterlisten für Th.
Mommsen neu zu vergleichen, wandte ich mich nach Con-
stantinopel, wo der Kaiserlich deutsche Botschafter Herr von
Radowitz mein Vorhaben in der liebenwürdigsten Weise un-
terstützte. Seinen Bemühungen verdanke ich die Erreichung
meines Zweckes und ich benutze gerne diese Gelegenheit, ihm
hierfür den wärmsten Dank auszusprechen. Nächst ihm dan-
ke ich dem Gouverneur von Lesbos Fagri Bey für die mir er-
wiesene freundliche Förderung und Unterstützung.
In der liebenswürdigen Begleitung des Herrn Xenophon
Gkortziotis, betrat ich am 7. Mai zum ersten Male das Kastro