FORM UND BEDEUTUNG DER SITZENDEN GESTALT
193
Typen archaischer Sitzfiguren auf Vasen zustande1, ja diese
Lebendigkeit überschlägt sich und wird zur Manier: der Hermes
einer jetzt verschollenen sf. Hydria2 dreht sich nach einer nicht
vorhandenen Person um, und auf einer anderen sf. Hydria in
Berlin3 betrachten die Ortsnymphe und Athena die Tat des
Herakles überhaupt nur über die Schulter, indem sie sich beider-
seits nach ihm umwenden (Abb. 14).
Abb. 14. Von schwarzfiguriger Hydria in Berlin.
Wir verlassen die göttliche Sphäre, um uns den Heroen
der Sage zuzuwenden. Daß thronende Herrscher auf attischen
Vasen fast ganz fehlen, haben wir schon hervorgehoben. Ich
kenne nur den orientalischen König Midas4, dem der gefangene
Silen vorgeführt wird, und die thronende Demodike5, die dem
Minotauroskampf zusieht.
1 z. B. Hydria des Pamphaios (Hoppin, Handbook 305). Sf. Hydria
in Compiegne (Gerhard, Auserl. Vasenb. 314. Corpus Vasorum, France
pl. 104 Nr. 1).
2 Gerhard, Auserl. Vasenb. 183.
3 Furtwängler 1898. Hier Abb. 14 nach Phot. P. Glaetzer. Eine
seltsame Degeneration des Typus zeigt auch eine sf. Hydria im Louvre
(Pottier, Vases antiques II F 299 pl. 84), die sich wohl auf Theseus-Taten
bezieht: hier sitzen sich Athena und Hermes in der Mitte des Bildes ganz
dicht gegenüber und kehren den Abenteuern ihres Helden den Rücken.
4 Im Louvre (Pottier, Vases antiques II F 166 pl. 76), in Eleusis
(AM. XXII 1897 Taf. 13). Thron des Midas in Delphi (Herodot I 14, 10).
5 Tyrrhen. Hydria in Leiden (Roulez pl. = Reinach, Rep. des
vases peints II 271). Buschor (Furtw.-Reichh. III S. 221 zu Taf. 153) faßt
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XLI 1916. 13
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Typen archaischer Sitzfiguren auf Vasen zustande1, ja diese
Lebendigkeit überschlägt sich und wird zur Manier: der Hermes
einer jetzt verschollenen sf. Hydria2 dreht sich nach einer nicht
vorhandenen Person um, und auf einer anderen sf. Hydria in
Berlin3 betrachten die Ortsnymphe und Athena die Tat des
Herakles überhaupt nur über die Schulter, indem sie sich beider-
seits nach ihm umwenden (Abb. 14).
Abb. 14. Von schwarzfiguriger Hydria in Berlin.
Wir verlassen die göttliche Sphäre, um uns den Heroen
der Sage zuzuwenden. Daß thronende Herrscher auf attischen
Vasen fast ganz fehlen, haben wir schon hervorgehoben. Ich
kenne nur den orientalischen König Midas4, dem der gefangene
Silen vorgeführt wird, und die thronende Demodike5, die dem
Minotauroskampf zusieht.
1 z. B. Hydria des Pamphaios (Hoppin, Handbook 305). Sf. Hydria
in Compiegne (Gerhard, Auserl. Vasenb. 314. Corpus Vasorum, France
pl. 104 Nr. 1).
2 Gerhard, Auserl. Vasenb. 183.
3 Furtwängler 1898. Hier Abb. 14 nach Phot. P. Glaetzer. Eine
seltsame Degeneration des Typus zeigt auch eine sf. Hydria im Louvre
(Pottier, Vases antiques II F 299 pl. 84), die sich wohl auf Theseus-Taten
bezieht: hier sitzen sich Athena und Hermes in der Mitte des Bildes ganz
dicht gegenüber und kehren den Abenteuern ihres Helden den Rücken.
4 Im Louvre (Pottier, Vases antiques II F 166 pl. 76), in Eleusis
(AM. XXII 1897 Taf. 13). Thron des Midas in Delphi (Herodot I 14, 10).
5 Tyrrhen. Hydria in Leiden (Roulez pl. = Reinach, Rep. des
vases peints II 271). Buschor (Furtw.-Reichh. III S. 221 zu Taf. 153) faßt
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XLI 1916. 13