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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0285
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KRIEGERS AUSFAHRT IN DER ARCHAISCH-GRIECHISCHEN KUNST 239
zwei Personen mit Redegestus, davon die zweite nackt. Das
Geschlecht der ersten muß wieder zweifelhaft bleiben; an einen
Bart braucht man bei der spitzen Kinnzeichnung in dieser Stil-
phase nicht zu denken, und man hat die Wahl, ob man das
Gewand als Männerchiton und ylalva oder als Peplos und
xQ^ösf/vov deuten soll. Die gleiche Person scheint sich vor
den Pferden auf der Scherbe dx. 13 ebenda zu wiederholen,
während auf dem Randstück dx. 12 vielleicht eine Kriegerreihe
zu erkennen ist. — Wir gehen hier in allen Deutungsfragen auf
unsicherem Boden, da unser Material gerade aus dieser Periode
des Experimentierens so spärlich ist.
Aber das lassen alle diese Fragmente doch erkennen, daß
wir in ihnen bereits einzelne Elemente der späteren Ausfahrt-
szenen ausgebildet vorfinden: deutlich sind Personen, die um
ein Gespann als Mittelpunkt gruppiert und mit ihm inhaltlich
eng verknüpft sind.
Wir haben bisher nur den Fall durch die Frühzeit verfolgt,
in dem eine zweite Person vor oder hinter dem Ausfahrenden
stehend zu ihm in Beziehung tritt. Daß auch andere Bestand-
teile der Ausfahrtskompositionen der archaischen Kunst bereits
im Mykenischen vorhanden waren, werden wir erwarten, ohne
im einzelnen Falle ein direktes Fortleben, ein Hindurchretten
des Motivs durch die geometrische Periode von selbständiger
Neubildung oder Übernahme von außen her scheiden zu können A
Aus den jammervollen Trümmern der tirynthischen Wand-
gemälde, deren mühsame Bearbeitung wir Rodenwaldt* 1 2 ver-
danken, läßt sich für unseren Typenschatz einiges wenige mehr
ahnen als gewinnen. Der große Auszug zur Jagd aus Tiryns
zeigte Wagenfahrende und Jäger zu Fuß mit Hunden, und
ebenso die Kriegsszene aus dem Megaron von Mykenai Wagen-

XXU 1907, Taf. 1 u. S. 79 Abb. 2 = Pfuhl, Mal. u. Zeichn. Abb. 84. Un-
gegürtet war er auch in mykenischer Zeit, doch ist die Geschichte der
Lenkertracht noch nicht geklärt; vgl. Rodenwaldt, AM. XXXVI 1911, 234;
Tiryns 11 10 u. 108; v. Mercklin, Rennwagen 43f.; Nachod, Rennwagen 31 f.
1 Vgl. zuletzt prinzipiell Pfuhl, Mal. u. Zeichn. I 96ff.; K. V. Müller,
AM. L 1925, 51 ff.
2 AM. XXXVI 1911, 198ff.; Der Fries des Megarons von Mykenai
24ff.; Tiryns II 5ff., 96ff., zusammenfassend 134ff.

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