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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Frickenhaus, August: Heilige Stätten in Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0280
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268

A. FRICKENHAUS

keiten; für mich scheinen zwei Punkte ausschlaggebend.
Nach Pindar Nenn VII 43 umgab ein 'uralter Hain’ das Neo-
ptolemos-Grab, das ja der Kassotis ganz nahe liegt; der Hain
aber ist offenbar derselbe wie im Hymnus. Der zweite Grund:
der Knabe im Festspiel zog 8ia rrjg 6voga^og£vr]c Aokumag
gegen die akog mit ihrem Drachenbau — der Zugang aber
zur Kassotis führte 8ta xov myoug! Mit der Doloneia hat man
sich soviel gequält, aber es ist hervorzuheben dass unbefan-
gene Gelehrte in ihr ein Tor vermutet haben1: einen über-
wölbten Torweg haben wir kennen gelernt.

Die einzige Schwierigkeit, die bei der vorgeschlagenen
Localisierung des Drachenkampfes übrig zu bleiben scheint,
liegt in dem Worte akog. Aber auch sie ist in Wirklichkeit
nicht vorhanden. Da die Tenne als Versammlungsort delphi-
scher Processionen erscheint (oben S. 263 Anm. 2), so war sie
von bedeutender Ausdehnung, weshalb auch bereits Usener
(Arch. f. Rel.-Wiss. VII 1904,323) an der bisherigen Ansetzung
vor der Athener-Halle zweifelte. Es gibt aber innerhalb des
Temenos nur einen einzigen noch grösseren Platz: die auf
allen Seiten den Tempel umgebende Terrasse2. Sie reichte
ursprünglich bis unmittelbar an die Kassotis, und nach 355
wurde zwar ein Teil des Platzes durch das iayv£yaov ab ge-
trennt, blieb aber auch damals noch vom Tempelplatz her
zugänglich. Nun ist dieser zwar nicht rund, wie man wegen
des Wortes d'kog zunächst erwartet, aber die Lexika geben
genug Belege dafür dass dÄooct (akorj) einfach 'Fläche’ bedeu-
ten kann. Somit verstehe ich unter akaog die Tempelterrasse;

1 Vgl. Th. Schreiber, Apollon PjUhoktonos 14 Anm. 28. Ist die Identi-
fication richtig, so fallen auch von dieser Seite aus (vgl. Friedländer, Argo-
lica 91) die grossen religionsgeschichtlichen Consequenzen, die Usener an
den Namen knüpfte, in sich zusammen : unsere Aokovta stammt aus dem
IV. Jahrh.; der Name ist kaum mehr als ein Scherz, vielleicht erfunden im
Hinblick auf den Knaben, der alle acht Jahre mit brennenden Fackeln
hier durchzog.

2 Leider habe ich die e Zwischenterrasse’ nicht untersucht, weiss des-
halb auch nichts über ihre Verbindung mit der Tempelterrasse, halte es
aber für sehr möglich, dass sie zu dieser gerechnet wurde. An ihrer Sonder-
existenz im IV. Jahrh. ist nach G. Karos Angaben nicht zu zweifeln (vgl.
die zum Wasser führende Treppe).
 
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