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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Bieber, Margarete: Attische Reliefs in Cassel
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0014
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M. BIEBER

rührt der Rest von einem Kranken her, der auf einer Kline
liegt. Sein Kopf ruht auf einem hohen Kissen. Asklepios
sitzt dem Kranken unsichtbar am Kopfende des Lagers und
legt seine rechte Hand von hinten auf oder um seinen Kopf.
A. Körte (AM. XVIII 1 893, 236 A. 2) erwähnt ein Relieffrag-
ment aus dem Amphiareion in Rhamnus. Dort berührt der
Gott das Kinn des Kranken, der auf einer Kline liegt. Die
von Ziehen publicierten Stücke stammen alle—wie das Cas-
seler—aus Athen. Bei ihnen allen ist als Local das Kranken-
zimmer des Asklepieion am Südabhang der Akropolis zu den-
ken (Ziehen, a.a.O. 239). Wo Adoranten erhalten sind, wendet
Asklepios ihnen immer den Rücken zu. Für den Arzt existiert
nur der Kranke. Zu den durch Ziehens Reliefs bekannten
Elementen fügt das Casseler neu hinzu, dass Asklepios sich
ganz direct mit dem Kranken beschäftigt. Auf allen anderen
Stücken (vielleicht mit Ausnahme des von Körte erwähnten)
überwacht er nur die Operationen, die seine Söhne oder
Töchter vornehmen. Eins oder mehrere dieser Kinder stan-
den gewiss am Fussende der Kline, als Gegengewicht gegen
die Gruppe der Adoranten.— Die warme Empfindung, die in
der Haltung des hilfreichen göttlichen Arztes ausgedrückt
ist, sichert dem Fragment einen Platz in der Geschichte
des Mitleids.

Das Relief wird, wie die meisten erhaltenen Weihreliefs
an Asklepios J im IV. Jahrhundert und zwar wegen des noch
strengen Faltenstils in der ersten Hälfte entstanden sein.
Stilistisch am nächsten steht ihm das Relief vom Südabhang
der Akropolis (von Duhn, Archaeol. Zeit. XXXV 1 877, 1 70 f.
Taf. 15 Nr. 101; Dumont, BCH. II 1 878, 559 ff. Taf. 12; Helbig,
Führer I S.31 Abb. 3; Friederichs-Wolters 1161; Brunn-Bruck-
mann, Denkmäler 533 rechts; Svoronos, Ath. Nationalm. Taf.
CHI Nr. 1467), das nach der Inschrift (Urkunde über den Bund
von Athen und Kerkyra) aus dem Jahre 375/4 stammt. Der hier
dargestellte Demos zeigt in der Haltung des linken Arms und

1 Vgl. Friederichs-Wolters Nr. 1143 -11 51; ,Svoronos, ’Ecpr)(x. dq%. 1908,
102 ff.; Athener Nationalmuseum Taf. XXXIV-XL S. 245 ff. und die Biblio-
graphie in seinen Anmerkungen.
 
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