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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0330
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284

WALTHER WREDE

einen von beiden den Kopf umwenden zu lassen, verstärkt
noch den Eindruck der neutralen, nach beiden Seiten orien-
tierten Mittelachse1.
Der großen Londoner Schale 117, der‘Heerschau des Pisi-
stratus’2 gilt es noch im besonderen unsere Aufmerksamkeit
zu widmen. Sie stellt innerhalb der schwarzfigurigen Malerei
die großartigste Wiedergabe eines Feldheeres mit allen seinen
Waffengattungen überhaupt dar. Von den Reitern sehe ich
hier ab. Die anderen Typen von Hopliten und Bogenschützen
und ihre Gruppierungen sind uns bereits bekannt, aber hier
scharen sie sich anscheinend nicht um einen ausfahrenden Helden:
das Gespann, das den Mittelpunkt bildet, trägt zwei Männer im
Friedensmantel. Somit ist es sehr wohl möglich, daß Helbigs
Deutung, es handle sich um eine Parade, zu Recht besteht.
Denn wir dürfen bei einer so großen sorgfältigen Komposition
kaum mit ‘sinnloser’ Typenzusammensetzung rechnen. Ob der
Maler freilich an eine Heerschau des Epos dachte oder nur
wiedergeben wollte, was er einmal selbst gesehen hatte, läßt
sich ebensowenig entscheiden wie für das von Helbig, a. a. O.
313 ff. herangezogene Hydriaschulterbild (100). Daß für besondere
Gelegenheiten das äg/ua auch außerhalb der Rennbahn im Ge-
brauchwar, hat Helbig, a.a. O., 313 gezeigt (s. auch unten S.356f.).
Die Hauptpersonen der Londoner Schale führen uns noch
einmal auf einige Vasen zurück, die ebenfalls einen Mann im
Mantel als Ausfahrenden zeigen: 17, 55 (Taf. XXIX), 61, 71, 76,
78 (Taf. XXX). Sie geben alle den Typus der Ausfahrtsszenen
mit Zurückbleibenden und Kriegern. Der Gedanke an die Heer-
schau fällt bei ihnen fort. Es würde vergeblich sein, entscheiden
zu wollen, was sich der Maler hier in jedem Falle gedacht hat.
Zum Schluß muß noch eine Variante der Ausfahrtsszene
erwähnt werden: ihre Kombination mit der Rüstungsszene. Die
Rüstungsszenen3 an sich können hier nicht analysiert, und es
1 Z. B- Gerhard, AV. 265, 1 u. 3. Übertragen auf unsere Ausfahrten
68 (Taf. XXIV), 77 (Taf. XXVI).
2 Helbig, Münch. Sitz.-Ber. Phil.-hist. CI. 1897, II 259ff.; Langlotz,
Zeitbestimmung 24 Nr. 5. (S. Exkurs II).
3 Es sind vor allen: der Hoplit, der die Beinschienen anlegt, und
die Schildübergabe, daneben Helmaufsetzen, Lanzenübergabe u. a.
 
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