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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Brueckner, Alfred: Kerameikos-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0243
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KERAMEIKOS - STUDIEN

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Scheide zieht; hinter dieser Gruppe ist ein anderes Paar, das
auf höherem Grunde zu beiden Seiten der Reiterfigur verteilt
ist, rechts der Angreifer, der hinter vorgehaltenem Schilde
die Lanze führt, links sein weichender Gegner, der seinen
Speer wie zur Abwehr entgegenstreckt und in der Rechten
einen Stein schwingt, im Schema des Kephalos vor der Eos.
Wo aber findet die Scene statt? Eine Traubenguirlande zieht
sich darüber hin, und von rechts und von links schaut je
ein glatzköpfiger stumpfnasiger Geselle in lebhafter Bewe-
gung dem Kampfe zu, unverkennbar Satyrn, flüchtig wie
auch das Beiwerk der Guirlande gezeichnet. Das ist nicht
mehr im Diesseits gedacht, sondern im Lande der Seligen,
in den Gefilden der odooviog perh]. Weinranken werden den
Toten ins Grab gegeben, sie umziehen als bedeutungsvolles
Ornament die sidonischen Sarkophage, unter Rebengängen
übt sich der Heros Protesilaos in seinen Waffen, zu Satyrn
werden in der Gefolgschaft des Dionysos die seligen Mysten k
"Ev iiaxdQoov vijaoig weilen — so sagt die demosthenische Lei-
chenrede — die Gefallenen, dort treffen sie die kriegerischen
Heroen von Troja. Mit ihrem Bilde in heroischer Fassung
das Gerät des Symposions zu schmücken, entsprach seinem
Verlaufe, denn mit der Spende an die Heroen zu beginnen
forderte die fromme Trinksitte. Wäre von den Trinkliedern
der griechischen Hopliten und Ritter mehr erhalten, so würde
uns voraussichtlich die Vorstellung, dass ihre Heroen gleich
den germanischen Recken der Walhall auch im Jenseits ihrer
Kampfeslust fröhnen, geläufiger sein.

So gut nun das Bild dieses Kraters von den Kampfdar-
stellungen des Kerameikos beeinflusst erscheint, so sind wir
jetzt durch den neuen Fund auch in den Stand gesetzt, die
Nachwirkungen, welche diese öffentlichen Grabmäler als Mus-
ter von Meisterhand auch auf die Monumente der Privaten
haben mussten, einigermassen zu erkennen. Wie viel davon
mit kämpfenden Kriegern aus dem fünften und vierten Jahr-
hundert erhalten, ist in Conzes Attischen Grabreliefs un-

1 Aristoph. Ekkl. 1031 f. (dazu AM. XVIII 1 893, 1 65.184); Pkilostr. 'Hqcoi-
xoc, p. 285, vgl. 291 a. E.; Dieterich, Nekyia 77.

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