Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

DOI Heft:
[Heft 3-4]
DOI Artikel:
Hepding, Hugo: Die Arbeiten zu Pergamon 1908-1909, 3, Die Einzelfunde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0507
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE ARBEITEN ZU PERGAMON 1908-1909

495

stehung unter Philetairos, unter dem es natürlich noch keine
c pergamenische’ Kunst gab, zu sprechen. Herr Professor Conze
teilt uns nun aber nach Prüfung der Fragmente in Perga-
mon mit, dass unsere Annahme nicht haltbar sei. — Die bei-
den anderen Stücke auf Taf. XXII (Phot. 1 778) 1 stammen von
einer lebensgrossen weiblichen Gewandstatue der Königszeit
(Nr. 3, sehr durch Feuer beschädigt, ist nahe beim Tempel,
Nr. 4 (0,9 h.) im Kellergeschoss gefunden): sie stand auf dem
r. Bein auf, das 1. ist zurückgesetzt, als halte sie eben im
Schreiten inne. Kräftige tiefe Falten bildet infolge dieser
Bewegung das in schweren Massen bis auf den Boden herab-
fallende Gewand; der Fuss auf sehr hoher, oben und unten
mit einem Rand versehener und zwischen der grossen und
kleinen Zehe eingezogener Sohle berührt nur mit der Spitze
den Boden. Über dem Knie erkennt man die für die hellenis-
tische Kunst charakteristische Andeutung der Liegefalten
durch zwei Doppellinien. Von dem 1. herabfallenden Mantel-
zipfel ist noch ein kleines Stück erhalten.

Die beiden Torsen von weiblichen Gewandstatuen
in zwei Drittel Lebensgrösse, aus weissem Marmor, die auf
Taf. XXIII abgebildet sind, kamen zwischen der Stützmauer
und dem Demeter-Keller zu Tage: Nr. 3 (Phot.1 684.1683) etwa
0,66, Nr. 4 (Phot.1 686.1 685) etwa 0,73 h. Die eine ist nach r. hin
ausschreitend dargestellt, das 1. Bein aufsetzend und eben im
Begriff, das r. aufzuheben. Das r. offene Gewand war über
dem Apoptygma hoch mit einer runden Schnur gegürtet.
Unter den Brüsten ist der Überfall durch zwei grosse, sehr
verstossene verticale Falten gegliedert; die Gewandränder
sind r. etwas altertümlich in sich abtreppenden Zickzackfal-
ten angeordnet. Der eiligen Bewegung kommt der Wind ent-
gegen und presst das etwas schwere Gewand an den Körper
an. Charakteristisch für die pergamenische Kunst sind die
zahlreichen, manchmal sich kreuzenden Liegefältchen, die
durch Doppellinien bezeichnet sind. Auf der Rückseite ist
der Überfall nur angelegt, der untere Teil des Gewandes
überhaupt nicht ausgeführt. Unten zwischen den Beinen im

1 In der Unterschrift der Tafel fälschlich derselben Statue zugeschrieben.
 
Annotationen