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HANS MÖBIUS
Die übrigen Handwerker hocken, wie schon Bulle1 hervor-
gehoben hat, niemals wie die Ägypter auf dem flachen Boden,
sondern benützen mindestens einen niederen Schemel, und auch
dann sind es meist die Lehrbuben, die mit dieser unbequemen
Sitzgelegenheit vorlieb nehmen müssen. Die Vasenbilder zeigen
uns Töpfer2, Erzarbeiter3, Helmschmiede4, Hermenschnitzer5
und Vasenmaler6, die Terrakotten Köche und Köchinnen7. Auf
einer sonderbaren archaischen Steinplatte mit eingeritzter Zeich-
nung8 und einer sf. Vasenscherbe9, beide von der Akropolis,
erscheint ein vor einer großen Schüssel niedrig sitzender Mann.
III. Von den strengen Regeln des Anstandes befreit sind
natürlich auch:
7. Die Kinder. Die Künstler des archaischen und strengen
Stiles geben sich noch nicht viel mit ihnen ab; als Kind gedacht
ist wohl das nackte Mädchen, das auf einem sf. Votivpinax
von der Akropolis10 auf der Erde sitzt, und hier und da kauert
ein halbwüchsiger Knabe11. Erst von der Mitte des V. Jhs. ab
beginnt die Reihe der entzückenden Kindervasen12, die uns die
1 Der schöne Mensch2 Sp. 402.
2 Zuletzt zusammengestellt von Libertini (Mon. Line. XXVIII1922,
103 ff.).
3 Sf. Oinochoe Brit. Mus. B 507 (Jahn, Handwerk auf Vasenbildern
Taf. V 2). Rf. Schale in Berlin (Furtw. 2294. Furtw.-Reichh. Taf. 135.
Beazley, Att. Vasenm. 187 Nr. 2).
4 Rf. Schale in Oxford (Furtw.-Reichh. III S. 81 Abb. 41). Pyxis
van Branteghem (Klein, Lieblingsinschriften2 88 Abb. 23).
5 Rf. Schale in Kopenhagen (Beazley, Vas. Americ. Mus. 17 fig. 9 bis.
Att. Vasenmaler 26 Nr. 23).
6 Hydria Caputi (Furtw.-Reichh. II 307 Abb. 102).
7 Aus Boeotien (Winter, Typenkatalog I 35. Arch. Ztg. XXXII 1874
Taf. 14. BCH. XXIV 1900 pl. X 3, XI 3).
8 Ph. Le Bas, Monuments figures pl. 89.
9 Qraef, Akropolis-Vasen Taf. 82 Nr. 1525.
10 Akrop.-Vasen Taf. 104 Nr. 2525.
11 Zuhörer eines Flötenspielers auf einer Leagros-Schale (Klein,
Lieblingsinschriften2 73 Abb. 12). Glaukos der Sotades-Schale (Brit.
Mus. D 5. Murray, White Athenian Vases pl. 16. Pfuhl, Malerei
Abb. 526).
12 z. B. Arch. Ztg. XXXVII 1879 Taf. 6, Heydemann, Griech. Vasenb.
Taf. XII 7. 9. = C.-C. 1335. Vgl. Heubach, Das Kind in der antiken Kunst,
Heidelberger Diss. 1903, 26ff.
HANS MÖBIUS
Die übrigen Handwerker hocken, wie schon Bulle1 hervor-
gehoben hat, niemals wie die Ägypter auf dem flachen Boden,
sondern benützen mindestens einen niederen Schemel, und auch
dann sind es meist die Lehrbuben, die mit dieser unbequemen
Sitzgelegenheit vorlieb nehmen müssen. Die Vasenbilder zeigen
uns Töpfer2, Erzarbeiter3, Helmschmiede4, Hermenschnitzer5
und Vasenmaler6, die Terrakotten Köche und Köchinnen7. Auf
einer sonderbaren archaischen Steinplatte mit eingeritzter Zeich-
nung8 und einer sf. Vasenscherbe9, beide von der Akropolis,
erscheint ein vor einer großen Schüssel niedrig sitzender Mann.
III. Von den strengen Regeln des Anstandes befreit sind
natürlich auch:
7. Die Kinder. Die Künstler des archaischen und strengen
Stiles geben sich noch nicht viel mit ihnen ab; als Kind gedacht
ist wohl das nackte Mädchen, das auf einem sf. Votivpinax
von der Akropolis10 auf der Erde sitzt, und hier und da kauert
ein halbwüchsiger Knabe11. Erst von der Mitte des V. Jhs. ab
beginnt die Reihe der entzückenden Kindervasen12, die uns die
1 Der schöne Mensch2 Sp. 402.
2 Zuletzt zusammengestellt von Libertini (Mon. Line. XXVIII1922,
103 ff.).
3 Sf. Oinochoe Brit. Mus. B 507 (Jahn, Handwerk auf Vasenbildern
Taf. V 2). Rf. Schale in Berlin (Furtw. 2294. Furtw.-Reichh. Taf. 135.
Beazley, Att. Vasenm. 187 Nr. 2).
4 Rf. Schale in Oxford (Furtw.-Reichh. III S. 81 Abb. 41). Pyxis
van Branteghem (Klein, Lieblingsinschriften2 88 Abb. 23).
5 Rf. Schale in Kopenhagen (Beazley, Vas. Americ. Mus. 17 fig. 9 bis.
Att. Vasenmaler 26 Nr. 23).
6 Hydria Caputi (Furtw.-Reichh. II 307 Abb. 102).
7 Aus Boeotien (Winter, Typenkatalog I 35. Arch. Ztg. XXXII 1874
Taf. 14. BCH. XXIV 1900 pl. X 3, XI 3).
8 Ph. Le Bas, Monuments figures pl. 89.
9 Qraef, Akropolis-Vasen Taf. 82 Nr. 1525.
10 Akrop.-Vasen Taf. 104 Nr. 2525.
11 Zuhörer eines Flötenspielers auf einer Leagros-Schale (Klein,
Lieblingsinschriften2 73 Abb. 12). Glaukos der Sotades-Schale (Brit.
Mus. D 5. Murray, White Athenian Vases pl. 16. Pfuhl, Malerei
Abb. 526).
12 z. B. Arch. Ztg. XXXVII 1879 Taf. 6, Heydemann, Griech. Vasenb.
Taf. XII 7. 9. = C.-C. 1335. Vgl. Heubach, Das Kind in der antiken Kunst,
Heidelberger Diss. 1903, 26ff.