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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Xanthudidēs, Stephanos A.: Epinetron
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0343
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EPINETRON

331

von Priniä hervor, auf der Rocken, Spindel und Spinnwirtel
ganz dieselbe Form wie die modernen zeigen.

Es erübrigt noch zu untersuchen, ob der oben beschrie-
bene Gebrauch des Epinetron mit der Erklärung der Lexi-
kographen und der Darstellung auf dem athenischen Exem-
plare übereinstimmt.

Die oben (S. 323) angeführten antiken Texte geben alle
die Formel: ecp3 oü vöoctiv fj vfjüoimiv ti]v xQÖxrjv. Die meisten
Erklärer haben das Wort vrjv1 * falsch gefasst, nur Robert
hat es richtig mit oooQeueiv aufhäufen umschrieben. Ebenso
ist xpoxi] missverstanden worden: es ist nicht der gesponnene
Faden, sondern gerade im Gegenteil hier die ungesponnene
Wolle; erst aus dieser Grundbedeutung wird dann die andere
übertragen, so wie auch wir den Wollfaden oft kurzweg
Wolle nennen.

An einer der beiden Hesychstellen lesen wir tQfßouaiv
statt vrjüouaiv; die Wollflocken wurden wohl zunächst auf
der rauhen, geschuppten Fläche gerieben, um die letzten
Unreinlichkeiten (xqoxüöi«) zu entfernen: diese fielen zu Boden
oder blieben an den Schuppen hängen und konnten dann
abgeputzt werden.

So stimmen die antiken Texte vollkommen zu unserer
Erklärung. Die Unkenntnis des Epinetron, die Blümner den
alten Erklärern vorwirft, trifft eher die neueren; jene oder
ihre Gewährsmänner sahen in jedem Hause, wie die Wolle
bereitet wurde, während der moderne Städter nichts davon
weiss: sein Leben ist von dem antiken zu verschieden.

Ebenso gut passen die Darstellungen auf dem atheni-
schen Epinetron (Abb.1. 2) hierher: die verschiedenen Stadien
der Wollbereitung in der Gynaikonitis sind darauf gemalt.
Auf der einen Seite fasst links eine Frau mit der Rechten
das an einer Schnur hängende Epinetron; es folgen zwei
Frauen, eine hält die Binde zur Befestigung der Wolle am
Spinnrocken, die andere einen Korb voll Flocken. Es ist die
Vorbereitung zur Arbeit, die sich auf der anderen Seite voll-

1 So, nicht veiv; 1. sing, praes. vdoo. Vgl. Cobet, Variae Rectiones 161 ;

Kovtoc, Aoy- cEp[np’. I 488,
 
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