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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Drittes Heft
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Möbius, Hans: Über Form und Bedeutung der sitzenden Gestalt in der Kunst des Orients und der Griechen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0236
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210

HANS MÖBIUS

auf attischen Grabmälern1 und neben Polydeukes auf der Fico-
ronischen Cista2. Seine Darstellung in der Malerei bot große
perspektivische Schwierigkeiten, die schon den ägyptischen
Künstlern zu schaffen machten (S. 136); der Maler, der die
Tomba degli auguri in Corneto3 ausschmückte, vermochte ihrer
noch nicht Herr zu werden, dagegen ist auf einem frühunter-
italischen Krater in Florenz4 ein schlafender Jüngling in voll-
endeter Weise ins Dreiviertelprofil gesetzt. In hellenistischer Zeit
sind die Statuen kleiner schlafender Fischerknaben5 6 7 und Laternen-
träger0 häufig, eine große Sklavenstatue besitzen wir in dem
Schleifer der T ribuna zu Florenz ', der wohl skythischen Typus trägt.
Nur in Italien finden wir bei der Arbeit auf dem Boden
sitzende Frauen, z. B. kränzeflechtende Mädchen auf einem
Wandgemälde aus der Tomba della caccia e pesca8, eine Frau
zwischen ihrem Arbeitsgerät auf einem praenestinischen Spiegel9,
Spinnerinnen auf italischen Gemmen10 11, Weberinnen auf dem Fries
vom Nerva-Forum n. Überhaupt scheint, wenigstens in Etrurien,
das Sitzen auf der Erde stärker üblich gewesen zu sein als in
Hellas. Auf einem Spiegel aus Orbetelio ist es sogar Zeus, der
in merkwürdig würdeloser Weise hockend seinen Schiedsspruch
zwischen Aphrodite und Persephone fällt12. Ein auf dem Boden

1 Conze, Alt. Grabreliefs Nr. 1054 und 1055 Taf. CCX und CCX1.
2 Pfuhl, Malerei Abb. 628. Behn, Ficoron. Cista S. 25, korrigiert
durch E. Feihl, Die Ficor. Ciste und Polygnot (Tüb. Diss. 1913) S. 66.
3 M. d. 1. XI 25. Martha, L’art etrusque 431 Fig. 286.
4 Nr. 1944. Behn, a. a. O. Taf. II 2.
5 Villa Albani nr. 639. Bulle, Der schöne Mensch2 Taf. 188 r.
6 Rev. archeol. 3. ser. XL 1902, 393 Fig. 1. Vgl. ein figtirl. Bronze-
gefäß in Berlin (Festschr. f. Bode S. 14 mit Taf.).
7 Amelung, Führer Nr. 68. Bulle, a. a. O. Taf. 181. Br.-Br. 425.
Schon im IV. Jh. skythischer Bogenschütze auf Münzen von Kyzikos
(Babeion, Traite pl. 174 Nr. 4. Nomismn VII Taf. V 14).
8 Weege, Etrusk. Malerei S. 63 Abb. 58.
9 Gerhard-Körte, Etrusk. Spiegel V 142. M. d. 1. IX 56. Matthies,
Praenestin. Spiegel 29ff.
10 Furtwängler, Gemmen Taf. XXV 43.
11 M. d. I. X 41. Blümner, Technologie2! 162. E. Strong, Scultura
romana tav. 29.
12 Gerhard, Etrusk. Spiegel IV 325. Arch. jb. XXVI 1911, 142 Abb. 60.
Matthies, a. a. O. 52ff.
 
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