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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 26.1901

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Krüger, Emil: Reliefbild eines Dichters
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https://doi.org/10.11588/diglit.41307#0137
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RELIEFBILD EINES DICLITERS

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lichkeit angestrebt. Auch die Hand ist bis ins einzelne genau
gearbeitet, die Finger und die Fingerglieder sind deutlich
gegeneinander abgesetzt und auf den Gelenken sogar kleine
Falten angegeben.
Der Mantel ist straff um den Körper gezogen, dessen Linien
sich deutlich abheben. Das Ende des Mantels ist von hinten
her über den Schooss geworfen und hängt vorn herunter, wo
es zwischen Bein und Stuhl über dem linken Fusse noch ein-
mal zum Vorschein kommt. Der linke Arm ist im Mantel völlig
verborgen. Das rechte Bein ist vor-, das linke zurückgestellt
und verschwindet hinter dem Fuss des Stuhles. Von der Beklei-
dung der Füsse sieht man am linken Fuss nur das breite
Lederstück der Sandale, das den Fuss auf dem Spann schützt,
vom rechten ist das nach hinten zurückgebogene Ende des
vom Hacken aufsteigenden Riemens noch erhalten. Der Sitz
ist ein steinerner Sessel mit halbhoher Rücken- und niedrigen,
kurzen Armlehnen. Ihr verdickter Rand läuft über der Sitz-
platte in eine Volute aus. Der Sitz wird von einem Löwenfuss
getragen, der in ganz flachem Relief modelliert ist. Auch diese
Teile des Reliefs sind sorgfältig gearbeitet in knapper und
bestimmter Formgebung, doch ohne zierliche Kleinarbeit. In
der Gewandbehandlung ist ein Streben nach Naturwahrheit un-
verkennbar. Die tief eingeschnittenen Falten, die oben schmal
und geradlinig, unten breiter und mit scharfer Kante verlaufen,
bringen das Charakteristische der Körperformen und des
Gewandstoffes in gelungener Weise zur Geltung. Hierfür ist
der straffe Zug der Falten, da wo der Mantel zwischen Stuhl
und Körper eingezwängt ist, an der Kniebeuge und unter dem
linken Arm, desgleichen von der Schulter zum linken Arm
herab, besonders bezeichnend.
Nach seiner geringen Erhebung ist das Stück zu den Flach-
reliefs zu rechnen. Bemerkenswert ist, wie das rechte, hintere
Bein in gleicher Höhe gearbeitet ist wie das vordere und erst
allmählich im Relief abnehmend hinter dem linken Knie ver-
schwindet. Es entspricht das dem im Wesen des Flachreliefs
begründeten Gesetze, dass alle Teile des Reliefs beim Einar-
beiten desselben in den Stein möglichst nahe der Oberfläche
des Steines bleiben. Wenn dabei Teile der Darstellung, die in
 
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