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WILHELM VON MASSOW
Lekythos im Brit. Museum mit Darstellung der Deianeira-
entführung (S.83) viel Anhänglichkeit an alte bildliche Tradition:
Herakles hat noch kein Löwenfell, im Bilde sind Füllrosetten
und oben eine .protokorinthische’ Hasenjagd. Trotz diesen
beiden Beispielen zeichnen wir mit Jones die Heraklesgegner
wie den Chiron, weil dessen Typus in der Peloponnes durchaus
der übliche ist, so auf der großen Erzplatte aus Olympia (S.87)
und auf ‘protokorinthischen’ Lekythen, vor allem der Berliner,
die uns mannigfaltige Vorbilder für die Haltung der Getroffenen
liefert (Furtw. 336, Arch. Ztg. XLI 1883 Taf. 10; Baur Abb. 19).
Ergänzende Folgerungen fürs Ganze.
Verhältnisse der Streifen zueinander.
Sind die Bildbeschreibungen des Pausanias soweit im wesent-
lichen richtig ausgelegt und annähernd auch bemessen — einzelne
Abweichungen in der Breite würden sich vermutlich durch die
Menge der Bilder ausgleichen —, so läßt sich folgendes über
die Streifenverhältnisse sagen. Der III. enthält als einziger eine
zusammenhängende Darstellung, deren beide aufeinander zu-
strebende Hälften als Gegenstücke zu denken sind. Ebenfalls
zweigeteilt ist der V. Streifen, nur gehen hier die beiden Hälften,
deren Gleichmaß zwar nicht bezeugt, aber wie in unserer Zeich-
nung sehr wohl durchführbar ist, auseinander. Der I. Streifen
ist den beiden genannten insofern ähnlich, als er aus fünf
länglichen Bildern besteht, die, wie der Irrtum des Pausanias
beim Gespann des Iolaos ergibt, nicht durch irgendwelche
betonte Trennungslinie voneinander abgehoben waren, so daß
die gesamte Chora ihren friesartigen Charakter bewahrte, wie
oben gesagt an den Epistylfries von Assos gemahnend. Von
diesen drei Streifen sind die beiden dazwischenliegenden ebenso
grundverschieden wie untereinander ähnlich. Nur im II. und
IV. begegnen uns Versbeischriften, was schon auf größere Ge-
räumigkeit der Bilder hinweist. Gestreckte Bilder fehlen. Alle
lassen sich vielmehr in Rechtecke fassen, die meistens einem
Quadrat nahekommen oder wenigstens lange nicht die Breite
beanspruchen wie etwa das Amphiaraosbild, eins der kürzesten
unter denen der ungeraden Chorai. Im IV. Streifen wurden,
WILHELM VON MASSOW
Lekythos im Brit. Museum mit Darstellung der Deianeira-
entführung (S.83) viel Anhänglichkeit an alte bildliche Tradition:
Herakles hat noch kein Löwenfell, im Bilde sind Füllrosetten
und oben eine .protokorinthische’ Hasenjagd. Trotz diesen
beiden Beispielen zeichnen wir mit Jones die Heraklesgegner
wie den Chiron, weil dessen Typus in der Peloponnes durchaus
der übliche ist, so auf der großen Erzplatte aus Olympia (S.87)
und auf ‘protokorinthischen’ Lekythen, vor allem der Berliner,
die uns mannigfaltige Vorbilder für die Haltung der Getroffenen
liefert (Furtw. 336, Arch. Ztg. XLI 1883 Taf. 10; Baur Abb. 19).
Ergänzende Folgerungen fürs Ganze.
Verhältnisse der Streifen zueinander.
Sind die Bildbeschreibungen des Pausanias soweit im wesent-
lichen richtig ausgelegt und annähernd auch bemessen — einzelne
Abweichungen in der Breite würden sich vermutlich durch die
Menge der Bilder ausgleichen —, so läßt sich folgendes über
die Streifenverhältnisse sagen. Der III. enthält als einziger eine
zusammenhängende Darstellung, deren beide aufeinander zu-
strebende Hälften als Gegenstücke zu denken sind. Ebenfalls
zweigeteilt ist der V. Streifen, nur gehen hier die beiden Hälften,
deren Gleichmaß zwar nicht bezeugt, aber wie in unserer Zeich-
nung sehr wohl durchführbar ist, auseinander. Der I. Streifen
ist den beiden genannten insofern ähnlich, als er aus fünf
länglichen Bildern besteht, die, wie der Irrtum des Pausanias
beim Gespann des Iolaos ergibt, nicht durch irgendwelche
betonte Trennungslinie voneinander abgehoben waren, so daß
die gesamte Chora ihren friesartigen Charakter bewahrte, wie
oben gesagt an den Epistylfries von Assos gemahnend. Von
diesen drei Streifen sind die beiden dazwischenliegenden ebenso
grundverschieden wie untereinander ähnlich. Nur im II. und
IV. begegnen uns Versbeischriften, was schon auf größere Ge-
räumigkeit der Bilder hinweist. Gestreckte Bilder fehlen. Alle
lassen sich vielmehr in Rechtecke fassen, die meistens einem
Quadrat nahekommen oder wenigstens lange nicht die Breite
beanspruchen wie etwa das Amphiaraosbild, eins der kürzesten
unter denen der ungeraden Chorai. Im IV. Streifen wurden,