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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Walter, Otto: Ein Denkmal des Metercultes in Sophia
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0154
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O. WALTER

Da wir durch die in Z. 9 und 10 angenommene Ergän-
zung keineswegs mehr gezwungen sind, an einen Verein als
Stifter zu denken, so können wir ganz gut in dem mit Str
beginnenden Namen in Z. 4 das Subject erkennen; dieses
könnte beispielsweise heissen: Str[atonicus? Aug(usti) oder
Caes(aris)] j n[(ostri) ser(vus)] [ verna [arcarius?].

Nun fehlt im vorliegenden Text noch das Object; für die-
ses haben wir bei unseren Ergänzungsvorschlägen nur mehr
in Z. 8 Platz, mag es da nun aedem, aram, fanum, sacrum oder
sonst wie geheissen haben. Ob Filow mit der Behauptung,
dass es sich sicher nicht um ein Taurobolium handeln kann,
recht hat, ist schwer zu entscheiden1. Jedenfalls muss man
bedenken, dass der Wortlaut, soweit er feststeht, dem Schema
der Mehrzahl der uns bekannten Taurobolien-Inschriften
vollkommen entspricht, so die Devotionsformel einem Kaiser
zu Ehren, die Gottheiten Magna mater und Mentyrannus
(z. B. Dessau Nr. 4146 ff.), die Nennung des Priesters, das Prä-
dicat fecit mit dem Zusatz de sua pecunia (vgl. Zippel 504 ff.).
Filow führt als Beweis für seine Behauptung zunächst den
Umstand an, dass die Inschrift nicht wie die grosse Menge
der Taurobolien-Inschriften auf einem Altar, sondern auf einer
Marmorplatte angebracht ist, muss allerdings dann selbst zu-
geben, dass sich eine Anzahl von Taurobolien-Inschriften
auch auf blossen Platten findet, die ja an gemauerten Altä-
ren befestigt sein konnten. Ferner scheint Filow der Um-
stand dagegen zu sprechen, dass wir aus so frühen Zeiten
und zumal in den Balkanländern kein Taurobolium kennen.
Tatsächlich steht es damit so, dass wir fast sicher schon im
Jahre 105 n. Clir. ein Taurobolium in Pergamon erwähnt fin-
den (Inschr. v. Pergamon II 554), ferner vor dem Jahre 108
in Spanien ein solches voraussetzen können, wenn wir mit
Cumont, bei Pauly-Wissowa III 1983, aus der Nennung einer
cernophora (CIL. II 179=Dessau Nr. 4099) wirklich auf Tau-

1 Die neuere Litteratur über Taurobolien bei Gruppe, Die mytholog.
Literatur aus den Jahren 1898-1905 (Bursians Jahresbericht CXXXVII)
392 f. und 552; dazu Moore, On the Origin of the Taurobolium, Harvard
Studies XVII 1906, 43-48.
 
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