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WALTHER WREDE
gestellt. Die stets wieder mit einem Fragezeichen endigende
Untersuchung soll hier nicht erneut geführt werden, und es sei
nur darauf hingewiesen, daß, wer die Annahme eines Versehens
in der Namengebung1 scheut, statt der Gleichsetzung der beiden
Männer an zwei verschiedene Seher derselben Familie denken
mag. Die Methode, aus gleichstämmigen Namen auf Familien-
zusammengehörigkeit zu schließen, bedarf keiner Rechtfertigung2.
— Loeschckes Einwand (Dorpater Progr. 1885, 4, Anm. 2),
ein Seher sei hier überflüssig, da Amphiaraos selbst als solcher
berühmt genug war, ist nicht zwingend. Das Auftreten von
Sehern und Vogelzeichen vor Auszug und Abreise ist als geradezu
typisch allgemein bekannt3. Und auf dem Krater kommt ja
auch noch das Vogelzeichen hinzu! Denn es geht nicht an,
Vogel und Schlange über dem Haupte des Halimedes einfach
zu den übrigen ‘Haustieren’ zu rechnen oder als Reste von
Füllornament abzutun. Die Zusammenstellung von Vogel und
Schlange muß schon an sich stutzig machen4, und man darf
nicht mehr mit Zufall rechnen, wenn sie gerade hier über dem
klagend zusammengekauerten Halimedes erscheinen5. Wir werden
diesen also auch deshalb für eine wichtigere Person halten und
nicht für einen beliebigen Dienertypus (dagegen spricht doch
wohl auch sein sorgfältiges Gewand). Auch hier gilt es, den
Typus zunächst einmal in weiteren Beispielen zu verfolgen.
Es ist ein wichtiges Argument für das starke Einwirken der
korinthischen Schule gerade auf die ‘tyrrhenischen’ Amphoren,
1 Versehen des Paus. od. seiner Quelle: Robert, Hermes XXV 1890,
412, Anm. 2. — Variation des Vasenmalers: Pomtow, Klio VIII 1908,
195 Anm. 2. — Vgl. ferner die Nereide Halimede, Hes. theog. 285 (Stud-
niczka, a. a. O. 22f.).
2 Vgl. z. B. Studniczka, AM. XXIV 1899, 365: T^leax^ocpo?.
8 Erwähnt seien nur: ß315ff. Vogelzeichen bei Priamos’ Ausfahrt
(s. oben S. 261); o 160f. Telemachs Abfahrt von Sparta desgl.; bei dessen
Einschiffung in Pylos o 222ff. erscheint Theoklymenos; deutet
Halitherses dem nach Troja ziehenden Odysseus Vogelzeichen (vgl.
Trendelenburg, <Pavraoiai, 70. Berl. Winck. Progr. 1910, 29f.).
4 11. iH200ff., vgl. Trendelenburg, a. a. O.
5 Weiteres s. S. 296ff. Des dort S. 298 Gesagten wegen halte ich
trotz des Einwandes von Studniczka, a. a. O. 23, der die Schlange der
korinth. Schale Somzee für bloße Raumfüllung erklärt, an der oben
gegebenen Interpretation fest.
WALTHER WREDE
gestellt. Die stets wieder mit einem Fragezeichen endigende
Untersuchung soll hier nicht erneut geführt werden, und es sei
nur darauf hingewiesen, daß, wer die Annahme eines Versehens
in der Namengebung1 scheut, statt der Gleichsetzung der beiden
Männer an zwei verschiedene Seher derselben Familie denken
mag. Die Methode, aus gleichstämmigen Namen auf Familien-
zusammengehörigkeit zu schließen, bedarf keiner Rechtfertigung2.
— Loeschckes Einwand (Dorpater Progr. 1885, 4, Anm. 2),
ein Seher sei hier überflüssig, da Amphiaraos selbst als solcher
berühmt genug war, ist nicht zwingend. Das Auftreten von
Sehern und Vogelzeichen vor Auszug und Abreise ist als geradezu
typisch allgemein bekannt3. Und auf dem Krater kommt ja
auch noch das Vogelzeichen hinzu! Denn es geht nicht an,
Vogel und Schlange über dem Haupte des Halimedes einfach
zu den übrigen ‘Haustieren’ zu rechnen oder als Reste von
Füllornament abzutun. Die Zusammenstellung von Vogel und
Schlange muß schon an sich stutzig machen4, und man darf
nicht mehr mit Zufall rechnen, wenn sie gerade hier über dem
klagend zusammengekauerten Halimedes erscheinen5. Wir werden
diesen also auch deshalb für eine wichtigere Person halten und
nicht für einen beliebigen Dienertypus (dagegen spricht doch
wohl auch sein sorgfältiges Gewand). Auch hier gilt es, den
Typus zunächst einmal in weiteren Beispielen zu verfolgen.
Es ist ein wichtiges Argument für das starke Einwirken der
korinthischen Schule gerade auf die ‘tyrrhenischen’ Amphoren,
1 Versehen des Paus. od. seiner Quelle: Robert, Hermes XXV 1890,
412, Anm. 2. — Variation des Vasenmalers: Pomtow, Klio VIII 1908,
195 Anm. 2. — Vgl. ferner die Nereide Halimede, Hes. theog. 285 (Stud-
niczka, a. a. O. 22f.).
2 Vgl. z. B. Studniczka, AM. XXIV 1899, 365: T^leax^ocpo?.
8 Erwähnt seien nur: ß315ff. Vogelzeichen bei Priamos’ Ausfahrt
(s. oben S. 261); o 160f. Telemachs Abfahrt von Sparta desgl.; bei dessen
Einschiffung in Pylos o 222ff. erscheint Theoklymenos; deutet
Halitherses dem nach Troja ziehenden Odysseus Vogelzeichen (vgl.
Trendelenburg, <Pavraoiai, 70. Berl. Winck. Progr. 1910, 29f.).
4 11. iH200ff., vgl. Trendelenburg, a. a. O.
5 Weiteres s. S. 296ff. Des dort S. 298 Gesagten wegen halte ich
trotz des Einwandes von Studniczka, a. a. O. 23, der die Schlange der
korinth. Schale Somzee für bloße Raumfüllung erklärt, an der oben
gegebenen Interpretation fest.